Zum Inhalt springen

Seite:Album der Sächsischen Industrie Band 1.pdf/117

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
einem Nebengebäude, in dem sich die Appretur, zwei holländische Mangeln, Senge- und Waschmaschinen, so wie Stallungen u.s.w. befinden.

Zu diesem Besitzthum gehören noch Gärten, Wiesen und Aecker.

Als Branchen umfaßt das Etablissement die Fabrikation baumwollener, leinener und halbleinener Rock- und Hosenzeuge, vorzüglich die jetzigen Jacquards; Haupterzeugnisse sind leinene und halbleinene Hosendrells, welche auch den berühmtesten und gangbarsten Artikel bilden.

Ihren Hauptabsatz finden die Fabrikate auf den Messen zu Leipzig und Frankfurt an der Oder, sowie nach sämmtlichen deutschen Staaten und nach Nord- und Südamerika, und hat das Etablissement sowohl in Leipzig als Hamburg Commissionslager.

Im Betrieb befindet sich ein Dampfkessel von acht Pferdekraft, welcher zur Trockenmaschine benutzt wird. Die zwei Mangeln, Waschmaschine und Twisterei werden durch Wasserkraft betrieben, welche ohngefähr zwanzig Pferdekraft beträgt.

Beschäftigt werden hier außer 3 Comptoiristen, 3 Reisenden, 2 Maschinisten, 2 Faktoren, 4 Färbern und 14 Fabrikarbeitern im Hause, zum Expediren, Waarenlegen und Musterschneiden, noch 800–1000 Personen, mit Einschluß der Scheerer, Treiber und Twister. Ferner sind sowohl in Hamburg als Bremen Agenten für die Fabrik thätig.

Besitzer des Etablissements sind Herr Carl Heinrich Schiffner und Herr Carl Eduard Friedrich.

Bereits seit einer langen Reihe von Jahren betrieb Herr C. G. Kämmel in Waltersdorf die Fabrikation von Jacquards sehr lebhaft und mit großem Erfolg, bis zu seinem am 13. Dezember 1849 erfolgten Tod, worauf dessen Sohn, Herr Carl Ernst Eduard Kämmel das Etablissement in Groß-Schönau gründete und als alleiniger Inhaber der Firma es bis zum 31. August 1854 betrieb. Den 1. September 1854 associirte sich Herr Kämmel mit seinem Schwager, Herrn Carl Heinrich Schiffner und Herrn Carl Eduard Friedrich. Die vereinigten Kräfte wirkten nun zur möglichsten Hebung und Vervollkommnung des Geschäfts; die zahlreichen geschäftlichen Verbindungen, welche bereits von Herrn C. G. Kämmel in Waltersdorf eingeleitet waren, wurden nach allen Richtungen erweitert und stets neue Absatzwege eröffnet, wodurch das Etablissement einen immer schöneren Aufschwung nahm. Doch schon am 25. April 1855 erlitt das Geschäft durch den Tod des Gründers, Herrn C. E. E. Kämmel einen empfindlichen Verlust, ohne daß jedoch in dem Betrieb eine Störung eingetreten wäre; das Geschäft behielt seinen ruhigen und festen Gang zu weiterer und schönerer Entwickelung. Die Erben des verstorbenen Herrn Kämmel blieben Theilhaber an dem Geschäft, welches nun von den Herren Schiffner und Friedrich allein und in der Weise fortgeführt wird, daß Erstgenannter die innere Leitung, Herr Friedrich aber das Auswärtige zu besorgen hat.



Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/117&oldid=- (Version vom 15.10.2019)