Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section | |
|
auch nach Dahren und Gödau, so wie auch die Kaiserlichen im 30jährigen Kriege in den Jahren 1631, 1632 und 1633 verschiedene Besuche diesen Orten machten, worüber die Einwohner sich absonderlich zu freuen keine Gelegenheit hatten. Ueberhaupt muss der 30jährige Krieg auf die Sitten des Volkes hier und in der Umgegend einen nachtheiligen Einfluss geübt haben. Denn in einer Vocation der damaligen Zeit heisst es: „das wilde und wüste Wesen unter den Wenden.“ Doch die nachherigen Gerichtsherren, welche sich meistens auf ihren Gütern aufhielten, wendeten alles Mögliche auf, durch Kirche und Schule zu bessern, zu erziehen, und Dank ihnen, das Werk ist gelungen. Die hiesige Gegend kann in jeder Beziehung in Sitte und Bildung, mit jeder andern in Sachsen sich messen.
Auch an Fleiss und Betriebsamkeit fehlt es in keiner Weise und die Wunden, die durch die Durchmärsche von 1812–1813 hiesiger Gegend geschlagen wurden, sind längst wieder vernarbt.
Dahren und die Umgegend baut schönes Getreide und gutes Obst.
Drehsa liegt 2 Stunden östlich von Bautzen, an einem in die wurschener
Teiche mündenden Bächlein, in hügeliger und nicht unangenehmer
Gegend, westlich vom sogenannten Müllersberge, zwischen Belgern,
Kumschütz, Canitz-Christina und Wawitz und nahe bei Wurschen.
Bekannt ist die hiesige Gegend durch die am 21. Mai 1813 geschlagene
Bautzener Schlacht, welche auch die Wurschener Schlacht genannt wird.
Vor der Schlacht war Alexanders Hauptquartier zu Wurschen; im nahen
Köditz war das des Königs von Preussen. Die ganze alliirte Armee stand
in der Umgegend und hatte überall Verschanzungen. Am 20. schon
griff Napoleon die Verschanzungen bei Wurschen an. Die Franzosen
nannten die Ereignisse dieses Tages das Vorspiel des Kampfes von Wurschen.
Dieser begann am 21. Mai mit Sonnenaufgang; der Widerstand
der Verbündeten war furchtbar; der Fürst von der Moskwa (Ney) der
Stolz des französischen Heeres, wurde mehre Male zurückgeworfen; auch
der Herzog von Dalmatien kam in Verlegenheit. Durch seine Mannövre
zwang Napoleon den Feind, eine rückgängige Stellung anzunehmen. Der
Russen linker Flügel lehnte sich an das berühmte Hochkirch; aber derselbe
musste, nachdem der rechte Flügel sich umgangen sah, weil schon
Wurschen von Ney und Lauriston besetzt war, von dem Corps der Herzoge
von Ragusa und Tarent heftig gedrückt, seine Position auch verlassen
und sich nach Görlitz zurückziehen. Die Franzosen drangen bis
Breslau vor. Die Siege Napoleons bei Bautzen und Wurschen hatten
jedoch den Glanz seiner früheren Triumphe nicht. Sie wurden schwerer
erkauft, gewährten nur wenig Siegeszeichen und unentscheidende Früchte.
Auf den hierauf am 4. Juni zu Prischwitz geschlossenen Waffenstillstand,
erfolgte bald darauf die Erklärung Oestreichs, welches schon von der
Rolle des Verbündeten Napoleons zu jener des Vermittlers übergegangen
war, als Feind und dreimal hunderttausend Gewaffnete mehr erschienen
jetzt auf dem Kampfplatz. Die Tage von Marengo, Ulm, Austerlitz, Eckmühl
und Wagram schienen Rache zu fordern.
Das letzte Lächeln des Glückes erfuhr Napoleon in der Schlacht bei Dresden. Von Dresden zog der grosse Kriegsmeister in die Ebenen von Leipzig und hier verliess die Siegesgöttin den Mann, den Herrscher, den erst die Nachwelt mehr als den Vorläufer der Zukunft, wie als Vernichter von Nationen, mehr als Staatsmann, wie als Krieger, mehr als Gesetzgeber, wie als Eroberer, mehr als Ordner, wie als Sieger bewundern wird.
Drehsa und die umliegende Gegend war auch im Religionskriege der Schauplatz harter Kämpfe und eine Schanze, die Schwedenschanze genannt, erinnert heute noch an jene trüben, unglücklichen Tage und 1758 bei der Schlacht bei Hochkirch brannte Drehsa mit Pomritz, Gröditz, Pochern völlig ab.
Zu Drehsa gehörte auch ein Theil von Wawitz, wendisch Wawezy, in welchem Orte ein besonderes Rittergut ist, das früher eine Appertinenz von Drehsa bildete. – Die Nachrichten über die Entstehung des Schlosses und über die ersten Besitzer von Drehsa fehlen gänzlich. Auf alle Fälle haben Drehsa wie Gröditz in den früheren Jahrhunderten die von Gersdorf besessen. Vor dem Jahre 1626 gehörte es den von Gersdorf
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/174&oldid=- (Version vom 28.8.2016)