Morgen den Eingang zu diesem Gewölbe fest vermauern zu lassen, über das Abentheuer tiefes Schweigen zu beobachten und zum Andenken an dieses Ereigniss einen Kelch von ihnen anzunehmen. Sieber versprach es und hielt Wort, am nächsten Morgen wurde die Pforte vermauert und von den Mönchen zeigte sich nie wieder eine Spur, jener Kelch aber, ein Prachtstück von gediegenem Golde, ist noch jetzt Eigenthum der Fürstenschule und wird bei der Abendmahlsfeier der Lehrer und Schüler gebraucht.
Nach der Säkularisation des Augustinerklosters blieb Hohnstädt eine Zeit lang Eigenthum des Landesherrn, gehörte zu Ende des sechszehnten Jahrhunderts dem Junker Christoph von Hirschfeld und gelangte später an den bekannten mehr berüchtigten als berühmten Staatsmann Dr. David von Döring, der 1638 starb und in der hiesigen Kirche begraben liegt. Von dessen sechs Söhnen erbte Hohnstädt mit Böhlen David Friedrich von Döring, des heiligen Römischen Reichs Gefreyter, dem Adam Friedrich von Döring folgte, der 1696 mit Tode abging. Ernst Friedrich von Döring, des Vorigen Sohn, baute in der Klosterkirche zu Grimma die sogenannte Hohnstädter Empore, und starb im Jahre 1742, worauf sein Nachfolger der Hauptmann Ernst Friedrich von Döring das Gut 1787 an eine Frau Loth in Leipzig verkaufte, von deren Familie es Herr Devrient an sich brachte. Der jetzige Eigenthümer von Hohnstädt ist Herr Dr. T. A. Platzmann in Leipzig.
Die Kirche zu Hohnstädt wurde früher von einem Kaplane des Augustinerklosters verwaltet, nach der Reformation aber lehrte hier der Pfarrer Ambrosius Neumann, den Luther selbst von Wittenberg hierher geschickt und dringend empfohlen hatte. Eingekircht sind Bahren, Böhlen, Burgberg und Rappenberg; Filial ist das zum Rittergute Seelingstädt gehörige Beyersdorf. Die Collatur über Kirche und Schule zu Hohnstädt üben abwechselnd die Besitzer der Rittergüter Hohnstädt und Böhlen.
Zu dem Rittergute Hohnstädt gehört auch das Dorf Grosssteinberg, an der Poststrasse von Leipzig nach Grimma, am Ufer der Parthe und dem Fusse eines Hügels gelegen, welcher letztere vormals der grosse Stein genannt wurde, woher das Dorf seinen Namen erhalten haben mag. Der Ort; bildet zwei Gemeinden, welche die grosse und kleine genannt werden. Zu der grossen Gemeinde gehören das herrschaftliche Vorwerk, einundzwanzig Nachbarn und zwölf Häusler, die kleine besteht nur aus zwölf Häuslern; die ganze Einwohnerzahl aber aus etwa dreihundertfunfzig Köpfen. Bemerkenswerth ist der in Grosssteinbergs Nähe gelegene grosse Brandberg, welcher wegen seiner überraschenden Aussicht auf das Parthethal, bis Leipzig hinab, häufig besucht wird.
Ueber die Gründung des Dorfes Grosssteinberg fehlen alle Nachrichten und von seinen späteren Schicksalen weiss man nur, dass es im Hussitenkriege sehr heimgesucht und ein dazu gehöriger Ort gänzlich verwüstet und nicht wieder aufgebaut wurde, woher verschiedene hiesige Gerechtigkeiten stammen sollen. Das herrschaftliche Vorwerk besitzt schöne grosse Gebäude und namentlich einen sehr geräumigen Hof.
Die Kirche zu Grosssteinberg, Filia von Pomsen, war einst eine katholische Kapelle, die von dem Augustinerkloster zu Grimma mit Geistlichen versorgt wurde. Hier befand sich auch eine Kaplanei, welche man nach der Reformation in ein Bauergut umwandelte. – Der Bau der Kirche verräth ein hohes Alterthum, nur die Leichenhalle ist erst in neuerer Zeit (1728) dazu gekommen, zu welcher Zeit auch eine neue Orgel herkam; sehr bemerkenswerth aber ist das Altargemälde, die Einsetzung des Abendmahls darstellend, welches von Kunstkennern für ein Meisterwerk erklärt wird. Das Vermögen der Kirche, welches früher nicht unbedeutend war, ist auf etwa dreihundert Thaler zusammengeschmolzen. Die Schule wurde im Jahre 1822 neuerbaut. Collator über die Schule zu Grossteinberg ist der Rittergutsbesitzer auf Hohnstädt.
Seelingstädt, in Urkunden auch Selegenstat und Seligestat genannt, liegt in einer angenehmen Aue, drei Viertelstunden von Trebsen und eine starke Stunde von Grimma am Kranichsbache (ursprünglich Granitza- oder Gränzbache) zwischen dem Hengstberge und dem Trebsener Colm. Der Ort zählt in zweiundsechszig Häusern etwa vierhundert Einwohner; seine Fluren bestehen in sieben Hufen trefflichen Feldes, auch gehört dazu schöne Waldung.
Seelingstädt ist ein uralter Ort, dessen schon im zwölften Jahrhundert Erwähnung geschieht. Die hiesige Gegend gehörte bereits im zehnten Jahrhundert dem Gaugrafen Buzelin, dessen Gebiet östlicherseits von der Mulde begrenzt war, denn im Jahre 991 vertauschte er das nahe Nerchau (Nerichowa) für Pausitz (Busci) an den Erzbischof Giseler von Magdeburg, der damals wahrscheinlich als Oberlehnsherr des Grafen Esiko von Merseburg handelte. Einige Jahre nachher (995) finden wir Nerichowa als Eigenthum des Grafen Esiko, das König Otto am 6. October dem Meissner Stifte, gleichwie am 13. Juni 997 das Burgwart Nirechouua, in der Grafschaft des Meissner Markgrafen Eginhard gelegen, dem Erzstifte Magdeburg schenkte. Bis zum dreizehnten Jahrhundert bleibt in der Ortsgeschichte hiesiger Gegend manches Dunkel. 1199 herrschte hier das reiche Adelsgeschlecht von Trebsen (Tripizin, Trybesin,
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/138&oldid=- (Version vom 16.9.2022)