ist das, dass Wallenstein eine seltene Grösse eine seltene Erscheinung war und eine Parallele mit irgend einem andern grossen Kriegsmann dürfte schwerlich zu ziehen sein.
Ein Geistesblick zum richtigen Erschauen, ein Muth zum tollsten Wagniss, eine eiserne Willenskraft war ihm angeboren; das Glück begünstigte die natürlichen Anlagen und die Umstände führten die doppelte Kraft auf ein unermessliches Feld des Wirkens.
Grossmuth und Seelenadel, wie bei den Gepriesensten der Helden fehlten ihm nicht, und darum wird er stets der Anstaunung Werth erscheinen.
Diese Anstaunungswürdigkeit hat auch die damals lebenden Oeltzschauer ihr ertragenes Elend vergessen lassen, so dass sie ihren Kindern und Kindeskindern immer nur von dem grossen Manne, von Wallenstein erzählt haben.
Mit dem Ende des 30jährigen Krieges sollte aber das Ende der Prüfungen für unsre lieben Oeltzschauer noch nicht eintreten.
Im Jahre 1719 den 24. Juli ertönte in der Stunde des Nachts die Sturmglocke und bald schlugen die Flammen weithin über mehre Häuser, so dass beinahe der ganze Ort abbrannte.
Auch im Jahre 1813 wurde der Ort heimgesucht von den Leiden des französischen Feldzugs und lange genug litt es an den Nachwehen dieses Krieges.
Nur die vortreffliche Lage des Orts und der Fluren, und der vorzügliche Ackerbau, der hier betrieben wird, hat wieder zur Aufhilfe den Einwohnern gedient, wozu die einzelnen Gerichtsherrschaften ebenfalls stets das Ihrige im reichen Maase beigetragen haben.
Der dasigen Gerichtsherrschaft steht auch das Collaturrecht über Kirche und Schule zu. Eine Kirche war hier schon in den frühesten katholischen Zeiten, welche im Jahre 1017 vom Kaiser Heinrich II. dem Stifte Merseburg einverleibt wurde, nach dem derselbe im Jahre 1064 die Freude der Wiederherstellung des Bisthums genoss, welches der Bischof Giseler als Erzbischof von Magdeburg im Jahre 982 in eine Abtei verwandelte, das Gebiet zerstückelt und alle Urkunden verfälscht und verbrannt hatte.
Diese Einverleibung der Oeltzschauer Kirche unter den Sprengel des Bischoffs zu Merseburg war die Veranlassung zu der irrthümlichen Bemerkung einiger Geschichtsschreiber, dass ganz Oeltzschau früher dem Bisthume Merseburg gehört habe.
Die Stiftslande von Merseburg haben sich nie bis in die hiesige Gegend erstreckt. Solche bestanden vielmehr aus 20 schriftsässigen Rittergütern des Amtes Merseburg, aus 28 im Amte Lützen, aus 24 im Amte Schkeuditz und aus 11 im Amte Lauchstädt; Wohl aber waren mehre Kirchen der hiesigen Gegend dem Sprengel des Bischoffs von Merseburg unterworfen, wie z. B. Mölbis u. a. m.
Die hiesige Kirche ist ein geräumiges schönes Gebäude, wohin blos noch das Dorf Kemliz eingepfarrt ist.
Besondere Merkwürdigkeiten sind in derselben nicht vorhanden.
Oeltzschau gehört nicht mehr wie früher zum Gerichtssprengel von Leipzig, sondern zum Gerichtsamte Rötha und zählt jetzt in seinen 83 Gebäuden 473 Einwohner, welche dem Bezirksgerichte Borna einverleibt und dem Amtshauptmannschaftlichen Bezirke von Borna und der Kreisdirection Leipzig zugetheilt sind.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/295&oldid=- (Version vom 7.1.2019)