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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen II.djvu/011

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Schloss Riesa,


Rittergut mit dazu gehörigem Vasallen-Städtchen gleiches Namens, auf dem linken Elbufer an dem Einfluss des Jana-Baches in die Elbe, liegt eine Viertelstunde stromabwärts von dem Vereinigungspunkte der Leipzig-Dresdner, der Riesa-Berliner, und der Chemnitz-Riesaer Eisenbahn und der im Jahre 1836 vom Landbaumeister Königsdörfer erbauten, auf 12 Pfeilern ruhenden Eisenbahn-Elbbrücke, mit welcher der sogenannte Röderauer Viaduct, aus zwei hohen Erddämmen und einer Landbrücke von 67 Pfeilern bestehend, in unmittelbarem Zusammenhange steht.

Die gesammte Wirthschaft des Rittergutes ist auf dem, zwei verschiedene Höfe umfassenden, zum Theil aus neu erbauten Scheunen, Stall- und Wohngebäuden bestehenden Vorwerk Göhlis vereinigt. Die Brandweinbrennerei ist ebenfalls in Göhlis; in der Nähe des Vorwerkes ist die sehr schwunghaft betriebene Ziegelbrennerei und in dem Ritterguts-Gehöfte zu Riesa die mit grossen Lagerbier-Kellern versehene Bierbrauerei gelegen.

Dem Rittergutsbesitzer steht das Patronat- und Collatur-Recht über die Pfarreien zu Riesa mit Filial Weyda, und zu Heyda mit Filial Leutewitz und über 6 Schul-Stellen zu.

Riesa kommt in den ältesten Nachrichten unter dem slavischen Namen Risow und Rezowa vor. Schon im Jahre 1111 vom Bischof Dietrich von Naumburg als ein Mönchskloster gegründet, wurde es später in ein Nonnenkloster umgewandelt. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurde es von dem Kloster Bosan, zu dem es bis dahin gehörte, an das Hochstift Meissen überwiesen. Im Jahre 1552 wurde das Kloster aufgehoben und die Oeconomie des Klostergutes von der landesherrlichen Säcularisations-Commission in Beschlag genommen. Churfürst August verkaufte jedoch das eingezogene Klostergut 1554 zum ersten Male „als ein Rittergut“ an Martin von Miltitz um 25000 Mfl., jedoch findet sich in diesen ersten, so wie in den folgenden Lehnbriefen stets das ausdrückliche Versprechen einer Schadloshaltung Seiten des Ober-Lehnsherrn für den Fall, „wenn etwa mit diesen Klostergütern eine Aenderung vorgehen würde.“ Im Jahre 1578 kam das nunmehrige Rittergut Riesa nebst Göhlis an den Dr. Johann v. Embden, und im Jahre 1617 an den von Kiesenwetter, von dem es Churfürst Joh. Georg II. erkaufte und im Jahre 1622 seinen Rath und Director der Holzflösse, Christoph Felgenhauer, damit belehnte. Felgenhauer stand in hoher Gunst bei dem Churfürsten und benutzte dieselbe namentlich auch im Interesse des damaligen Marktfleckens Riesa. Auf sein Gesuch geschah es, dass Churfürst Joh. Georg II., laut Urkunde vom 28. Juli 1623, dem Orte die Stadtrechte verlieh.

Die Gunst, in welcher Felgenhauer bei seinem hohen Herren stand, gereichte aber dem Rittergute zum grossen Nachtheil, als im Verlaufe des 30jährigen Krieges die schwedischen Truppen auf dem Gute eines erklärten Günstlings ihres damaligen Feindes mit besonderer Wuth hauseten. Dreimal, 1637, 1642 und 1645 wurde es geplündert und fast ganz verwüstet. Dr. Abel Ficker auf Auerbach gelangte hierauf, als Schwiegersohn des ebengedachten Felgenhauer, auf kurze Zeit in Besitz von Riesa, welches jedoch bald wieder an die männlichen Descendenten Felgenhauer’s kam und im J. 1722 von Heinrich von Felgenhauer an den Kammerherrn von Wehlen auf Martinskirchen verkauft wurde. Das Gerücht sagt, dass dieser Letztere als ein Opfer der berüchtigten Jungfrau auf der Jungfer-Bastion in Dresden fiel und sein enthaupteter Körper in der Kirche zu Martinskirchen ruhen soll. Sein Sohn und Besitz-Nachfolger, der herzogl. meiningensche Kammerjunker v. Wehlen konnte das Gut nicht erhalten; es wurde im Jahre 1744 unter Sequestration gestellt und 1746 erstand es der Commerzienrath Hanisch aus Pirna für 84,000 Thlr. Nach dessen Testamente ging es im Jahre 1764 an seinen Neffen, den gräfl. Schönburg’schen Justiz-Amtmann Joh. Christoph Hanisch in Glauchau über, welcher später, unter Beilegung des Namens

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/011&oldid=- (Version vom 1.10.2017)