Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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und Geheimrathe Wolf Siegfried von Lüttichau auf Baselitz und 1671 dem Oberconsistorial-Präsidenten Gottfried Hermann von Beichlingen. Der folgende Herr auf Zschorna war des Vorigen Sohn, der Grosskanzler Reichsgraf Wolf Dietrich von Beichlingen, ein Mann, der das höchste Vertrauen seines Herrn genoss. Als Schwager der berüchtigten schönen Sibylla von Neidschütz, die ihr Geliebter, Churfürst Johann Georg IV., zur Gräfin von Rochlitz erhob, hatte Beichlingen schon einen unbeschränkten Einfluss auf diesen Fürsten, und als derselbe durch das Pockengift der entseelten Geliebten von gleicher Krankheit hingerafft wurde, wusste sich der schlaue Mann auch bei König August dem Starken in Gunst zu erhalten, obgleich ein höchst gefährlicher Prozess alle Glieder der Neidschützschen Familie bedrohte. Neun Jahre lang blieb Beichling in der völligen Gunst seines Herrn, er war unbedingt der mächtigste Mann im Lande, besass aber dabei einen Stolz, der dem Adel endlich unerträglich wurde, so dass man Intriguen gegen ihn einzuleiten begann. Nachdem man heimlich eine Anzahl Beweise gegen ihn gesammelt hatte, wagte es ein Minister, dem Könige solche vorzulegen und der Günstling wurde plötzlich verhaftet und angeklagt. Wir haben die Beschuldigungen Beichlingens bei der Beschreibung des Rittergutes Dallwitz genannt, doch ist dort sein Todesjahr falsch angegeben, indem der unglückliche, so manches Vergehens wohl mit Unrecht angeklagte Mann erst im Jahre 1725 starb. Unter den Klagepunkten befand sich auch der des unerlaubten und betrügerischen Münzens, indem der Kanzler binnen zwei Jahren zwei Millionen rothe Sechser oder sogenannte „Leipziger Seufzer“ schlagen liess, den Profit aber in die eigene Tasche steckte. Im Mühlenteiche bei Zschorna, erzählt die Volkssage, liegen einige Tonnen dieser Leipziger Seufzer versenkt, die man nach des Kanzlers Sturze im Schlosse fand und welche der König ohne Verzug in den Teich zu werfen befahl. Die Gemahlin des Grosskanzlers von Beichlingen, Dorothea Magdalena geborene von Miltitz, starb 1759 und wurde zu Lenz begraben.
Als die verwittwete Gräfin von Beichlingen starb, besass sie die Güter Zschorna, Dobra, Proschwitz und Nebschütz, doch war Zschorna im Jahre 1711 Eigenthum eines Herrn von Nischwitz. Vermuthlich durch Erbschaft kam Zschorna 1759 an August von der Sahla auf Schönfeld, Lortschen, Ober- und Mittelsohland an der Spree und Liga, der im Jahre 1768 mit Tode abging. Nach ihm kam das Gut an Carl Friedrich von Erdmannsdorf auf Strauch, Hirschfeld und Schönfeld, churfürstlich Sächsischen Kammerherrn, gestorben 1777. Seine Güter erbten fünf Kinder, mit Ausnahme Schönfelds, das der Wittwe blieb, die sich später mit einem Grafen von Bünau vermählte. Vormünder der Erdmannsdorfschen Kinder waren deren Onkel Christoph August von der Sahla und Dr. Christian Heinrich Weinlig, Hof- und Justizrath in Dresden. Zschorna kam im Jahre 1800 an Heinrich Ludwig von Erdmannsdorf, Kammerjunker, Oberforst- und Wildmeister zu Sorau und Herrn auf Ober- und Niederzibelle, der 1841 starb. Dessen jüngster Sohn, Heinrich von Erdmannsdorf, war der letzte Besitzer aus der Familie, jetzt gehört das Gut Herrn Hauptmann Friedrich von Boxberg.
Zschorna ist in die Kirche zu Dobra eingepfarrt, ein hübsches, obgleich einfaches Gotteshaus, das am 30. März 1750 abbrannte, sich jedoch bald wieder aus der Asche erhob, wozu der Wohlthätigkeitssinn der Gräfin Dorothea Magdalena von Beichlingen nicht wenig beitrug, die auch ihre Schlummerstätte in der hiesigen Gruft fand. Zwei Legate der Herren Wolf und Siegfried von Lüttichau von 500 und 400 Thalern, welche zu Gunsten des Pfarrers und Schullehrers gegründet waren, sollen eine andere Bestimmung gefunden haben. Im Jahre 1795 brachen Diebe in die hiesige Kirche ein, ohne jedoch einen erheblichen Raub davon zu bringen. – Collatur über Kirche und Schule zu Dobra haften auf dem Rittergute Zschorna.
Zschauitz liegt bei Grossenhain, an beiden Seiten des Hoppebachs und wird in Ober- und Niederzschauitz eingetheilt. Ersteres liegt auf dem rechten, Letzteres auf dem linken Ufer des Baches, beide jedoch nahe beisammen. Der Ort wird von den Fluren der Dörfer Mölbitz, Göhre, Dobritzen und Striesen begrenzt und mitten durch ihn führt die Strasse von Grossenhain nach Moritzburg. Zschauitz enthält neun Güter, zwei Gärtnernahrungen, eine Schmiede und eine Mühle mit zusammen 140 Einwohnern. Im Jahre 1835 brannte das hiesige, in Niederzschauitz
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/071&oldid=- (Version vom 3.6.2018)