gewöhnlich Rittergut Bockwitz genannt, ist früher Vorwerk des Bornaer Schlosses gewesen.
Die erste Zwingfeste in Borna ist wohl im 9. Jahrhundert entstanden und im 13. Jahrhundert wird uns schon ein Albert von Borna genannt, doch wechselte später der Besitz in schneller Reihenfolge, aber die eigentlichen früheren Besitzungen sind stets der Stadt Borna verblieben. Der Kaufvertrag von Michaelis 1493 zwischen dem Stadtrathe zu Borna und Casper von der Jahne ist deshalb hier nicht unerwähnt zu lassen.
Letzterer verkaufte nämlich im gedachten Jahre an den Stadtrath das in der Hausgasse gelegene Schloss mit Wäldern, Gärten, Erbgerichten, 14 Gärtnereien, Zinsen, Frohnen, Gehölzen, Aeckern, Wiesen, Teichen, Fischereien und Triften mit den Gütern Dommelwitz, Bockwitz und Heringsdorf mit einem Theile der Gonndorfer Flur, und endlich die Holzmühle um und für die Summe von 6967 Rthlr.
Man sollte wähnen, dass ein so vortheilhafter Kauf für Borna segensreich hätte wirken müssen: Nichts weniger als dies.
Die zum Schlossgute gehörigen Grundstücke wurden übel bewirthschaftet; einen grossen Theil der Waldung veräusserte man; der Stadtrath übernahm die Bewirthschaftung der Mühlen selbst und diese brachten nicht so viel ein, dass vom Ertrage die Unterhaltungskosten gedeckt werden konnten; ja man hielt es zuletzt für besser, die sämmtlichen Rittergutsfelder für einen unbedeutenden Lastzins den einzelnen Bürgern zu überlassen.
Dieser traurige Zustand hatte zur Folge, dass ums Jahr 1600 das Stadtvermögen dem Banquerotte nahe kam.
Zwar sendete die Herzogin Sophie 1601 einen Notar ab, welcher den Activ- und Passivbestand der Stadt Borna aufnehmen musste, aber das Uebel selbst wurde dadurch nicht gehoben.
Die Krisis dauerte bis zum Jahre 1740.
Zu dieser Zeit wurde eine bessere Controle eingeführt, indem die Stadtverwaltung unter eine permanente Commission gestellt wurde.
Diese Commission entnahm den Bürgern die ihnen lastweise übergebenen Grundstücke und verpachtete dieselben.
Unterdessen hatte man das in der Hausgasse gestandene alte Schloss weggerissen.
Daher kam es, dass dem Pachter der Keller vor der Stadt (der Zimmerhof) als Wohnung eingeräumt, dass hinter diesem Keller ein interimistischer Wirthschafthof eingerichtet, und endlich zum Baue eines grossen Wirthschaftshofes in dem zum Rittergute Burglehne gehörigen Dörfchen Bockwiz verschritten wurde; und so ist Bockwiz bis auf die neuesten Zeiten im Besitz des Stadtrates von Borna geblieben, die Bewirthschaftung
Leipziger Kreis, 29. Heft oder 130. der ganzen Folge.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/345&oldid=- (Version vom 7.1.2019)