Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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In dem an Naturschönheiten so reichen Plauenschen Grunde liegt anderthalb Stunden von der Residenzstadt Dresden, und ebensoweit von dem reizenden Tharand entfernt an der vereinigten wilden und rothen Weisseritz das schöne Rittergut Burgk mit einem äusserst geschmackvollen Schlosse, und neben dem Dorfe erhebt sich der gewaltige Windberg mehr als tausend Fuss hoch über den Spiegel der Nordsee. Der Rücken dieses weithinsichtbaren Berges ist nur auf der nördlichen Seite mit Waldungen bedeckt, und auf seiner nordwestlichen Abdachung befindet sich ein merkwürdiger Erdfall. Hoch über alle Gebirge und Felsenhöhen des Weisseritzthales thürmt sich der mächtige Windberg empor, und die Sage behauptet, dass einst auf seinem Gipfel eine Burg der Grafen von Dohna oder Donyn, die Weissenburg, stand, welche dieses mächtige Dynastengeschlecht sammt der nahen Burg Rabenau im Jahre 1318 vom Markgrafen Friedrich von Meissen in Lehn empfangen haben soll. Von dieser Burg ist indessen keine Spur mehr vorhanden, ebensowenig wie von einer noch älteren Burg, die Wendeburg genannt, die zu den Zeiten Kaiser Heinrichs des Vogelstellers auf der Höhe des Windbergs erbaut wurde. Eine allerliebste Volkssage erzählt dagegen von einem Zauberschlosse im Inneren des Windberges, das ungeheure Schätze bergen soll; und wenn auch die Existenz der Geisterburg zu bezweifeln ist, so birgt doch der Windberg mit einem weiten Umkreise ungeheure unterirdische Schätze, die freilich nicht in Gold und Silber, wohl aber in den unerschöpflichen Kohlenlagern bestehen, welche auf viele Jahrhunderte hinaus eine Goldquelle für ihre Besitzer und eine Erwerbsquelle für Tausende rüstiger Arbeiter bilden. Das Gestein des Windberges ist das sogenannte Rothliegende, die Decke des Steinkohlengebirges, und erscheint als ein feinerdiges und reinthoniges Mineral, in welchem Einschüsse von Quarz, Amethyst, Achat und ähnlichem Edelgestein nicht selten in recht schönen Drusen aufgefunden werden. Auch kommen Kalklagen von achtzehn bis vierzig Zollen Mächtigkeit vor, die indessen sehr zerrissen und verworfen sind. Den Mineralogen ist der Windberg auch als Fundort der sogenannten Staar- und Madensteine bekannt, welche als in Kieselerde verwandelte Pflanzenreste anzusehen sind und der ältesten Flora angehört haben müssen. Sie besitzen viel Aehnlichkeit mit den noch jetzt lebenden Farrenkräutern.
Burgk ist ein uralter Ort und soll wendischen Ursprungs sein, wie denn der Name Burgk von dem slavischen Worte Boragh, welches soviel als „Fichtenhain“ oder nach Anderen „Tannenhain“ bedeutet, hergeleitet wird. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass Schloss und Dorf Burgk seinen Namen von dem ritterlichen Geschlecht der Herren von Burgk (Borc und Borgk in Urkunden genannt) erhielt, von denen Rodenger von Borc um 1250 und Radiger von Borgk um 1280 vorkommt. Die Familie der Burgke scheint zu Anfange des funfzehnten Jahrhunderts noch im Besitze von Burgk gewesen zu sein. Im Jahre 1612 gehörte das Rittergut Georg Zeutzschen, welcher zum Dresdener Defensionswerke ein Ritterpferd stellen musste. Der jetzige Besitzer ist der Freiherr Herr C. F. A. Dathe von Burgk.
Das Rittergut Burgk, welches die Patrimonialgerichtsbarkeit über das Dorf Grossburgk ausübt, besitzt an Areal 145 Acker 210 □ Ruthen, nämlich 3 Acker 27 □ Ruthen Gebäude und Hofräume, 71 Acker 115 □ Ruthen Feld in den Classen 2–7, 5 Acker 186 □ Ruthen Wiesen in den Classen 3–7, 49 Acker 27 □ Ruthen Wald in den Classen 2–4, und 12 Acker 54 □ Ruthen Gärten, Pflanzungen u. s. w. in den Classen 2–7. Durch den gegenwärtigen Besitzer wurden in mehreren benachbarten Ortschaften Grundstücken im Betrage von ungefähr 95 Ackern dazu gekauft und mit zur Bewirthschaftung des Rittergutes gezogen. Im Jahre 1707 brannten die Wohngebäude desselben nebst den daran liegenden Wirthschaftsgebäuden gänzlich nieder, wurden jedoch sofort wieder aufgebaut. Das jetzige Wohnhaus erhielt durch den derzeitigen Rittergutsbesitzer einen neuen Thurm und Ausbau der Dachräume, welche Veränderung im Jahre 1846 stattfand, und dem Schlosse seine jetzige äusserst vortheilhafte Gestalt gab.
Das zum Rittergute Burgk gehörige Dorf gleichen Namens wird zum Unterschiede von dem angrenzenden zu Potschappel gehörigen Dorfe Kleinburgk Grossburgk genannt, und hat nebst dem vom Freiherrn C. F. A. von Burgk gegründeten Neuburgk 130 Feuerstellen mit etwa 1200 Einwohnern. Während des siebenjährigen Krieges wurde das Dorf fast gänzlich verwüstet und die Jahre 1812 und 1813 brachten ebenfalls nicht wenig Kriegsdrangsale über den Ort; seit letztgenannter Zeit aber, und insbesondere seit dem Jahre 1820, wo der Freiherr von Burgk den Steinkohlenbau auf eine höhere Stufe brachte, finden die Einwohner reichliche Arbeit und guten Verdienst, so dass der Wohlstand derselben sich unaufhörlich verbessert.
Während ein grosser Theil der Einwohnerschaft Burgks sich mit dem Steinkohlenbergbau beschäftigt, pflegt man hier auch eine vortreffliche Obstbaumzucht,
Meissner Kreis, 3tes Heft, oder 13tes Heft der ganzen Folge.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/014&oldid=- (Version vom 1.10.2017)