Im Jahre 1803 den 7. März vermählte sich derselbe anderweit mit Frau Johanne Amalie Friederike Sernau geb. Meister, weil. Gotthelf Lebrecht Sernau, Regiments-Quartiermeisters beim Regiment Husaren, hinterlassenen Wittwe. Derselbe überliess das Rittergut käuflich seinem Sohne, Herrn Gustav Adolph von Hartmann, welcher sich am 29. September 1840 mit Fräulein Laura Händel, Herrn Johann Gottlob Händels, Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn auf Langhennersdorf und Boden älterer Tochter ehelich verband.
Frankenthal vereint mit Goldbach und auf der anderen Seite mit Gross-Röhrsdorf. Berühmt ist dieser Ort durch die grosse Bandwirkerei und Leinwandweberei, doch wird der Landbau dabei nicht vernachlässigt. Vorzüglich wird viel Flachs gebaut, welcher im Winter von Kindern und Gesinde gesponnen wird.
Die Schicksale des Orts anlangend, so sind viele Drangsale hier zu überstehen gewesen.
Verhängnissvoll waren für Frankenthal die Jahre 1633 bis 1636, wo die Pest über 500 Bewohner wegraffte. Im Jahre 1758 kam die grosse preussische Armee auf hiesige Fluren längere Zeit zu stehen.
Der rechte Flügel zog sich von Oberbreting bis nach Goldbach, der linke Flügel von Goldbach bis nach Bischofswerda.
Die grosse österreichische Armee stand bei Drebniz, Lauterbach und Schmiedefeld. Obschon ein Blutbad selbst hier nicht stattfand, so wurden dennoch die armen Einwohner schrecklich ruinirt.
Das für Sachsen verhängnissvolle Kriegsjahr 1813 war für die hiesige Parochie besonders wegen der Nähe der Heerstrasse sehr unheilbringend.
Die Noth, welche zur Zeit des Bischofswerdaer und Schmiedefelder Brandes den höchsten Grad erreichte und Misshandlungen an denen verübt, welchen nichts mehr abzupressen war, nöthigten zur Flucht. Frankenthal war fast des gänzlichen Viehes beraubt, nur Weniges fand auf dem bei Rammenau gelegenen Hochsteine ein rettendes Asyl.
Keine Kuh war im Stalle, keine Garbe in der Scheune zu finden. Viele Häuser, besonders in der Niedergemeinde wurden geplündert und viele behielten an Kleidungsstücken nur diejenigen, welche eben den Leib bedeckten.
Die hiesige Kirche, in welche blos derjenige Theil vom Dorfe Bretniz eingepfarrt ist, der ausserhalb des der Länge nach durch das Dorf gezogenen Zauns und zwar auf der Frankenthaler Seite desselben liegt, war ursprünglich eine kleine Kapelle und ist erst im Jahre 1607 durch Wolf von Ponikau vergrössert worden.
Die Kirchengemeinde erfreut sich eines Legats von 6000 Thlr. vom Vice-Canzler Clauswitz zu Bautzen, dessen Zinsen nach dem Ermessen des Pfarrers allsonntäglich und am 8. März als am Stiftungstag unter hiesige Ortsarmen vertheilt werden.
Ferner eines Legats von Gottlieb Beyer, Häusler allhier – eben so eines von 10 Thlr. von Johann Gottlob Thalheim, Gutsbesitzers allhier und eines von 10 Thlr. von dessen Ehefrau Anna Dorothea Thalheim, dessen Zinsen wie der 3 zuletzt genannten Legaten alljährlich zur Anschaffung von Schulbüchern verwendet werden, um am Oster-Examen, arme aber fleissige und gesittete Schulkinder nach dem Ermessen des Pfarrers damit zu beschenken.
Nach Mittag zu in der Kirche, wo keine Emporkirche ist, befindet sich die herrschaftliche Loge nebst Sacristei, welche von Heinrich von Bünau im Jahre 1729 auf eigne Kosten erbaut worden ist.
Die Kirche besitzt silberne und stark vergoldete Sacra vasa und ausserdem eine Altarbekleidung von grauem Plüsch welche von Frau Johanna Amalia Friederike Hartmann am Tauftage ihres erstgebornen Sohnes, der Kirche zum Geschenk gemacht wurde.
Der Kirchhof, welcher durch eine gute Mauer und hohe Linden umschlossen ist, hat viel an Schönheit erst in der neuern Zeit gewonnen, indem die Gräber mit Blumen und Rosensträuchern bepflanzt und mit Epithaphien geschmückt sind. Die hiesige Schule wird von 230 Kindern besucht.
G. A. Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Leipzig 1859, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/310&oldid=- (Version vom 31.7.2018)