Hochseligsten Herrn Vater in allen Hochrühmlichen Qualitäten und Ehren, als auch Christmilden Tugenden nachgeahmet, trat in den Besitz von Preititz, doch gehörte dieses Gut 1701 einer Gräfin von Solms, geborenen Freiin von Lützelburg auf Baruth, und 1704 dem Freiherrn Anton von Lützelburg. Im Jahre 1710 besass Preititz die Reichsgräfin von Reuss, und 1735 die Gräfin von Redern, eine geborene Gräfin Reuss, von der das Gut an die Familie von Ziegler und Klipphausen gelangte. Als Herren auf Preititz finden sich 1737 Carl Gottlob von Ziegler und Klipphausen, der auch die Güter Ober- und Mittelcunewalde und Cannewitz besass; 1760 Ferdinand Rudolf von Ziegler und Klipphausen, des Vorigen Sohn, Herzoglich Sachsen-Gothaischer Hauptmann, welcher von Georg Heinrich von Carlowitz Kleinbautzen erkaufte, und 1791 mit Tode abging. Seine Wittwe, Friederike Auguste geborene von Schlieben übernahm die Besitzungen ihres verstorbenen Gemahls, vermählte sich indessen später mit dem Reichsgrafen, Ludwig Gottlob von Lüttichau, Churfürstlich Sächsischem Landeshauptmann der Oberlausitz. Von den sechs Töchtern des verstorbenen Herrn Ferdinand Rudolf von Ziegler und Klipphausen blieben bloss vier am Leben, von denen eine sich mit dem Geheimen Finanzrath von Polenz, die andere mit dem Geheimen Finanzrath von Minkwitz, die dritte mit dem Landescommissair von Carlowitz und die vierte mit dem Grafen von Hasslingen vermählte. Durch Erbrecess vom Jahre 1802 besassen diese Damen Cunewalde, Preititz, Kleinbautzen, Pliskowitz und Trampe bei Berlin. Im Jahre 1809 erkaufte Preititz der nachmalige Geheimrath, Oberkammerherr und Oberhofmeister, Gottlob Heinrich von Minkwitz, Gemahl der jüngsten Tochter des Hauptmanns Ferdinand Rudolf von Ziegler, während eine andere Tochter desselben, die Gemahlin des Landescommissairs von Corlowitz, Kleinbautzen an sich brachte. Preititz blieb im Besitz des Oberkammerherrn von Minkwitz bis 1847, wo er dasselbe an seine beiden Söhne, den Rittmeister und den Kammerherrn von Minkwitz verkaufte, von welchen das Gut 1852 an den jetzigen Besitzer, Herrn Kammerherrn Heinrich August von Globig überging.
Das kleine Schloss, welches auf dem Bilde dargestellt ist, wurde 1789 von dem Hauptmann Ferdinand Rudolf von Ziegler und Klipphausen erbaut, wobei derselbe die Absicht hegte, das alte baufällige, wahrscheinlich in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts, von einem Herrn von Nostitz aufgeführte Wohnhaus abzubrechen. Das alte Gebäu stand indessen noch bis zum Jahre 1853, wo der Kammerherr von Globig es abtragen liess.
Das Rittergut Preititz liegt zwei Stunden von Bautzen, und ebensoweit von Weissenberg entfernt, ist, nebst dem Dorfe Preititz nach Kleinbautzen eingepfarrt, und enthält, vereinigt mit dem damit verbundenen kleinen Rittergute Cannewitz 480 Acker Feld, 150 Acker Wiesen, 50 Acker Waldung und 10 Acker Triften. Der Boden ist fast durchgängig von vorzüglicher Güte, und aus diesem Grunde hat man auch die vormals hier befindlichen vielen Teiche nach und nach in Felder und Wiesen umgewandelt. Das lebende Inventarium des Rittergutes besteht aus 12 Pferden, 80 Stücken Rindvieh und 400 Schaafen. Das Dorf zählt 260 Einwohner, worunter 1 Halbhüfner, 21 Kleingärtner, und 5 Häusler. Bis auf wenige Personen sind alle Bewohner von Preititz Wenden, doch sprechen sie fast alle etwas deutsch, während Sitten und Kleidung ebenfalls immer mehr den deutschen Charakter annehmen.
Wie schon erwähnt, ist über die frühesten Schicksale des Rittergutes und Dorfes Preititz Nichts auf unsere Zeiten gekommen, ohne Zweifel aber ist es im Hussitenkriege, sowie im dreissigjahrigen Kriege der Brutalität roher Soldatenhaufen vielfach preisgegeben worden, auch haben pestartige Krankheiten Preititz oft heimgesucht. Im Jahre 1749 verheerte die Fluren ein entsetzliches Hagelwetter, und am 1. August 1747 tobte ein fürchterlicher Orkan, der ungemeinen Schaden anrichtete, und einen freistehenden Birnbaum von elf Fuss Umfang in der Mitte entzweibrach. 1757 fouragirten die Preussen, welche unter dem Prinzen von Bevern, und General Winterfeld bei Purschwiz lagerten, in hiesiger Gegend so arg, dass den armen Landleuten dadurch ein unersetzlicher Schaden erwuchs, und Manche ihr ganzes kleines Vermögen einbüssten. Ein ebenso unglückliches Jahr war das folgende, wo in den ersten Tagen des Octobers die Oesterreichische Armee, unter Anführung des Grafen von Daun Kittlitz, Lehna und die Wohlischen Höhen besetzt hielt, während die Linie des Preussischen Lagers von Hochkirch bis Kotitz reichte. Die Drangsale der unglücklichen Dorfbewohner lassen sich nicht schildern; was von ihrem Eigenthum fortzuschleppen war, wurde mitgenommen, und kaum hatte ein Soldatenhaufen den Ort verlassen, so erschien ein anderer mit gleicher Raublust, und die gänzlich mittellosen Leute wurden gemisshandelt, und ihnen das letzte Kleidungstück entrissen. Allein im Pfarrhause zu Kleinbautzen, wo der General von Schmettau sein Quartier genommen hatte, befanden sich hundert Pferde, man schlug Kisten und Kästen auf, und trieb das Vieh fort. Den damaligen Pfarrherrn Schirach, jagten die Soldaten mit geschwungenen Säbeln im Hause herum, und setzten ihm Pistolen auf die Brust, um ihn zur Herausgabe etwa versteckter Habseligkeiten zu bewegen. Um fünf verwundete Soldaten verbinden zu können, gab Pastor Schirach sein letztes Hemd vom Leibe, und war bei allen Gefahren, die ihn umgaben noch froh, dass er Weib und Kinder zeitig genug nach Niedergurig geschickt hatte, denn alle benachbarten Ortschaften, wie Hochkirch, Pommritz, Drehsa, Gröditz und andere mehr, waren bloss noch rauchende Schutthaufen. Am dreizehnten Tage zogen die Preussen ab, nachdem sie die Wirthschaftsgebäude des Rittergutes Kleinbautzen niedergerissen und das Holz zu Lagerfeuern verwendet hatten.
Am 4. Juni 1759 befand sich die Oesterreichische Armee, unter dem Grafen Daun abermals hier, und wirthschaftete mit soldatischer Natürlichkeit dergestalt, dass bald Scheune und Ställe geleert waren. Späterhin kamen die Preussen, bei denen sich König Friedrich der Grosse befand. Dieser liess den Pastor Schirach zu sich kommen, und zog verschiedene Erkundigungen bei ihm ein, unter Anderem, ob die Oesterreichischen Husaren, welche am Morgen vorher mit den Preussen scharmuziret im Dorfe gewesen, und die Offiziere bei ihm übernachtet hätten. Noch einmal, im Jahre 1762, fühlte die Lausitz, und mit ihr auch Preititz die Beschwerden des siebenjährigen Krieges, bis endlich das fruchtbare Jahre 1763, durch den von Millionen erflehten Hubertusburger Frieden, den Völkern Ruhe und Sicherheit wiedergab.
Funfzig Jahre waren die Schrecken des Krieges von Preititz ferngeblieben, als im Jahre 1813 der Ort, nebst dem nahen Kleinbautzen eine traurige, kriegsgeschichtliche Bedeutung erlangte, indem er fast in der Mitte des Terrains lag, auf dem die Schlacht von Bautzen geschlagen wurde. Nördlich von Preititz stand am 20. und 21. Mai 1813, der rechte Flügel der Alliirten, unter Barklay de Tolly, von Malschwitz bis Gleina; das Centrum stand unter General Blüchers
G. A. Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)