Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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zwei Jahre später lieh er abermals eine Summe von 200 rheinischen Gülden und sicherte dem Stifte zehn rheinische Gülden auf den Dörfern Ibanitz und Litzschnitz. Ihm folgte im Besitze Schwetas Georg Dietrich von Honsberg um das Jahr 1537, der 1554 mit Tode abgegangen zu sein scheint, indem zu dieser Zeit seine Söhne Hans, Heinrich und Gustav mit Schweta und Zubehör beliehen wurden. Der älteste dieser drei Brüder, Ritter Hans von Honsberg war ein wüster grausamer Herr, dessen Andenken durch eine blutige Sage aufrecht erhalten wird, die an das Märchen vom Ritter Blaubart erinnert. Der unmenschliche Edelmann hatte nämlich zehn Frauen geheirathet, die in kurzen Zwischenräumen eines schnellen Todes verstarben. Die erste seiner Gemahlinnen war ein Fräulein von Grostewitz, dieser folgten eine von Brandenstein, eine von Hopfgarten, eine von Holda, eine von Böcken, eine von Creutze, eine von Schönbergk, eine von Weissenbach, eine von Schönfeld und endlich eine von Pflugk, und alle diese Frauen soll der blutgierige Schlossherr kurz nach der Vermählung heimlich ermordet haben. In einem Saale des Schlosses befindet sich noch jetzt ein Altar, an dem die in Stein gehauenen Wappen und Namen der ermordeten Edelfrauen sammt dem Wappen ihres gefährlichen Gemahls zu sehen sind. –
Eustachius von Honsberg besass Schweta um das Jahr 1576 und 1582 vermählte sich Hansens von Honsberg auf Schweta Tochter, Margaretha, mit Hans Jörg von Schönberg auf Schönau, der 1618 starb. Dieser Hans von Honsberg war der letzte Besitzer Schwetas aus dem Stamme der Honsberge, denn 1592 gehörte das Gut Melchior von Hayn, der „drei Scheffel baaren Geldes“ hinterliess. Von ihm gelangte Schweta an den Wohlthäter der Freiberger Schulbibliothek, Adam von Wallwitz, auch Wahlwitz und Weltewitz genannt, der nebst seinen Brüdern Sebastian und Johann das Opus biblicum Regium in acht Theilen für 125 Gülden erkaufte, prachtvoll einbinden liess und genannter Bibliothek verehrte. Von ihm gelangte Schweta 1630 an Caspar von Schönberg, und 1671 an Caspar Heinrich von Schönberg, der es seinem Sohne Caspar Joachim von Schönberg hinterliess. Der folgende Besitzer war 1728 Friedrich Gottlob von Metzsch und 1735 dessen Sohn Ernst Friedrich Gottlob von Metzsch. Später gehörte das Gut den Gebrüdern Johann Ernst Siegmund von Metzsch, königlich Preussischem Obersten von der Armee und Ritter des Verdienstordens, der 1812 starb, und Hans Gottlob Friedrich von Metzsch. Im Jahre 1840 erkaufte Schweta der Kaufmann Albert Barchwitz, und im Mai 1845 kam das Gut an Herrn Heinrich Hensel, dessen Frau Wittwe es noch jetzt besitzt.
Was die Gebäude Schwetas anlangt, so sind dieselben in neuerer Zeit fast durchgängig neu aufgebaut worden. Das alte Schloss, dessen Mauern im Souterrain fast sieben Ellen stark sind, wurde von dem bereits genannten Hans von Honsberg vielfach restaurirt, wovon noch sein eigenes und zwei Wappen seiner Frauen, der von Grostewitz und von Pflugk, am Thurme in Stein ausgehauen, Kunde gehen. Ebenso hat auch Herr Barchwitz, sowie in neuster Zeit die Familie Hensel viel im Schlosse gebaut, um demselben ein freundlicheres und wohnlicheres Ansehen zu geben. – Die Fluren Schwetas, denen die hohen Dämme, die felsigen Einschnitte und die grosse Zschopaubrücke der Chemnitz-Riesaer Eisenhahn zu nicht geringer Zierde gereichen, sind in der Neuzeit durch verschiedenartige Erdarbeiten und Drainirung bedeutend verbessert worden. Das jetzige Areal des Ritterguts Schweta besteht aus 225 Ackern Feld, 35 Ackern Wiese, 54 Ackern Holz, ungefähr 5 Ackern in kleinen Inseln auf der Zschopau und Mulde, und 24 Ackern Zschopauflussbett, worin dem Rittergute, gleichwie bis zum Bauchlitzer Wehre in der Mulde, die Fischerei zusteht. In der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts gehörte zu Schweta auch der sogenannte Kassauer Grosswald, zwischen Hainichen, Mittweida und Frankenberg gelegen, eine der bedeutendsten Waldungen des Königreichs Sachsen, mit welchen die drei Brüder Hans, Heinrich und Gustav von Honsberg gleichfalls im Jahre 1554 beliehen wurden; in den Lehnsurkunden späterer Zeit geschieht indessen des Waldes nicht mehr Erwähnung. Die Tradition erzählt über den Verlust des Waldes folgende Thatsache: „Im Jahre 1575 befand sich im Kassauer Walde ein ungeheures Wildschwein, das anstatt der gespaltenen Hufe mit Bärenklauen versehen war. Churfürst August von Sachsen, bekanntlich ein leidenschaftlicher Waidmann, liess nach erhaltener Nachricht von dem Wunderthiere unverzüglich dem Schwetaer Ritter befehlen, auf keinen Fall das merkwürdige Schwein zu tödten; geschähe es, so würde er dem Ritter ohne Weiteres den Kassauer Wald wegnehmen. Hans von Honsberg war aber nicht der Mann, welcher irgend einem Verbote zu gehorchen sich geneigt fühlte, deshalb griff er nach seinem Jagdzeuge, und war auch bald so glücklich, oder vielmehr so unglücklich, das Wunderschwein zu erlegen, denn Churfürst August hielt Wort und zwang den ungehorsamen Ritter zur Abtretung des herrlichen Waldes. Charakteristisch für Hans von Honsberg ist es, dass er den Hochweitzschener Forst, welchen ihm der gutmüthige Landesherr später als Entschädigung überlassen wollte, nicht annahm, sondern das werthvolle Geschenk trotzig zurückwies. Im Schwetaer Schlosse aber kann man in einem Gewölbe noch heute das Bild des Schweines mit den Bärenklauen sehen, mit der Jahreszahl 1575 und Angabe des Ortes wo der Ritter Honsberg es erlegte.“
Zum Rittergute Schweta gehören ein Antheil vom Dorfe Ibanitz, Limmeritz, das in Urkunden auch Nimmerich und Nimmertitz genannt wird, Technitz, Weitzschenhain, ein Antheil von Wetitz, ein Antheil von Marschitz, ein Antheil von Albertitz und ein Antheil von Staucha, mit zusammen ungefähr 500 Bewohnern.
Das Rittergut Schweta ist nebst den Dörfern Bischwitz, Limmeritz, Forchheim, Stockhausen, Masten, Keuern, Nöthschütz, Strölla, Höckendorf, Möckwitz, Wöllsdorf und den Bischofswiesenhäusern nach Technitz eingepfarrt. Die Kirche zu Technitz wird urkundlich bereits in der frühesten Zeit erwähnt, und ausser dem Pfarrer, welcher an der Mutterkirche fungirte, gab es auch noch einen Kaplan, der in den nahegelegenen Kirchorten Ziegra und Mockritz, wo bis zur Reformation Kapellen standen, den Gottesdienst zu versehen hatte. Dieser Kaplan wohnte in Technitz, und ein Gärtnergut, welches um die Zeit der Reformation an das Rittergut Schweta gelangte, späterhin aber wieder durch Verkauf davon abkam, führte noch zu Anfang des dreissigjährigen Krieges den Namen der Kaplanei und wird unter dieser Benennung in alten Actenstücken oft erwähnt.
Die Kirche von Technitz war ein uraltes Gebäude, eine ohne Symetrie und Geschmack auf einander gehäufte Steinmasse, mit einem eigenthümlich geformten Thurme, dessen oberer Theil aus einer hölzernen Haube bestand
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/019&oldid=- (Version vom 1.10.2017)