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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen II.djvu/113

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Klingenberg.


Auf einem ziemlich hohen Felsen am linken Ufer der wilden Weisseritz liegt sehr romantisch das Schloss Klingenberg. Stattlich blickt es hinab in das Weisseritzthal, das von Mittag her mit vielfältigen Krümmungen, bald enger, bald weiter, bis zur 2 Stunden entlegenen Stadt Tharand in nordöstlicher Richtung, sich hinschlängelt, viele anziehende und reizende Punkte dem Besucher darbietend, belebt durch die Geschäftigkeit zweier unter dem Schlosse gelegener Mühlen, eingefasst von fruchtbaren Wiesen und Auen, und beschattet an Ufern und Seiten von üppiger Waldung. Hier, ziemlich in der Mitte von Freiberg, Tharand und Dippoldiswalde, war die Grenzscheide des Meissner und Erzgebirgischen Kreises.

Ist auch die Zeit der Erbauung des Schlosses unbekannt, so dürfte sie doch weit in der Vorzeit zu suchen sein; denn Bauart und Antiken, die Verbindung der Gemächer, Keller und Verliesse, sowie die Treppe aus dem Rittersaale in den Keller lassen schliessen, dass es eine der ältesten Ritterburgen Sachsens ist. Zur Zeit der Reformation war es im Besitze der Ritter von Theler, deren Herrschaft sich über die ganze östliche Umgegend, Ruppendorf, Höckendorf, Potzschappel etc. erstreckte, wie Urkunden und Ruinen von Ruppendorf und Höckendorf (1 Stunde von hier) beweisen. Blühend war damals dieses Geschlecht, fabelhaft reich durch zahlreiche Bergwerke hier und in Höckendorf, höchst ergiebig an edlem Metall, welches die Ritter in eignen Schmelzhütten an der Weisseritz schmolzen. Eine furchtbare Ueberschwemmung zerstörte die Werke, Zeit und Krieg verwischten die Spuren, und nicht hat man sie bis jetzt auffinden können, wenn nicht die in unserm Jahrhunderte aufgenommene Grube: „Edle Krone“ dazu führt. Mögen auch die Ritter verschiedene Wohnsitze gehabt haben, so ist doch anzunehmen, dass sie auf Klingenberg gehaust, wie das Erbbegräbniss derselben in der hiesigen Kirche auf der Nordseite beweisen dürfte. Auch stellt hier ein steinernes Epitaphium den Ritter Ulrich Otto von Theler in Lebensgrösse, aber knieender Stellung dar, welcher vor der Reformation lebte und wegen eines Priestermordes nach Jerusalem wallfahrten musste. Zurückgekehrt setzte er seine Büssung fort, und um sich den Weg nach Golgatha zu versinnlichen, liess er steinerne Säulen mit Heiligenbildern von seinem Gute Höckendorf aus eine Strecke Weges errichten, von welchen noch einige zu sehen sind. – Von einem Konrad von Theler ging Schloss Klingenberg 1621 auf Sigismund von Haugwitz über, und 1633 auf Reichbrodt von Schrenkendorf. In dieser Familie, welche sich in hiesiger Kirche durch Schenkungen und Vermächtnisse

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/113&oldid=- (Version vom 29.10.2017)