An einem Arme der Elster, der Mühlgraben genannt, 1½ Stunde von Leipzig, umgeben von schönen Feldern, fetten Wiesen und herrlichen Eichenwaldungen, liegt das Dorf Grosszschocher mit einem der schönsten Rittergüter des Landes. Seinen Ursprung verdankt es ohnstreitig den Wenden, welche sich hier ansiedelten, und soll der Name nach der Meinung älterer Sprachforscher „hinter dem Berge“ bedeuten, eine Ansicht, welche freilich durch die Lage nicht unterstützt wird. In alten Urkunden wird es Tzochern, Grossen-Tzschuchern oder Tzschochern geschrieben. Als die ersten Besitzer des Rittergutes werden die von Krolewitz genannt, welche es im 12. und 13. Jahrhundert besassen. Zu derselben Zeit gehörte das dabei liegende und jetzt mit Grosszschocher vereinigte Windorf mit Lausen, als besonderes Rittergut der Familie von Karasse. Im 14. Jahrhundert kamen beide an die Herren von Pflugk, anfangs an verschiedene Besitzer, doch schon 1394 besass sie Nicol. Pflugk der ältere zusammen, und sind sie seitdem, nur mit kurzen Unterbrechungen, stets vereinigt geblieben. Zu Ende des 16. Jahrhunderts kamen diese Güter an die Familie von Dieskau, und hundert Jahre später an die Familie von Pönikau, von welcher sie der Herr Commissionsrath und Kreisamtmann Blümner zu Leipzig, der Grossvater der gegenwärtigen Besitzerinnen, der Gemahlin des Herrn Staatsminister Johann Paul von Falkenstein und der Frau Geheimräthin von Gruner, erkaufte.
Das Herrenhaus in Windorf brannte 1683 nieder und ist nicht wieder aufgebaut.
Das alterthümliche schön eingerichtete Schloss, welches unsere Ansicht zeigt, hat in der langen Reihe von Jahren, während welcher es besteht, (es soll schon von den Pflugk’s erbaut sein) mancherlei Umwandlungen und in Kriegen, welche unsere
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/008&oldid=- (Version vom 24.3.2018)