In dieser Zeit entstand auch die Wolkenburg, welche die hier befindliche Furth bewachte und zugleich die Raubnester im „Räuber und im Zinnberg“ bedrohte. Das Schloss war lediglich zum Schutze der deutschen Ansiedelungen, wie Biensdorf, Markensdorf, Wermsdorf, Uhlmannsdorf, Frohnsdorf und Gersdorf erbaut, wie es denn auch bald die über den Strom vorrückenden Colonien Kaufungen und Chursdorf schirmte, deshalb blieb es lange ohne Grundbesitz. Die gleichzeitig entstandene Kirche wurde mit Holz, Feld und Wiesen dotirt, hatte eine Capelle in Franken und wahrscheinlich auch eine in Langenchursdorf. Die Aufsicht über das Schloss vertraute Graf Wieprecht einem seiner geprüften Krieger, der unter dem Befehle des Herrn auf Colditz stand; dem Ritter von Kaufungen aber übergab er das jenseits der Mulde zu erobernde Land und die Bewachung der Muldenfurth an dem Wolkenburg gegenüberliegenden Ufer. Die Ansiedler hatten, wie schon erwähnt, die bezwungenen Sorben zu ihren Knechten gemacht und verwendeten sie bei dem Anbau des Landes; anders aber war es in Wolkenburg. Hier siedelten sich nur diejenigen Leibeignen an, welche dem Herrn der Burg gehörten und jeden Augenblick bereit sein mussten dessen Rufe zu gehorchen, und zwar mussten sie ihre Hütten zunächst der Kirche und Pfarre auf einer Stelle errichten die noch heute das Dorf genannt wird. – Graf Wieprecht von Groitzsch starb 1124 im Kloster Pegau als Mönch und ihm folgte sein Sohn Heinrich, der 1136 als der Letzte seines berühmten Stammes, mit umgekehrtem Wappenschilde begraben wurde. Das Stammschloss Groitzsch erbte Wieprechts Tochter, Bertha, Gemahlin Graf Dedos von Wettin, deren Tochter mit Radbod zu Pleissen vermählt war und ihrem Ehegemahl die von der Mutter ererbten Groitzscher Güter, zubrachte, darunter auch Colditz und das dazu gehörige Wolkenburg. Radbod von Pleissen verkaufte Leissnig mit dem Lehn Burggraf Heinrichs und das Schloss Colditz mit seinen Lehen, die aus zwanzig Dörfern bestanden, an den Kaiser Friedrich I. dieser aber vereinigte 1157 solche Besitzungen mit dem Reiche und somit wurde Wolkenburg reichsunmittelbar.
Die älteste Urkunde, welche Wolkenburgs erwähnt, ist vom Jahre 1244, wo bei der Dotation des Marienklosters zu Altenburg gesagt wird: „tres mansi in villa Ziscove superiori; quos nunc Johannes ab Hugone de Wolkenburg in foedo habet“. Ulrich III. kommt 1245 vor dessen fünf Söhne sich Herren von Colditz und Wolkenburg schrieben. In vielen Urkunden werden die Herren von Colditz ebenfalls als Herren von Wolkenburg aufgeführt. Im Jahre 1308 schlossen die Gebrüder Unarc und Donin, Herren in Wolkenburg, einen Tauschcontract mit der Pfarrkirche St. Georg und St. Mauritius und Genossen in Wolkenburg über einen an das Pfarrlehn daselbst angrenzenden Lehnsacker für siebenundzwanzig Solidis und sechs Denare jährlichen Zinses in Cunradsdorf unter Vermittelung Vollraths und Otto’s von Colditz, ihrer Collatoren, und Beistimmung Bischofs Ulrich von Naumburg, der auch ein Herr von Colditz war. Dieselben drei Herren und leiblichen Brüder von Colditz, auch Herren auf Wolkenburg, schenkten der Wolkenburger Kirche V solidos denariorum et IV messores jährlichen Zins durch zwei Zinsleute, Hermann Hausmann und seine gegenüberwohnende Schwester Tholmut im Dorfe Bemesdorf, mit allem Rechte so sie vom Reiche innehaben. 1421 schenkten Ulrich und Otto, Söhne Heinrichs von Colditz, weiland Herren auf Penig zum Seelenheil ihrer Mutter Sophie dem Pleban zu Wolkenburg, Johann, und seinen Nachfolgern einen Garten in Buscha. Die Schenkungsurkunde siegelten sie mit des Ohms, Vollraths auf Wolkenburg, Siegel, weil sie eines eignen ermangelten. Vollrath und Busso von Colditz, Herren auf Wolkenburg, überlassen der dasigen Pfarrkirche 1354 „ein Holz, das da liegt an der Muldawe an der Furt, da man geht gen Kaufungen zu unsern Wydeme zu Wolkenburg eigen“ wie es ihr Vater besessen. Als Zeugen sind genannt: Vollrath und Busso, ihre Schwester Sophia „unsere Frau zu Wolkenburg“ Hermann von Lichtenstein unser Pfarrer, und Hermann sein Vater und Nikol sein Bruder, und Kunze von Kaufungen und Hannes von Thierbach und andre ehrbare Leute. Vollrath von Colditz, Herr zu Wolkenburg und alle seine Erben verpflichten sich durch eine Urkunde von 1371 zu einem ewigen Seelgeräthe und zum ewigen Gedächtniss ihrer Eltern, bestehend in einem Werth da man nach Waldenburg geht, einer Mark Geldes, halb im Dorfe Gerolsdorf, zwölf Groschen in Fromelsdorf und zwei Hühnern. Als Zeugen fungirten Diether von Czadras, Hermann Pfarr zu Wolkenburg, Conrad von Leisnig, vormals Caplan zu Wolkenburg, Hermann von Wesinbach und Hans Staupitz. Endlich schenken in einer Urkunde von 1371 die Gebrüder Vollrath und Busso der Pfarre zu Wolkenburg zwei Mark breiter Groschen zu einer ewigen Messe „die man soll in dem Hause Wolkenburg halten“ und zwar ein Schock in Oberbickenhain, ein halb Pfund breites Geldes in Niedergräfenhain und eine halbe Mark Geldes zu Fromelsdorf. Diese Messe gründeten sie zum Troste und zur Seligkeit aller ihrer Eltern und ihrer lieben Schwestern Agathe von Königsfeld und Sophien. Zeuge war abermals Ritter Diether von Zschaderas, sowie Conrad von Ulrichsdorf, der Pfarr zu Königsfeld, Hermann von Lichtenstein der Pfarr zu Wolkenburg, Hans Staupitz und Hermann Kuntzsche, ehemals Voigt zu Königsfeld.
Diese Urkunden beweisen, dass die Herrschaft Wolkenburg während des Besitzes der Herren von Colditz ein reichsunmittelbares Lehn war. Im Jahre 1404 verkauften Georg und Albrecht von Colditz Schloss und Stadt Colditz nebst zweiundfünfzig Dörfern an Wilhelm den Aeltern, Markgrafen von Meissen, nach dessen 1407 erfolgtem Tode Wolkenburg, das sich unter den genannten Besitzungen befand, an die Markgrafen Friedrich den Streitbaren und Wilhelm kam, von denen dieser 1425 starb, worauf Friedrich, der 1423 Churfürst geworden war, alle diese Güter, darunter auch Wolkenburg, erlangte. Während jener Zeit (1430) wurde die hiesige Gegend von den Hussiten heimgesucht, die mit ihrer bekannten Brutalität das Land weit und breit abscheulich verwüsteten, und namentlich das Oberdorf von Wolkenburg und Biensdorf dergestalt vernichteten, dass letzteres gar nicht wieder aufgebaut, sondern aus seinen Fluren ein mit dem Schlosse Wolkenburg verbundenes Rittergut gebildet wurde, weshalb auch dieses seit jener Zeit die Verpflichtungen der im Jahre 1309 geschenkten Güter an die Pfarre überkam, und bis 1840 deren Zehnten leistete. Die Bewohner des zerstörten Oberdorfes siedelten sich zu besserer Sicherheit in der Nähe der Burg und unter derselben bis zu der Galgenschenke an, die an der Strasse zwischen Penig und Waldenburg stand.
Als Friedrich der Streitbare 1428 mit Tode abgegangen war, kam das Land in Besitz seiner vier Söhne, von denen Friedrich der Sanftmüthige und Wilhelm der Stolze endlich eine Theilung vornahmen und von 1445 bis 1550
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/094&oldid=- (Version vom 21.5.2018)