Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section | |
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die Aebtissin Agnes v. Grislau am 22. Septbr. 1369 von Friedrich v. Kyau erkaufte. Im J. 1558 verkaufte die Aebtissin Magdalene v. Berge 3 Bauern und 2 Gärtner in Dittelsdorf an die Stadt Zittau für 200 Thaler, das Kloster konnte dieselben aber erst 1617 für die gleiche Summe einlösen. Jetzt besteht dieser Klosterantheil aus 1 Bauer, 5 Gärtnern und 33 Häuslern.
Grunau liegt Ostritz gegenüber auf der rechten Seite der Neisse und hat eine katholische, in den J. 1739 und 1740 neu erbaute Kirche. Wenn Grunau am 11. Mai 1396 von Heinrich von Kyau an das Kloster verkaufte, so ist diess wahrscheinlich nur ein Theil des Dorfes gewesen, da das Kloster um 1420 andere Geldsummen, welche auf Grunau hafteten, von einem Benyl von Nechaw käuflich erwarb. Das hiesige Vorwerk hat Rittergutsqualität.
Schönfeld, südöstl. von Grunau an der böhmischen Grenze, gelangte antheilig zu derselben Zeit wie Grunau in den klösterlichen Besitz. Verkäufer war der genannte Heinrich von Kyau. Die andere Hälfte (oder derselbe Antheil, wenn eine Wiederveräusserung, wie man annimmt, stattgefunden hatte) erkaufte das Kloster für 400 ungarische Gulden von zwei Brüdern von Gersdorf auf Tauchritz nach dem J. 1407. Im J. 1547 veräusserte das Kloster Alt- und Neu-Schönfeld an den Klostervoigt Adam von Penzig für 400 Thaler, nach dessen Tode 1578 es wieder zurückgekauft wurde. Es gehört zur Parochie Grunau.
Blumberg, zwischen Schönfeld und Kloster Freiheit gelegen, ist nach Ostritz eingepfarrt. Die eine Hälfte wurde lt. Bestätigungsurkunde des Königs Wenzel vom J. 1407 von Kaspar von Gersdorf, die andere Hälfte aber im J. 1649 für 625 Thaler erkauft.
Leuba, 1/2 Stunde unterhalb Ostritz an der Neisse gelegen, zerfällt in zwei Gemeinden, Ober- und Nieder-Leuba. Jede hat ein Rittergut. Die ersten Erwerbungen, wenn wir anders Zuverlässiges wissen, betrafen Ober-Leuba. Hier erlangte das Kloster zuvörderst in den J. 1326 und 1331 Zinsen von Otto von Segnitz und Günther von Grislau, ferner am 11. Mai 1334 von Otto von Stewa (Stewitz) zwei Hufen Landes, und, um das J. 1420 Zinsen von Lorenz von Nostitz. Den Haupttheil von Ober-Leuba erkaufte das Kloster um 1400 von der Familie von Gersdorf auf Tauchritz. Diese Hälfte musste aber am 24. April 1534 an die Stadt Görlitz für 500 Gulden verkauft werden. Im Pönfall ging Leuba für die Stadt Görlitz verloren, worauf es in königliche Verwaltung kam und im J. 1550 wieder an das Kloster verkauft wurde. Nieder-Leuba besassen die Herren von Gersdorf bis 1638. Bekannt sind namentlich Georg v. Gersdorf 1431; Joachim v. Gersdorf, Balthasar v. Gersdorf seit 1513, der Gründer des Hofes in Niederleuba seit 1520, dann Kaspar von Gersdorf, Vater und Sohn; Ersterer ein eifriger Protestant, aber roh ohne Gleichen. Letzterer musste Nieder-Leuba Schulden halber im J. 1638 an den strengen Wigand v. Uechtritz verkaufen, dem 1669 sein noch strengerer Sohn Wigand Gottlob folgte, aber schon 1680 starb. 1690 kaufte es von den üchtritzischen Vettern der eben so gebildete als fromme Hans Chri-[stian?] von Schweinitz für 11,000 Thaler, der Erbauer des Schlosses in Nieder-Leuba. Seine Tochter Eva Anna Helena verkaufte es 1724 an ihren Gemahl Moritz Christian v. Schweinitz, dem im J. 1739 sein Sohn Hans Christian folgte. Nach seinem Tode 1750 verkaufte es seine Wittwe im J. 1759 an eine Frau von Heinitz, welche es in demselben Jahre an das Kloster Marienthal für 30.000 Thaler gegen das Rittergut Ober-Rennersdorf vertauschte. Ober-Rennersdorf hatte Wolf Rudolph Ziegler und Klipphausen am 11. Juni 1742 an das Kloster Marienthal für 28.500 Thaler verkauft. - Leuba hatte ursprünglich eine von Nieda abhängige Filial-Capelle, welche im J. 1475 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Das Patronat wurde den Burggrafen von Dohna auf Grafenstein übertragen, gelangte 1497 durch Kauf an das Kloster Marienthal, im J. 1534 an die Stadt Görlitz und fiel 1550 an das Kloster zurück. Als das Kloster um das J. 1600 einen katholischen Pfarrer einsetzen wollte und deshalb mit Kaspar v. Gersdorf in Streit gerieth, wusste der Freiherr v. Grünenpühl auf Grafenstein die Collatur zu erlangen, welche seitdem der Grafensteiner Herrschaft verblieben ist, bis sie im J. 1825 der Oberamtsregierung zu Budissin überlassen wurde und von ihr wieder an das Kloster Marienthal gelangte.
Unter den übrigen Erwerbungen an einzelnen Mühlen, Wiesen, Waldgrundstücken, Geld-Zinsen u. s. w., welche das Kloster Marienthal zu machen Gelegenheit hatte, deren wir aber wegen ihrer geringeren Bedeutsamkeit hier nicht besonders gedenken wollen, heben wir noch hervor, dass rücksichtlich des Klosterantheils von Markersdorf bei Reichenbach in der preussischen Oberlausitz nur ein Ankauf von Geldzinsen bekannt ist, welcher unter der Aebtissin Euphemia II. nach 1388 erfolgte. Ein Johne von Gerdorf zu Radowitz (?) war der Verkäufer. Ueber den Klosterbesitz in dem Dorfe Eckartsberg bei Zittau sind wir nur unvollständig unterrichtet. Wenn es in mehr als blossen in den J. 1310, 1311 und 1315 durch Schenkung oder Kauf erlangten Geldzinsen bestand, so ist doch nicht bekannt, in welcher Weise sich das Kloster der damit verbundenen herrschaftlichen Rechte und Ansprüche entäusserte. Wir wissen nur von einem Vergleiche, welchen das Kloster im J. 1618 mit dem Stadtrathe zu Zittau über die das Dorf Eckartsberg betreffenden streitigen Puncte abgeschlossen hat, ohne ihren Inhalt näher bezeichnen zu können.
Zur statistischen Vergleichung über Grösse und Bevölkerung des Klosterbesitzes fügen wir folgende Tabelle bei.
Name der Klosterorte. | Häuserzahl. | Bevölkerung in den Jahren | |||||||
1837. | 1843. | 1855. | 1858. | 1833. | 1837. | 1843. | 1855. | 1858. | |
Gerichtsamt Ostritz: | |||||||||
Kloster St. Marienthal | 10 | 1 | 1 | 134 | 127 | 121 | |||
Kloster-Freiheit | 52 | 58 | 57 | 424 | 271 | 302 | 329 | ||
Altstadt | 73 | 72 | 66 | 347 | 418 | 428 | 406 | ||
Blumberg | 91 | 91 | 93 | 456 | 433 | 476 | 477 | ||
Grunau | 96 | 96 | 96 | 448 | 440 | 409 | 429 | ||
Königshain | 277 | 275 | 278 | 272 | 1278 | 1375 | 1427 | 1386 | 1369 |
Leuba | 107 | 100 | 99 | 100 | 583 | 548 | 550 | 543 | 515 |
Stadt Ostritz | 263 | 246 | 256 | 255 | 1516 | 1484 | 1484 | 1508 | 1515 |
Russdorf | 126 | 126 | 125 | 601 | 613 | 610 | 621 | ||
Schlegel | 129 | 131 | 131 | 738 | 850 | 878 | 872 | ||
Schönfeld | 123 | 122 | 120 | 580 | 534 | 528 | 513 | ||
Antheil von Seitendorf | 1566 | 1600 | 1550 | 1600 | (1650) | ||||
Gerichtsamt Reichenau: | |||||||||
Antheil von Reichenau | 596 | 609 | 608 | 605 | 2867 | 3469 | 3481 | 3697 | 3788 |
Gerichtsamt Zittau: | |||||||||
Antheil von Dittelsdorf | 39 | 214 | 208 | (220) | (220) | (220) | |||
Ober-Seifersdorf | 268 | 270 | 270 | 272 | 1435 | 1542 | 1508 | 1529 | 1583 |
Summa | 13080 | 13913 | 14241 | 14408 |
Der in der preussischen Oberlausitz befindliche Besitz des
Klosters Marienthal hatte im J. 1833 eine Bevölkerung von 3118 Einwohnern;
man kann also die jetzige Einwohnerzahl der gesammten
klösterlichen Besitzungen Marienthals sicher zu 18,000 Seelen
annehmen.
Nicht allein wegen der merkwürdigen Stiftung, welche sich daselbst befindet, sondern auch als Bauwerk verdient Schloss Joachimstein in dem Album der Schlösser und Rittergüter Sachsens billig eine Stelle. Schloss Joachimstein steht auf dem Grund und Boden des preussischen Ritterguts Gross-Radmeritz, gehört aber noch zum sächsischen Theile der Oberlausitz und liegt am rechten Ufer der Neisse oberhalb der Einmündung der Wittiche, welche hier die preussisch-sächsische Grenze bildet. Erbauer dieses angenehm gelegenen, in der freundlichen Umgebung weithin sichtbaren, schönen Schlosses war der chursächsische Kammerherr Joachim Siegismund von Ziegler und Klipphausen auf Radmeritz, Niecha, Markersdorf u. s. w., ein Bruder des bekannten Verfassers des Historischen Schauplatzes, Heinrich Anshelms von Ziegler und Klipphausen. Er verwendete sein ganzes Vermögen, der Stipendien nicht zu gedenken, vornämlich zur Errichtung eines weltadeligen Fräuleinstiftes und bestimmte, dass darin unter Aufsicht einer Ober-Hofmeisterin 12 adelige Fräuleins anständig unterhalten werden sollten. Stiftsfähigkeit für 10 Stellen begründen Verwandtschaft mit dem Stifter, wenigstens im achten Grade, evangelisch-lutherisches Glaubensbekenntniss und Bedürftigkeit. Zwei Stellen werden, ohne Rücksicht auf Verwandtschaft, die eine, von dem
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/378&oldid=- (Version vom 30.7.2020)