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Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/270

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Deutsch-Baselitz


auch Baselitz schlechthin und ehemals Bechschwitz genannt, eine Stunde nördlich von Camenz, am grossen Teiche, zwischen den Dörfern Schiedel, Schmortitz, Piscowitz und Tschornau, in fruchtbarer Flur gelegen, ist wohl zu unterscheiden von Wendisch-Baselitz, welches 1½ Stunde östlich von der Stadt Camenz entfernt liegt und theils zum Rittergute Ruckelwitz, theils zum Kloster Marienstein gehört.

Deutsch Baselitz ist ein selbstständiges Rittergut und zwar ein sehr frühzeitig entstandenes Gut, welches nach Vertreibung der Sorbenwenden zur Burggrafschaft Camenz gehörte, und demnach Lehen der Herren von Camenz war, welche die Verpflichtung auf sich hatten, die besiegten Wenden im Zaume zu halten. Die Grenze des Camenzer Gebiets bezeichnete zu jener Zeit Pulsnitz von ihren Entspringen bis gegen Lichtenau; weiter lief diese Grenze zwischen Königsbrück und Glauschnitz hin, bei Breiskau und Lunz vorüber nach Ortrand und Lindenau; die Pulsnitz hier wieder verlassend, wandte sich dieselbe gegen Ruhland, nach der Elster und Senftenberg vorüber Strom auf, bis sie nach Schönau hin abwich, um über Rellwitz und Crostwitz dahin zurückzuführen, wo wir sie angehoben. Ausserhalb dieser Grenzen hatten die von Camenz bei Zittau, Görlitz u. s. w. mehrere Besitzungen, welche durch Kauf, Tausch, Mitgift und Erbe oder Lehen ihnen zugekommen waren.

Diese Herren von Camenz verliehen Deutsch-Baselitz zuerst an die Herren von Bleschdorf, nach deren Absterben dasselbe die Stadt Camenz kaufte.

In der Mitte des 16. Jahrhunderts ging es durch den oft schon beregten Pönfall für diese Stadt verloren, worauf ein Herr von Carlowitz damit beliehen wurde.

Von dem Letzteren acquirirte es 1559 Hans von Ponickau, Amtshauptmann des Buddissiner Kreises, welcher mit Barbara von Gablenz aus dem Hause Wendisch-Luppe vermählt war, und in dieser Ehe 6 Kinder erzeugte. Der älteste unter seinen Söhnen, Hans Wolf von Ponickau, erhielt bei der Erbtheilung Prititz, Elstra zur Hälfte, Hennersdorf, Röhrsdorf, Gersdorf, Bischheim und Baselitz. Dieser von Ponickau war mit Anna von Bünau aus dem Hause Liebstadt verheirathet und starb 1617.

Im Jahre 1617 kaufte der Vetter des Letzteren, Haus Fabian von Ponikau das Gut. Dieser berühmte und zu den höchten Würden erwählte Mann musste leider auch die Erfahrung in seinem Leben machen, dass von einem ungünstigen Umstand, von einem einzigen unglücklichen Zusammentreffen, oft das ganze Geschick des Menschen abhängt. Auf der andern Seite beweiset uns aber hier auch wiederum die Geschichte, dass treue Freundschaft oft den Freund vom gänzlichen Untergang und Ruin retten kann.

Als Landesältester des Budissener Kreises erwarb sich Hans Fabian von Ponickau durch geschickte und treue Verwaltung dieses Amtes in sehr unruhigen Zeiten um die Ober-Lausitz grosse Verdienste. Im Jahre 1605, bei dem am 14. September dieses Jahres erfolgten Friedensabschluss des Kaisers Rudolph II. mit den Türken und Ungarn in Wien, wurde er als Deputirter der Stände, dahin abgeschickt, und bei seiner Rückkehr mit einer goldenen Halskette, und einer daran hängenden Gedächtniss-Medaille beschenkt, welche heute noch in der von Ponickaui’sche Familie aufbewahrt wird.

Im Jahre 1608 ging von Ponickau als Deputirter nach Prag, um Religionsfreiheit für seine Lausitz zu erbitten. 1611 wurde er mit Andern eben dahin zur Kaiserkrönung gesendet; im Frühjahr 1619 musste er dort mit den Directoren der evangelischen Behörde verhandeln; im Sommer desselben Jahres erwählte man ihn zu einem der Defensoren der Religionsfreiheit; kurz nachher half er in Prag an Ferdinand’s Stelle den protestantischen Kurfürsten von der Pfalz, Friedrich V., zum Könige von Böhmen erwählen, der ihm hierauf den Charakter eines Königlich böhmischen Kammerraths verlieh; im April 1620 befand er sich wieder unter den Abgeordneten, die den König Friedrich auf dem Landtage zu Prag ersuchten, zur Huldigung persönlich nach Buddissin zu kommen.

Dies war der letzte ehrenvolle Auftrag, der ihm zu Theil wurde; bald sollte er ein herbes Geschick erfahren.

Der Kurfürst von Sachsen Johann Georg I. hatte ein Bündniss mit

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/270&oldid=- (Version vom 2.10.2016)