durchs Gebet, Wort Gottes und Ausspendung des heiligen Abendmahls in Beisein der Herren Kirchenpatronen eingeweihet worden. Zum christlichen Andenken und aus schuldiger Dankbarkeit wegen solcher väterlichen Züchtigung und darauf erfolgter Begnadigung von Gott hat der Pastor loci aus Esaias Cap. XII, v. 1: „Ich danke Dir Herr, dass Du zornig bist gewesen über mich, und Dein Zorn sich gewendet hat und tröstest mich“ folgende beide Chronosticha, deren ersteres das Züchtigungsjahr 1693, das letztere aber das Hülfs- und Trostjahr 1698 anzeiget mit Vergiessung vieler Buss- und Freudenthränen aufgesetzet:
QVos satIs IratVs per terrVIt Igne fVrente
In pagI LatVs et VIscera prIMa, DeVs;
AeDICVs hos InstaVratIs tVrrIqVe VenVstIs
SoLatVr, sIt eI gLorIa LaVs et aMor!
Nächst solchem Kirchen- und Thurmbau ist auch die Kirchhofmauer weil selbige ganz eingefallen gewesen, durch Gottes Gnade und Segen von Grund aus neu aufgeführt und in jetzigen Stand kommen. Nach Inhalt der Bau- und Kirchrechnungen hat man auf den ganzen Bau bisher gewendet 1443 Mfl. 6 Groschen 1 Pfennig. Ob man nun zwar einige Capitalia hierzu, sonderlich vor das Rittergut Wäldgen gethanen Verlags hat aufnehmen müssen, nämlich beim Pfarrer allhier 125 Mfl. laut der Kirchväter Obligation, den 16. Septembris 1697 und 50 Mfl. aus der Wachauer Kirche, so bis auf 25 Mfl. bereits restituiret, so können doch solche beide Posten meistens bezahlet werden, sobald nur von unserer Frau und Fräulein Collatricibus der vom Herrn General-Major von Canitz offerirte Vergleich approbiret und ratificiret worden.“
Von der Zeit ihrer Erbauung bis jetzt hat die Kirche nur wenige Veränderungen erfahren. Im Jahre 1834 brach man die kalte feuchte Sacristei ab und errichtete dagegen auf der Mittagseite ein freundliches helles Gemach, für welchen Bau die Gemeinde aus ihren Mitteln alle Kosten bestritt, und 1839 schaffte die Kirchfahrt wiederum aus eigenen Mitteln sechs grosse neue Fenster an, wodurch das Innere der Kirche sehr an Licht gewann. – In der Schule zu Sachsendorf werden auch die Kinder aus Wäldgen unterrichtet.
Voigtshain liegt zwei und eine halbe Stunde nordöstlich von Wurzen, rechts von der Torgauer Strasse in einer hügeligen nicht unangenehmen Gegend, westlich von den Frauwalder Holzungen am Tammenhainer Bache, welcher nahe unter Voigtshain sich mit der Lossa vereinigt. Das Dorf zählt etwa zweihundert Bewohner, besitzt sieben und eine halbe Hufe Feld und ist nach dem kaum zehn Minuten entfernten Falkenhain eingepfarrt.
Der Name des Dorfes Voigtshain beweist, dass selbiges seine Gründung den Deutschen verdankt, die nach Besiegung der hier ansässigen Sorben die Waldungen und Haine niederschlugen und an deren Stelle Plantagen anlegten. Bei dem nahen Dorfe Falkenhain – so erzählt die Tradition – soll zur Zeit des Heidenthums ein Götzenbild, des Namens Falko, gestanden haben, und zwar bezeichnen alte Leute einen Punkt im sogenannten Haine, nicht weit vom Fusswege nach Dornreichenbach, als den Ort, wo der Abgott, umgeben von dichter Waldung, verehrt wurde. Dass die zwischen der Saale und Elbe wohnenden Slaven wirklich einen Götzen Falko verehrten ist wahr, und aus jener Zeit mag wol auch die Tradition herrühren, dass unter einer Reihe, an der Wurzener Brücke zwischen Falkenhain und Zschorna gestandener, uralter Eichen in grauer Vorzeit Gottesdienst gehalten worden sei. Nur erst vor wenigen Jahren wurden die letzten dieser merkwürdigen Bäume niedergeschlagen. Die christlichen Missionäre waren klug genug das Christuskreuz fast immer an Orten aufzupflanzen die den Sorben theuer und heilig waren, und somit ist viel Wahrscheinlichkeit da, dass die Sage sich hier auf geschichtliche
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/150&oldid=- (Version vom 16.9.2022)