Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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Der Ritter Urbach gründete die Burg Dohna und löste seine Aufgabe zur völligen Zufriedenheit seines kaiserlichen Herrn, so dass Slaven und Deutsche friedlich neben einander wohnten und den Müglitzfluss als Grenze ihrer Gebiete betrachteten. Die neuentstandene Burg blieb Böhmens wichtigste Vormauer gegen das angrenzende Daleminzien oder späterhin sogenannte Oster- und Meissnerland.
Urkundlich geschieht Dohnas zuerst Erwähnung im Jahre 1040 und 1084 erhielt der bekannte Graf Wieprecht von Groitzsch, welcher wahrscheinlich den Gau Budissin besass, bei seiner Vermählung mit Judith, der Tochter des Herzogs Wratislav von Böhmen, den angrenzenden Gau Nisan, zu welchem auf dem linken Ufer der Elbe Stein (das jetzige Königstein), Pirna und Dohna gehörten. Herzog Otto von Mähren umringte 1107 die Burg Dohna mit einer starken Kriegsmacht, um den Herzog Borciboy von Böhmen, welcher auf der Heimreise vom kaiserlichen Hofe sich auf dieser Burg befand, daselbst gefangen zu nehmen; Borciboy aber entfloh des Nachts aus der bedrohten Veste. Als 1109 Graf Wieprechts Sohn vom Kaiser zu Prag gefangen genommen und zur Haft nach dem Schlosse Hammerstein geschickt worden war, musste der alte Graf von Groitzsch zur Befreiung des Sohnes, Mohrungen, Leissnig und die Gauen Nisan und Budissin an den Kaiser als Lösegeld abtreten, welche Besitzungen der Graf von Mansfeld, jedoch nur theilweise, empfing, denn 1113 sass auf der Burg zu Dohna ein kaiserlicher Hauptmann. Herzogs Wladislaus von Böhmen eifrige Bestrebungen, das Schloss Dohna wieder an Böhmen zu bringen, krönte im Jahre 1121 ein glücklicher Erfolg, aber schon 1212 gehörte die Burg mit ihrem Gebiete wiederum dem Kaiser, der sie zu dieser Zeit an den Markgrafen von Meissen verpfändet hatte. In dem Lehnsbriefe, welchen König Ottokar von Böhmen vom Kaiser Friedrich empfing, wird gesagt: „Wir haben auch genanntem Könige das Schloss Dohna sammt allen seinen Gerechtigkeiten gegeben und confirmiret, doch dafern Wir es von dem Markgrafen von Meissen auslösen werden können.“ Der Markgraf von Meissen bekennt im Jahre 1216, dass er eine Anzahl Städte, Märkte und Dörfer, von der Kirche zu Meissen rührend, mit Namen Donenschloss halb mit allen Zubehörungen, Schloss und Stadt Dresden mit der Heyde u. s. w. zum Lehn empfangen habe.
Die Burggrafen, welche seit 1113 auf dem Schlosse Dohna hausten und bald als markgräfliche, bald als bischöflich Meissnische oder auch als Böhmische Lehnsleute vorkommen, scheinen dem fehdelustigen Geiste des Mittelalters ganz besonders gehuldigt zu haben, da dieser in deren Geschichte überall hervortritt. Im Laufe der Zeit waren die Burggrafen, namentlich durch die anwachsende Bevölkerung der neuentstehenden Dörfer, deren Besitzer ihre Lehnsleute wurden, zu einer bedeutenden Macht gelangt, so dass sie kaum noch vor dem Landesherrn das stolze Haupt beugten. Der Adel sah mit Besorgniss auf die gefährlichen Nachbarn, deren Wille massgebend war, weit und breit umher, aber einzelne Edelleute wagten es dennoch, den gewaltigen Grafen entgegenzutreten. Zu ihren hartnäckigsten Gegnern gehörte namentlich der reiche Ritter Rudolf von Körbitz auf dem nahen Meusegast, welcher in unaufhörlichem Unfrieden oder wohl gar in Fehde mit den Dohnas lebte, und sogar 1397 während eines auf der Burg stattfindenden Kindtaufsfestes des Nachts dieselbe erstürmte und den alten Vater der Brüder Maul und Jeschke von Dohna auf sein Schloss in Gefangenschaft führte. Dadurch entbrannte der Zorn der Burggrafen noch mehr und es entstand überall Mord und Brand, die Strassen wurden unsicher und die Felder blieben unbebaut, so dass der Markgraf von Meissen sich ins Mittel schlagen und sein ganzes Ansehen gebrauchen musste, um die erbitterten Gegner zu beruhigen. Während dieser Fehde waren in Maxen, Heidenau und einigen anderen Dörfern markgräfliche Truppen zum Schutze der Reisenden einquartirt.
Die Burggrafen, als Anhänger des böhmischen Königs Wenzel, hatten sich nie recht mit dem Markgrafen von Meissen, Wilhelm dem Einäugigen, vertragen können, weil dieser mit Friedrich dem Streitbaren bei der Wahl von Wenzels Gegenkaiser, Ruprecht, sehr betheiligt gewesen war; aber auch der Markgraf hasste die unruhigen Nachbarn und wünschte sehnlich eine Gelegenheit herbei, dieselben zu demüthigen. Eine solche bot sich im Jahre 1401, wo bei einem sogenannten Adelstanze auf dem Rathhause zu Dresden, welcher gewöhnlich am Martinstage stattfand, auch Burggraf Jeschke von Dohna sich eingefunden hatte. Aufgeregt von Wein und Lust koste dieser ziemlich vertraut mit der anmuthigen Hausfrau seines Todfeindes Rudolf von Körbitz, welcher, von Eifersucht und altem Hass entflammt, dem Burggrafen im Tanze ein Bein stellte, wofür ihm Jeschke eine tüchtige Maulschelle verabreichte. Eine neue Fehde war die natürliche Folge. Umsonst geboten Markgraf Wilhelm und der König von Böhmen beiden Theilen Friede; Jeschke von Dohna, in Verbindung mit seinem Bruder Maul und seinen Vettern Heide und Johann von Dohna, sandte auch dem Markgrafen einen Fehdebrief und Mord und Raub begannen von Neuem, so dass zur Sicherung der Reisenden und Güter die Heerstrasse aus Böhmen nach Meissen näher nach Pirna verlegt werden musste, wo sie auch geblieben ist. Nach langen blutigen Kämpfen, worin Maul und Heide ihren Tod fanden und nachdem der alte Burggraf Otto von Dohna im Gefängnisse des Ritters Rudolf von Körbitz gestorben war, belagerte der Markgraf endlich die Burg Dohna und setzte ihr dergestalt zu, dass Burggraf Jeschke, ihre Eroberung voraussehend, sie heimlich verliess und nach dem nahen Wesenstein flüchtete. Auch diese Burg musste sich dem Markgrafen ergeben und Jeschke floh nach Königstein und von hier endlich nach Ungarn, wo er in der Folge als Landfriedensbrecher das unruhige Haupt auf dem Schaffot verlor.
So kam die Herrschaft Dohna an die Markgrafen von Meissen. Die Burg wurde von herbeigerufenen Bergleuten gänzlich geschleift und das Städtchen Dohna in das Amt Pirna verwiesen; die sämmtlichen Güter aber, als verwirkte Lehen, erhielten neue Herren. Zwar gaben sich die Burggrafen von Dohna, von denen einige Zweige in der Lausitz und Schlesien begütert waren, alle mögliche Mühe ihr Stammhaus wieder zu erhalten, allein die späteren Markgrafen gaben Dohna nicht wieder her und durch den Prager Vertrag von 1459 kam es definitiv an Sachsen. Im Jahre 1803 kaufte der Burggraf Heinrich Ludwig von Dohna auf Uhyst und Hermsdorf den Berg, auf welchem einst das Schloss seiner Ahnen stand und liess die Grundmauern von Schutt reinigen, wobei man ausser dem völligen Steinpflaster des Hofraums auch einige alte Waffen fand.
Nach Vertreibung der Burggrafen scheint ihr erbittertster Feind, Rudolf von Körbitz auf Meusegast, mit mehreren Dohnaischen Gütern belehnt worden zu sein, wozu auch Köttewitz gehörte. Dieses Rittergut besassen die Herren von Körbitz noch im sechszehnten Jahrhundert, und zwar 1513 Ritter Georg von Körbitz und 1560 Friedrich von Körbitz. Letzterer veräusserte Köttewitz an Jacob von Harstall, von dem es späterhin an die Herren von Bünau, eines der reichsten
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/057&oldid=- (Version vom 29.10.2017)