Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section | |
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vortreffliche Schäferei mehre Teiche und schöne Obstanlagen und Gärten.
Der Boden hiesiger Gegend ist etwas hügelig und steinig, übrigens mittelsandig.
Man erbaut aber in hiesiger Gegend viel Rübsen und Heidekorn und die Einwohner ernähren sich grösstentheils vom Ackerbau.
Im Jahre 1857 ist der jetzige Besitzer auf Adern von Kalksteinen gekommen und derselbe hegt die Hoffnung noch ein reichliches Lager zu entdecken, welches für die ganze Gegend von der grössten Wichtigkeit werden dürfte.
Am Sandberg und rothen Berg entspringt aus 2 Quellen der über Hausdorf und Gross-Grabe dem Schwarzwasser an der preussischen Grenze zufliessende Bach, welcher fälschlich von einigen Geographen ebenfalls Schwarzwasser genannt worden ist.
Im Orte Cunnersdorf befinden sich ausser den Wohnungen der Bauern und Häusler, auch noch eine Wassermühle mit einem Gang und eine Windmühle, ausserdem mehrere Hirsenstampfen.
Das hiesige Schulhaus wird von 60 Kindern besucht, wozu das wendische Dorf Hausdorf 15 Kinder schickt.
Im Ganzen hat Cunnersdorf 54 bewohnte Gebäude mit 274 Einwohnern, worunter sich 10 Bauern, 4 Halbbauern, 3 Gross- und 6 andere Gärtner, 17 Häusler mit Feld und 6 feldlose Häusler befinden. Die Wohnungen der Letzteren stehen auf herrschaftlichen Grund und Boden.
Die Einwohner des Ortes gehören zu den sogenannten 11 deutschen Dörfern, die in die Haupt-Kirche zu Camenz, ausser den sogenannten 9 wendischen Dörfern, gewiesen sind. Eigentlich ist aber eine solche Bemerkung nicht mehr richtig, da die Letzteren zum Theil ganz deutsch sind, die Einwohner von allen auch deutsch verstehen.
Die Schicksale des Ortes anlangend, so hat es mit Camenz im Hussitenkriege furchtbar gelitten. Weiber und Kinder wurden gemartert und die übrigen nach Camenz geflüchteten männlichen Bewohner gingen im Kampfe unter.
Bruso von Gamenz und dessen Mutter, welche den Hussitensturm überlebt hatten, verkauften 1432 die Stadt Camenz sammt Schloss und übrigen Besitzungen, wodurch die Herrschaft über das Camenzer Ländchen für das Geschlecht derer von Camenz aufhörte, und von nun an im Namen des Königs durch den Königlichen Landvoigt in Buddissin gehandhabt wurde.
Auch durch Pest und spätere Kriegsdrangsale wurde Cunnersdorf schwer heimgesucht, und im Jahre 1707 verloren die hiesigen Einwohner ihre ganze Habe bei dem grossen Brande in Camenz, wohin sie solche der Kriegsunruhen wegen geflüchtet hatten.
Erst nach den Napoleon’schen Feldzügen und während der langen schönen Friedensjahre hat sich auch Cunnersdorf wieder erholt und ist sogar zu Wohlstand gelangt.
Denn die meisten Bewohner des Ortes sind wohlhabend zu nennen und über eigentliche der Gemeinde zur Last fallende Arme kann man hier nicht klagen.
Cunnersdorf hatte bis zur Einführung der neuen Gerichtsordnung seine eigene Gerichtsbarkeit und von den dasigen Gerichtsherrschaften wurde Alles stets gethan, um ihre Unterthanen nicht in Rechtshändel zu verwickeln und sie vor Schaden und Nachtheil zu bewahren.
Namentlich wurde in Sterbe- und Erbefällen jede mögliche Anstrengung gemacht, den Descendenten die Besitzungen ihrer Adscendenten zu erhalten.
Jetzt gehört Cunnersdorf zum Gerichtsamte Camenz.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/274&oldid=- (Version vom 2.10.2016)