Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section | |
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werden. Mit dem Verkaufe waren die Geschlechtsvettern von Nostitz unzufrieden und erhoben deshalb beim Kaiser Rudolph II. Beschwerde, wurden aber unterm 7. Decbr. 1587 abfällig beschieden. Hertwig von Nostitz starb zu Warnsdorf am 12. März 1607 im 71. Jahre und ward zu Gross-Schönau begraben. Sein Grabdenkmal ist an der Kirchhalle daselbst noch zu sehen. Wie Gross-Schönau schon damals zu den ansehnlichsten Dörfern der zittauischen Pflege gehörte, so vergrösserte es sich im Laufe der folgenden Zeit noch ungleich mehr. Auch hier fanden sich böhmische Exulanten zahlreich ein und aus den benachbarten Orten zittauischer Herrschaft erhielt Gross-Schönau’s Bevölkerung gleichfalls ansehnlichen Zuwachs. Um den Mangel an Wohnungen zu decken, überliess die Herrschaft je nach Bedarf die Gemeindeaue gegen einen s. g. Gärtelzins zu Baustellen. Um 1700 wurde die breite Aue, seit 1799 der niedere und seit 1803 der obere Viehweg bebaut. Im J. 1753 war die Zahl der Häuser 423, im J. 1858 aber 571. Auf dem Mundgute steht das Dorf Neu-Schönau, dessen Begründung im J. 1731 namentlich den Bemühungen Johann Goldbergs zu verdanken ist. Als Ortstheile wurden dazu geschlagen die seit 1721 bebaute Mühlwiese und die seit 1780 auf dem vormaligen Hofe angelegten Häuser. Im J. 1858 zählte man 79 Häuser mit 661 Bewohnern. Beide Gemeinden haben also zusammen 650 Häuser und 5580 Einwohner. Eine so starke Bevölkerung konnte selbstverständlich bei der Landwirthschaft allein keine hinreichende Arbeit finden und sie musste schon frühzeitig andre Erwerbszweige aufsuchen. Bereits zu Ende des 16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts finden wir in Gross-Schönau Leinen- und Zwillichweber, und eine Vereinigung glücklicher Umstände liess im J. 1666 die kunstvolle Leinen-Damastweberei entstehen, welche, wenn sie auch längst kein Geheimniss mehr ist und hier und da mehr oder weniger glückliche Nachahmung gefunden hat, doch immer noch unübertroffen dasteht und dem gewerbfleissigen Orte eine wohlgepflegte Blüthe und anerkannte Berühmtheit verschafft hat. Der beschränkte Raum verbietet uns, hier eine Beschreibung und Geschichte dieser merkwürdigen Manufactur zu geben, und sollten wir dies, so wäre es unerlässlich, namentlich auch der Baumwollenmanufactur und der in den letzten 20-30 Jahren entstandenen Fabrik-Etablissements zu gedenken, wodurch sich Gross-Schönau nicht minder einen wohlbegründeten Ruf erworben hat. Da es ohnediess nicht an Gelegenheit fehlt, sich über Gross-Schönau und seine Webereien zu unterrichten, so wollen wir das Bekannte hier nicht wiederholen. - Die zum Rittergute gehörigen Felder und Wiesen wurden von dem Zittauer Stadtrathe anfänglich besonders verwaltet, seit 1699 aber verpachtet, bis man sie auf den Wunsch der Damastweber und nach langen, schwierigen Verhandlungen im J. 1777 dergestalt vertheilte, dass jeder Häusler gegen Entrichtung eines Lasszinses eine vom Hause untrennbare Dominialparcelle von 1 Scheffel Feld und 1/2 Scheffel Wiese erhielt. Damals wurde auch die herrschaftliche Schaaftreibe den betreffenden Bauern und Gärtnern gegen einen jährlichen Zins überlassen. Die herrschaftlichen Waldungen bilden ein eigenes Forstrevier. An der von 1703 bis 1705 neuerbauten Kirche steht ein Pfarrer, dem im J. 1838 ein Diakon beigegeben ist. Der Diakonus ist zugleich Inspector der 5 im Orte befindlichen Schulen. Die Blüthe und Wohlhäbigkeit des Ortes zeigt sich auch in der äusseren Erscheinung; man findet eine Menge ansehnlicher, geschmackvoll erbauter und eingerichteter Häuser und dass Gross-Schönau seit 1855 der Sitz eines Königl. Gerichtsamtes ist, gereicht dem Orte zu nicht geringer Auszeichnung.
Dass der Zittauer Stadtrath überall, wo es möglich war, auf Abrundung des Stadtgebietes hinarbeitete, beweist auch die Erwerbung Rosenthals. Das Dorf Rosenthal, ein vormaliges Rittergut, wie wir es billig nennen, da auch hier ein herrschaftliches Vorwerk bestand, liegt 1/4 Stunde nördlich von Hirschfelde, auf verschiedenen zum Theil sehr steil ansteigenden Höhen zwischen 2 Thälern, dem romantischen Neissethale und dem gleich anmuthigen Kemlitzthale, am linken Ufer der Neisse, Rohnau gegenüber. Sein Name Rosenthal ist, da es im Volksmunde noch immer Rustel heisst, wenn nicht ein verschönernder Ausdruck, doch schwerlich von Rosen und Thal abzuleiten. Der „rosentaler berg“ kommt schon 1368 vor. Soweit die Nachrichten gehen, waren die von Kyau auf Giesmannsdorf die Erbherren von Rosenthal. In Urkunden werden genannt: Adam von Kyau auf Oderwitz 1488, Joachim v. Kyau 1542 und Wilrich von Kyau, welcher am 18. Mai 1595 Rosenthal nebst einem Gute in Seitendorf und mit Waldung für 2000 Thaler an die Stadt Zittau verkaufte. Geschichtlich merkwürdig wurde Rosenthal in der Wartenbergischen Fehde zur Zeit des Hussitenkrieges. Die Zittauer hatten hier im J. 1434 mit Siegmund von Wartenberg auf Tetschen, dessen Raubzüge der Oberlausitz grossen Schaden zufügten, einen harten Kampf zu bestehen. Sie erlagen der Uebermacht, verloren 3 Todte und 33 Gefangene und mussten die Räuber mit 6 Wagen von dannen ziehen lassen. Viel litt Rosenthal im 30jährigen Kriege und 1652 siedelte der Zittauer Rath böhmische Exulanten hier an, um die Wüstungen wieder urbar zu machen. Um diese Zeit mag auch das Vorwerk parcellirt worden sein. Kirchlich gehörte der Ort früher nach Burkersdorf, jetzt, wahrscheinlich seit 1640, ist er nach Hirschfelde eingepfarrt.
Ebersbach hat von seiner Geschichte ebenfalls nur sehr unvollständige Nachrichten, ohngeachtet von der Entstehung, Beschaffenheit, dem Wachsthume und den Schicksalen eines so ansehnlichen und stark bevölkerten Ortes viel Merkwürdiges zu erzählen sein würde. Die erste Kunde von Ebersbach fällt in das J. 1306, wo es von den Markgrafen Otto und Waldemar nebst andern umliegenden Dörfern zum Gerichtsbezirk der Stadt Löbau geschlagen wurde. Kirchlich stand es unter dem erzpriesterlichen Stuhle zu Löbau. Von den Hussiten angeblich im J. 1433 zerstört lag es eine lange Zeit wüste und hiess daher, auch als es wieder aufgebaut war, noch im 16. Jahrhundert Wüsten-Ebersbach. Im J. 1489 soll es nur 7 Häuser gehabt haben, und noch 1519 waren von 19 Gütern, woraus Ebersbach damals bestand, nur 10 bewohnt und 3 zum Wieder-Anbau übernommen. Damals gehörte es zu den Besitzungen der Herren von Gersdorf auf Baruth. Christoph von Gersdorf auf Baruth war im J. 1509 gestorben und hatte 7 Söhne hinterlassen, welche die väterliche Erbschaft im J. 1519 theilten. Der vierte Sohn Rudolph von Gersdorf erhielt neben dem Burglehn zu Budissin die Dörfer im Gebirge, nämlich Dürrhennersdorf, Kottmarsdorf, die Hälfte von Gross-Schweidnitz und Wüsten-Ebersbach, wozu er später noch Kittlitz erwarb. Man weiss nicht, wann und wie er Ebersbach veräusserte. Sein Nachfolger Hans von Schleinitz auf Tollenstein, Schluckenau und Hainspach wird schon 1544 und noch 1556 als Herr von Ebersbach genannt. Ihm folgte Georg von Schleinitz, dessen im J. 1568 gedacht wird, dann Ernst von Schleinitz 1569 und noch 1583, Ludmille von Schleinitz geb. v. Lobkowitz auf Tollenstein, Schluckenau und Neuschloss 1586 und 1590, endlich Elisabeth von Schleinitz, geb. Gräfin v. Schlick, Gemahlin Friedrichs v. Schleinitz auf Warnsdorf, welcher in ihrem Namen im Febr. 1597 Ebersbach nebst Ober-Friedersdorf und dem Walde, der Giersdorf genannt, an die Stadt Zittau für 15,000 Thlr. verkaufte. Von den Familienverhältnissen dieser letzten Besitzer giebt es keine Kunde und wenn der Appellationsrath Ehrenfried Freiherr v. Mingwitz und Mingwitzburg als Mitverkäufer genannt wird, so ist wahrscheinlich an irgend eine Vertretung erhobene Ansprüche zu denken. Seit dieser Zeit begann der Ort sich zu vergrössern, wozu die Aufnahme böhmischer Exulanten nicht weniger beitrug als die Gunst der Verhältnisse, unter welchen der Anbau und die Bevölkerung fortwährend zunehmen konnte. Wenn der Ort im J. 1656 etwa 179 Häuser zählte, so betrug die Häuserzahl um 1733 schon gegen 500, um 1790 über 600, 1826 aber bereits 882 und im J. 1858 bei der letzten Zählung 964. Die Bevölkerung stieg von 5466 im J. 1826 bis 5622 im J. 1834 und 6355 im J. 1858. Die hiesigen Leinenwebereien bestehen fast 200 Jahre und erfreuten sich besonders im 18. Jahrhundert einer ausnehmenden Blüthe. Was aber der Ungunst späterer Zeit geopfert werden musste, hat das Aufnehmen der Baumwollenmanufactur im 19. Jahrhundert reichlich ersetzt. Der erste Anbau der jetzigen Kirche, an welcher ein Pfarrer und (seit 1804) ein Diakon stehen, erfolgte wahrscheinlich unter dem Erbherrn Ernst von Schleinitz. Der Diakon hat die besondere Aufsicht über die 4 Schulen. Der Ort ist Sitz eines Königl. Gerichtsamts und besteht gerichtsamtlich aus Alt-Ebersbach und Neu-Ebersbach, während es topographisch sieben getrennt liegende Ortstheile giebt, welche die Altgemeine (Alt-Ebersbach), die Haine, der Hempel, die Eibauer Seite (Halangkshäuser), Spreedorf, die Hutungshäuser (Achthäuser, auch Neu-Spreedorf) und die Buschmühlhäuser genannt werden.
In den Kauf von Ebersbach war mit eingeschlossen Ober-Friedersdorf und die Waldung „der Giersdorf“ genannt. Ober-Friedersdorf auf seiner Morgenseite mit Ebersbach gränzend ist ein Theil des Ritterguts Friedersdorf bei Spremberg und Neusalza. Die Theilung in Ober- und Nieder-Friedersdorf fällt in sehr frühe Zeit und vielleicht lange vorher, ehe Ober-Friedersdorf in von Schleinitzischen
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/365&oldid=- (Version vom 17.10.2016)