Jahre 1697 starb, und das Gut Unwürde Johann Hildebrand von Hund und Altengrotkau, churfürstlich Sächsischem und königlich Polnischem Rathe und Landesältestem des Budissiner Kreises hinterliess. Im Jahre 1769 verkaufte der Geheimrath Carl Gotthelf von Hund und Altengrotkau seine sämmtlichen Besitzungen, worunter auch Unwürde, an die Gräfin Isabella von Salmour, von welcher sie durch Erbschaft an den jungen Grafen Joseph Gabaleon von Salmour gelangten, der bis 1819 in ihrem Besitze blieb. In diesem Jahre erkaufte Ober- und Niederkittlitz, nebst Unwürde der königlich Sächsische Generallieutenant und Gouverneur der Residenzstadt Dresden, Freiherr von Gablenz, überliess dieselben 1837 aber seinen beiden Söhnen, wobei der Rittmeister, Heinrich Freiherr von Gablenz die beiden Güter zu Kittlitz, und dessen Bruder, der Oberlieutenant, Anton Freiherr von Gablenz Unwürde erhielt. Später gelangte Unwürde an den Freiherrn von Gutschmidt, und endlich durch Tausch an den jetzigen Besitzer, Herrn Rittmeister von Sydow, Landesältestem und Abgeordnetem der zweiten Preussischen Kammer.
Das älteste Schloss zu Unwürde war ein kleines hölzernes Gebäude, und wurde im Jahre 1425 bei der Belagerung Löbaus von den Hussiten gänzlich zerstört. Später wieder aufgebaut, stand es bis 1727, wo ein Herr von Hund und Altengrotkau das noch jetzt stehende stattliche und geräumige Schloss aufführen liess, von dessen Höhe man eine reizende Aussicht über die Löbauer Gegend und das Sächsisch-Böhmische Gebirge geniesst. Der Garten des Schlosses ist von nicht geringer Bedeutung.
Rittergut und Dorf Unwürde sind nächst Grossdehsa, Jauernick, Peschen, Eiseroda, Nechen, Breitendorf, Laucha, Carlsbrunn, die Hälfte von Wohle, Georgewitz, Wendisch-Paulsdorf, Wendisch-Cunnersdorf, die Hälfte von Rosenhain, Zoblitz, Bellwitz, Oppeln, Kleinradmeritz, Glossen, Lautitz, Alt- und Neucunnewitz, Mauschnitz und Hasenberg nach Kittlitz eingepfarrt. Das dasige Gotteshaus wird bereits in einer Bulle des Papstes Innocenz IV. vom Jahre 1252 genannt, und dass es bereits im zwölften Jahrhunderte vorhanden war, beweist die Inschrift einer ihrer Glocken: Felix namque es Sacra virgo Maria omni laude dig. MCCII. ie. quia ex te or. Nach vielen traurigen, hauptsächlich durch Krieg und Feuer hervorgerufenen Schicksalen wurde das sehr baufällige Gotteshaus im Jahre 1749 abgebrochen, wegen verschiedener Hindernisse konnte die neue Kirche jedoch erst 1796 eingeweiht werden. Sie ist licht, geräumig und geschmackvoll gebaut, enthält zehn herrschaftliche Betstübchen und zwei Emporen. Auch für den Alterthumsfreund birgt die Kirche zu Kittlitz manches Interessante, namentlich ist ein uralter Leichenstein mit dem Wappen der Nostitze zu erwähnen, dessen Inschrift noch Niemand entziffern konnte. Verschiedene Steinbilder längst verstorbener Ritter und Edelfrauen sind über den Grüften, die ihre Asche deckt, eingemauert. Nicht weniger sehenswerth ist ein nicht mehr gebrauchter, beinahe fünfhundert Jahre alter Altar, welcher in der Sakristei aufbewahrt wird und durch kunstreiche Schnitzarbeit und Vergoldung sich auszeichnet. Unter der grossen Menge Figuren, welche diesen Altar schmücken, befindet sich auch die knieende Gestalt eines Mannes mit dreifacher Krone auf dem Haupte, hinter dem ein Scharfrichter steht, um ihm den Kopf abzuschlagen. Ein komischer Zufall hat es indessen gefügt, dass der Scharfrichter nicht nur die Hand mit dem erhobenen Schwerte, sondern auch den Kopf eingebüsst hat, während der Delinquent diesen noch auf seinen Schultern trägt.
In der Parochie Kittlitz befindet sich ausser dem Pfarrer auch noch ein Diakonus, welchem die eigentliche und spezielle Seelensorge der Kirchkinder, mit Ausnahme der Herrschaften und der Breitendorfer Gemeinde, obliegt. Die Kirchenbücher der Pfarre gehen nur bis 1703 zurück; eine Sage behauptet, die ältesten Kirchenbücher habe eine resolute Pfarrfrau, die nach dem Tode ihres Mannes sich in ihren Ansprüchen beeinträchtigt geglaubt, als Repressalien mit sich genommen. Die Kirchengemeinde besteht sowohl aus Deutschen wie auch aus Wenden, und der Hauptnahrungszweig derselben ist Ackerbau, Handarbeit und etwas Handel.
Königswartha, ein Marktflecken, Schloss und Rittergut im Budissiner Bezirke, nahe am Schwarzwasser und an der Hoyerswerdaer Strasse gelegen, besitzt 131 Häuser mit ungefähr 900 Einwohnern, eine Kirche, Schule, Apotheke und Postexpedition. Im dreissigjährigen Kriege grassirte in Königswartha eine schreckliche Pest, die den fünften Theil der Einwohnerschaft wegraffte, und 1636 ging der Ort grösstentheils in Flammen auf. Ein ähnliches Unglück betraf Königswartha im Jahre 1788, wo der nordwestliche Theil des Fleckens niederbrannte. Am 9. Mai 1813 fand in der Nähe ein heftiges Treffen zwischen dem Russischen General Barklai de Tolly und dem Preussischen General York, als Verbündeten, gegen den Französischen General Lauriston statt, wobei Königswartha in grosser Gefahr schwebte und nicht wenig litt. – Das Rittergut hat schöne massive Wirthschaftsgebäude, bedeutende Bierbrauerei und Branntweinbrennerei, und eine der grössten Fischereien der Lausitz, deren Karpfen weit und breit wegen ihrer Vortrefflichkeit bekannt sind. Die Gegend ist sandig, holzreich und stark bewässert, und der Verkehr im Orte wegen der durchgehenden Chaussee von Budissin nach Cottbus und Berlin, äusserst lebhaft. Das schöne, geräumige, von trefflichen Anlagen umgebene Schloss, zieren auf der Gartenseite verschiedene zum Theil recht gut gearbeitete Statuen und Antiken. Wenige
G. A. Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Leipzig 1859, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)