Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section | |
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dem Grafen Niklas Wilibald von Gersdorf vermählt war. Nach ihres Vaters 1763 erfolgtem Tode liess die Gräfin das Rittergut Milkel ihrem Gemahle zuschreiben; als derselbe aber 1767 starb vermählte sich die Gräfin wiederum an den Sächsischen Cabinetsminister Grafen Johann Georg Friedrich von Einsiedel und überliess demselben später das Gut. Dieser Herr war ein eifriger Beförderer der Wissenschaften und Künste, wovon die von ihm gegründete Bibliothek im Schlosse zu Reibersdorf, sowie eine bis zum Jahre 1848 daselbst vorhandene vorzügliche Kupferstichsammlung Zeugniss geben. Von 1812 bis 1840 besass Milkel der Graf Georg von Einsiedel, welcher erst am Französischen dann am Russischen Hofe das Amt eines Sächsischen Gesandten verwaltete. Graf Heinrich, sein Nachfolger besass das Gut nur bis 1842, wo es an den jetzt regierenden Grafen Herrn Curt Heinrich Ernst, Reichsgrafen von Einsiedel, Standesherrn der Herrschaft Reibersdorf gelangte, der den grössten Theil des Jahres auf dem Schlosse zu Milkel verweilt.
Den Ort selbst haben im Laufe der Zeit mancherlei Drangsale betroffen. Am Laurentiustage des Jahres 1556 entzündete der Blitz auf einem sehr nahe beim Dorfe befindlichen Felde, das Annenstück genannt, eine Getreidemandel, und da zugleich ein heftiger Wind wehte so wurde das brennende Stroh nach dem Dorfe hingetrieben, wo einige Dächer Feuer fingen und bald der ganze Ort in Flammen stand. Die Kirche blieb vom Feuer verschont. Eine zweite gleich schreckliche Feuersbrunst betraf Milkel im Jahre 1752 wo bis auf die Kirche und Pfarre gleichfalls das ganze Dorf in Asche sank. Der siebenjährige Krieg brachte der hiesigen Gegend unaufhörliche Truppenmärsche, Contributionen und willkührliche Erpressungen, so dass eine grosse Anzahl begüterter Leute gänzlich verarmten. Dazu kam im Jahre 1760 eine sehr gefährliche Viehseuche, die das wenige vor den Soldaten gerettete Vieh noch vernichtete. Auch in dem letzten Französischen Kriege hat Milkel vielfache schmerzliche Nachtheile und Leiden zu erdulden gehabt.
Die Kirche zu Milkel ist, wie schon oben bemerkt wurde, im Jahre 1322 erbaut. Die Herrn von Metzrad, sagt die urkundliche Nachricht, gründeten die Kirche Anno Christi 1322 Kalendis Junii und erhielten darüber von dem Bischof Witigo von Meissen und dem Canonicis zu Budissin die Confirmation, sowie sie auch 1476 zu Uhyst eine Capelle erbauten. Vor der Entstehung des Gotteshauses zu Milkel stand auf dem Feldstück, das Annenstück genannt, eine kleine Capelle, die noch bis zur Reformation, obgleich verfallen und unbenutzt, vorhanden, und einst der heiligen Anna gewidmet war. Im Jahre 1616 erhielt die Kirche, weil sie nicht mehr Raum genug bot, einen bedeutenden Anbau und auch im Jahre 1744 wurden in ihr vielfache Reparaturen und Verschönerungen vorgenommen. Im Juni 1837 feierte man hier der Kirche fünfhundertjähriges Jubiläum und zwar deshalb fünf Jahre nach der Zeit der wirklichen Gründung, weil in einem 1767 erschienenen kurzen Entwurfe einer Oberlausitzischen wendischen Kirchenhistorie[1] das Jahr 1337 als das Erbauungsjahr angegeben ist, ein Irrthum, der ohne Zweifel nur auf einem Druckfehler beruht, da der Verfasser auf Carpzovs Ehrentempel[2] verweist, dieser aber das Jahr 1322 als das der Gründung genannt hat. –
Das Innere der Kirche ist hell und geräumig und in ihren Grüften schlafen seit Jahrhunderten die Ritter und Edelfrauen aus dem Schlosse Milkel, deren starre steinerne Gestalten sich noch, im Harnisch oder mit dem Trauerschleier abgebildet, an den Wänden zeigen. Die Kirche hat keinen Thurm sondern in der Nähe ein Glockenhaus. Die beiden grösseren Glocken sind aus dem vierzehnten Jahrhundert, die dritte liess 1628 der Kriegsobriste von Krahe giessen. Vor der Reformation waren an hiesiger Kirche als Geistliche angestellt Seifried, Fritzsche, Severin, Wichar, Kotwitz, Kunsich, Malter, Leonhard von Metzrad und Petrus, von denen Letzterer 1554 in Milkel begraben wurde.
Die Kirche zu Milkel besitzt einiges Vermögen und mehrere Legate. Der vormalige Gerichtsdirector Matthias Pannach in Budissin legirte der Kirche 1792 dreihundert Thaler mit der Bestimmung, dass von den Zinsen jährlich sechs Thaler in die Schulkasse, ein Thaler an den Pfarrer und ein Thaler an den Schullehrer für Abkündigung und Absingen des Gedächtnissliedes gezahlt werden sollen. Ein Kapital von hundert Thalern empfing die Kirche im vorigen Jahrhundert von dem Secretair Laurentius, welches als eiserner Stamm auf hiesigen Gütern haftet und mit 6 % verzinst wird. Vier Thaler empfing die Schulkasse in Milkel und den Zinsenrest von zwei Thalern der Lehrer zu Luppe. Das dritte Legat, ebenfalls hundert Thaler stark, erhielt die Kirche 1838 von dem Gemeindevorstand Mörbe, die Zinsen davon werden zur Unterstützung armer Kinder verwendet.
Die Pfarrwohnung ist 1746 neu gebaut und ein ebenso freundliches als geräumiges Gebäude. Eingepfarrt in hiesige Parochie sind die Ortschaften Teicha, Wessel, Dreben, Bocka, Lomska und Crosta, ausserdem die Dörfer Lippitzsch, Alt- und Neuoppitz. Auch die protestantischen Einwohner aus der nahen katholischen Parochie Radibor, namentlich der Ortschaften Wirka, Luttowitz,
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Christian Knauthe: Derer Oberlausitzer Sorberwenden umständliche Kirchengeschichte. Fickelscherer, Görlitz 1767. Google
- ↑ Johann Benedict von Carpzov: Neueröffneter Ehrentempel merkwürdiger Antiquitäten des Markgrafenthums Ober-Lausitz. David Richter: Leipzig u. Budißin 1719, Th. II, S. 225
Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/65&oldid=- (Version vom 31.7.2018)