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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen I.djvu/234

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Wiederau
bei Pegau.


Wiederau liegt am linken Ufer des Flossgraben, ¾ Stunde von der preussischen Grenze, eine Stunde nördlich von Pegau, 1¼ Stunde südwestlich von Zwenkau, in der Elsteraue, in einer sehr tiefen, doch vor Ueberschwemmungen, durch zahlreiche Dämme möglichst gesicherten, angenehmen Gegend, unter einem sehr milden Klima. Durch den Ort führt die Chaussee nach Zeitz, welche zwischen Imnitz und Rüssen die ebenfalls chaussirte, alte Audigaster oder hohe Strasse verlässt und Pegau nur am westlichen Ende berührt. Wiederau hat 37 bewohnte Gebäude, 52 Familienhaushaltungen und 311 Bewohner. Der Ort gehört jetzt zum Gerichtsamt Pegau, zum Bezirksgericht Borna, zur Amtshauptmannschaft Borna, zum Regierungsbezirk Leipzig.

Das Schloss liegt südwestlich am Dorfe, von welchem eine schöne Allee von mehr als 100jährigen Linden zu den Gebäuden führt. Um den ganzen Hof ist ein Wassergraben geführt, davon jedoch in neueren Zeiten ein Theil zugeschüttet worden ist.

Die Wirthschaftsgebäude haben mit dem Schlosse gleiches Alter, sind daher nicht gerade prächtig, aber doch ihrer vollkommenen Symmetrie wegen gefällig zu nennen. Ein besonderer Vorhof trennt von denselben das eigentliche Schloss, welches unstreitig zu den schönsten, im edelsten und grandiosesten Style erbauten, in Sachsen zu zählen ist. Auch ist es so massiv, dass es seit 1705 nicht wieder renovirt und abgeputzt worden und doch noch wie neu dasteht. Es hat mit den Sousterrains vier Etagen, ein gebrochenes Schieferdach mit Blitzableitern, deren Fangstangen gabelförmig ausgehen, und acht Fenster in der Breite. Zum Eingang führt eine schöne Freitreppe; gegen Norden befinden sich auch kurze Nebenflügel. Fast den ganzen Hof umgiebt der Garten, der jetzt mehr, wie früher, benutzt wird, aber sehr schön genannt werden muss. Vorzüglich bemerkenswerth ist die darin befindliche Orangerie mit neun Zoll starken Stämmen. Auch der Gartensalon ist prächtig und das Gewächshaus sehenswerth. Ausserhalb des Gartens, gegen Osten, ist noch ein Busch zu Spaziergängen benutzt und als solche gelten auch die vielen, mit Obstalleen besetzten Querdämme.

In früheren Zeiten gehörte Wiederau zu der Grafschaft Groitzsch, wovon das Amt Pegau mit seinen Ortschaften den Haupttheil bildete. Diese Grafschaft kam aber im 13. Jahrhundert als ein eröffnetes Lehen an die Meissner Markgrafen und im Jahre 1662 kaufte Herzog Moritz von Sachsen Zeiz dem Churhause das Amt Pegau mit seinen Besitzungen ab. Durch Moritz Wilhelm, dem letzten Sprossen der Zeitzer Linie, kam das Amt Pegau mit seinen Ortschaften wieder an Kursachsen, an den König August II.

Der eigentliche Begründer des Schlosses Wiederau war im Jahre 1704 der geheime Rath von Fletzscher, von welchem es 1737 der Graf von Hennicke, der einflussreichste Minister des Grafen von Brühl übernahm, welcher von August II. für das Rittergut das Privilegium auswirkte, 75 Klaftern Flossholz ohne Bezahlung vom hiesigen Flossholzhof jährlich abholen zu dürfen. Dem Grafen von Hennicke hat Wiederau die Verschönerung des Schlosses, der Oeconomiegebäude, des Gartens und dergl. zu verdanken. Derselbe hat sich auch durch Aufführung von Dämmen gegen die Ueberschwemmungen der Elster verdient gemacht.

Der erwähnte Flossholzhof befindet sich nördlich etwa 600 Schritte vom Dorfe, am linken Ufer des Schlossgrabens, welcher hier und bei Döhlen von ansehnlicher Breite ist. Dieser Flossgraben berührt Zwenkau, die Pulvermühle, Prödel, Zöbigker und Gautzsch (sämmtlich rechts gelegen) und ergiesst sich unter Connewitz in die Pleisse, welche vollends bis zum Flosshofe hin (zuletzt mittelst der abgeleiteten neuen Pleisse) statt des Flossgrabens dient. Bei erwähnter Pulvermühle giebt der Flossgraben links die Patzschke ab, welche die Cospudensche Papiermühle treibt und weiter unten theils wieder in den Flossgraben bei Zöbigker, theils durch einen geringen Arm über Laura in die Elster geht. Letztere verzweigt sich überhaupt noch bei Leipzig auf mehrfache Weise mit der Pleisse, indem der Hauptarm unter der hohen Brücke (westlich von der

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/234&oldid=- (Version vom 7.1.2019)