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Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/300

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Ober-Putzkau


Dieser uralte Ort, welcher schon in einer Grenzurkunde von 1213 genannt wird, ist 2. Stunden nördlich von Neustadt bei Stolpen an der Wesenitz gelegen.

Putzkau bedeutet so viel, als Burkhardtsdorf und der Ort muss früher auch bedeutender gewesen sein, als jetzt. Der Ort selbst wird in Ober- und Nieder-Putzkau eingetheilt. Das Rittergut steht in Oberdorf und daher Ober-Putzkau.

Die Herren von Haugwitz haben lange dieses Gut besessen und zwar bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts, wo es an die Familie der Herrn von Schleinitz kam. Von 1713 bis 1723 war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr Georg Curt von Haxthausen, 1751 aber der Minister Brühl, von 1752 kam es an die Grafenfamilie von Schall-Riaucour, welche sich noch jetzt des Besitzes von Putzkau erfreut und gehört somit zu der Fidei-Commiss-Herrschaft dieser Familie, welche aus den Ortschaften Crostau, Rodewitz, mit Sonneberg, Eulowitz, Bederwitz, Gaussig, Medewitz, Diehmen, Golenz Drauschkowitz, Malschwitz, Guttau, Brösa, Gleina, Werthau, Töbigau, Naundorf, Zockau, Günthersdorf und Putzkau besteht.

Der jetzige Besitzer ist Herr Karl Graf von Schall-Riaucour und dessen hochverehrte Frau Gemahlin Amalie Gräfin von Seinshain, welche nie ermangelt haben, ihr Wohlwollen, ihre Mildthätigkeit gegen ihre Gerichtsuntergebenen an den Tag zu legen.

Der Stifter dieser Fidei-Commiss-Herrschaft war Andreas, Reichsgraf von Riaucour kurf. sächs. Conferenz-Minister und wirkl. Geheime Rath, auch Gesandter an Churf. Pfalz-Bairischen und Trierischen Höfen, Reichsritter und Ritter des Königl. poln. weisen Adlerordens (der kathol. Confession zugethan).

Er starb 1794 zu München, nachdem ihm seine Frau Gemahlin Henriette geb. Freifrau von Wreden (evangel. Confession) im Jahre 1793 in die Ewigkeit voraus gegangen war.

Der Wohnsitz von dieser Fidei-Commiss-Herrschaft ist in Gaussig, wiewohl auch die andern Orte von der Herrschaft mit dem Besuche des Herrn Besitzers beehrt werden.

Das Rittergut in Ober-Putzkau steht in des Ortes Mitte, der sich von da an als Ober- und Neu-Putzkau östlich von der Wesenitz hinauf bis Neukirch in der Lausitz, und nordwestwärts als Nieder-Putzkau hinab erstreckt, so dass er nun 1¼ Stunde lang ist, von Bischoffswerda liegt das Rittergut nur eine Stunde südöstlich entfernt und von der dasigen Kirche ¼ Stunde.

Das Rittergut hat schöne comfortable eingerichtete Gebäude, Wirthschafts- und Hofräume sind nutzbar angelegt und überhaupt sieht man dem Ganzen den Reichthum des Besitzers an.

Im Westen von Putzkau liegt der Rehwald nahe, in Südwesten steigt der Riedenberg an, so wie in Norden die Kuh-, Schatz- und Heinberge, in Süden des Oberdorfs verbreitet sich die Waldung des Valten oder vulgo Falkenbergs.

Vom Fürstenhause im Klinkerthal an gerechnet gehet man bis zum Gipfel des Berges binnen ¾ Stunden; in diesem Fürstenhause, oder früher in Bethelsdorf ist es nöthig, um diese Parthie zu durch wandeln, einen Führer mitzunehmen.

Der Weg führt durch einen Theil des Putzkauer Waldes.

Sobald man der höchsten Höhe des Berges näher kommt, wird der Weg auf ein Mal sehr steil, jedoch ist man bald an der Stelle, wo die Königlichen, die Putzkauer und Neukircher Waldungen, folglich auch die Meissnische und Lausitzer Gränze zusammenlaufen, welche genau durch Steine bezeichnet sind.

Die Aussicht, welche man von hier aus geniesst, ist eine der weitesten und reizendsten.

Sie reicht nicht nur bis über den Unger (bei Sebniz) sondern selbst über den Winterberg (oberhalb Schandau) hinaus und vom Riesengebirge bis zum Colmberge hin.

Ziehet man von jenem zu diesem eine gerade Linie und dann wieder von jenem eine Bogenlinie über Lowositz und Bilin zwischen Annaberg und Freiberg bis zu diesem hinab, so umschreibt man hiermit den Gesichtskreis dieser Aussicht, der in Entfernungen von 10 bis 12 Meilen

Lausitzer Kreis, 26. Heft oder 133. d. g. F.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/300&oldid=- (Version vom 2.10.2016)