Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section | |
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welcher seit 1640 mit einer Tochter des vorerwähnten Wilrichs von Kyaw vermählt war, um den Preis von 4100 Thaler indem es durch den 30jährigen Krieg fast gänzlich verwüstet war.
Gleicher Zeit befand sich die Familie von Haferland noch in einem kleinen Besitze von Leutersdorf, was wohl das jetzt sogenannte Freigut Oberleutersdorf III. umfasst haben mag.
Im Jahre 1688 verkaufte Johann Georg von Oberland, Rittmeister in der chursächs. Armee, das Gut Oberleutersdorf seinem jüngsten Sohne, dem Obristwachtmeister Heinrich Eberhardt von Oberland, welcher bereits im Dienste der sächsischen Hilfstruppen an dem Feldzuge der Venetianer in Dalmatien und Morea Theil genommen hatte. Nach dessen Tode kam das Gut in den Besitz seines jüngsten Sohnes, des Obristlieutenant Eberhardt Gottlob Ehrenfried von Oberland. Letzterer verkaufte im Jahre 1735 nicht nur 2 Antheile von Oberleutersdorf, das sogenannte Haferlandische Freigut und das durch Einziehung einiger Bauergüter entstandene Dominium, welches jetzt den Namen Oberleutersdorf II. führt an Gottfried Hüttig, sondern auch das Vorwerk Mittel-Leutersdorf ebenfalls mit Gerechtsamen eines Rittergutes versehen, an Gottlob Schöbel.
Seit dieser Zeit zerfällt der Sächs. Antheil in Oberleutersdorf I., Oberleutersdorf II. mit Hetzwalde, Oberleutersdorf III. und Mittel-Leutersdorf mit Neu-Mittel-Leutersdorf.
Nach dem Tode des Obristlieutenant von Oberland im Jahre 1757 wurde dessen Bruder, Herr Kammerherr Adolph Ferdinand von Oberland, Besitzer des Gutes Oberleutersdorf I. Derselbe starb 1775 und ihm folgte seine einzige Tochter verehel. Frau Henriette Caroline Amalie von Nostitz, deren Gemahl Herr Gottlob Ehrenreich von Nostitz aus dem Hause Weigsdorf war. Frau von Nostitz verkaufte nach ihres Herrn Gemahls Tode im Jahre 1776 das Gut an Gottfried Glathe auf Niederzodel: An denselben Glathe, welcher in der Nacht vom 31. Juli bis zum 1. August des Jahres 1800 das Unglück hatte, durch gewaltsamen Einbruch der Räuberbande eines gewissen Karreseck aus Prag seines grossen baaren Geldes und anderer werthvoller Gegenstände beraubt zu werden. Die Bande wurde später durch ein sächs. Dragonerregiment aufgehoben, die Betheiligten an dem Raube eingezogen und zur verdienten Strafe gezogen, von der entwendeten Summe selbst ist aber nur sehr wenig wieder erlangt worden. Zur Karreseckschen Bande gehörten selbst Unterthanen der Gemeinden von Leutersdorf. Nach Glathes im Jahre 1810 erfolgtem Ableben übernahm dessen einzige Tochter, die verehel. Gottliebe Tugendreich Pohl, deren Gemahl Gottlieb Pohl Besitzer von Oberleutersdorf II. war, das väterliche Gut und hinterliess solches bei ihrem im Jahre 1823 erfolgten Ableben ihrem minorennen Sohne, Johann Gottfried Leberecht Pohl. Der Vormund dieses Pohls, Herr Pastor Noack, erbaute ein neues, schönes, herrliches, herrschaftliches Wohnhaus, wie es jetzt in der Abbildung zu sehen ist. Das in modernem Style erbaute Schloss liegt in dem untern Theile des Dorfes an dem geräumigen Marktplatze, das ehemalige Wirthschaftshaus so wie die ansehnlichen Wirthschaftsgebäude des Rittergutes schliessen sich dem an.
Im Jahre 1830 wurde Pohl majorenn und übernahm Oberleutersdorf I., wobei derselbe feierlich von seinen Gerichtsuntergebenen gehuldigt wurde.
Der jetzige Besitzer aber ist Herr Moritz Hermann. Der jedesmalige Besitzer von Oberleutersdorf I. ist auch Collator der Kirche.
Die Kirche der Parochie, von welcher die Sage geht, dass früher die Landesgrenze mitten durch dieselbe gegangen sei, liegt hart an der sächsisch-böhm. Landesgrenze, ist ein durch mehrmalige Erweiterung äusserlich wie innerlich in unregelmässigem Style gehaltenes Gebäude. Ursprünglich stand hier blos eine Kapelle, und war filia von Spitzcunnersdorf. Diese Verbindung wurde jedoch im Jahre 1576 aufgelöst und filia von Eubau, deren Pfarrer jedesmal am 3. Sonntage Predigt und Communion zu Leutersdorf hielt. Erst im Jahre 1647 wurde Leutersdorf durch Vermittlung des Herrn Georg von Oberland eine selbstständige Kirche, welche ihren eigenen Pfarrer erhielt.
Dieses Alles wurde mittelst Vorbeschieds bei dem Oberamte zu Bautzen mit dem Stadtrathe zu Zittau und der Herrschaft zu Spitzcunnersdorf ausgeglichen und festgestellt.
Der Sohn des Georg von Oberland, der Obristwachtmeister von Oberland liess nach seiner Rückkehr von Morea die Kirche erweitern und führte eine neue Liturgie des Gottesdienstes ein, so z. B. liess derselbe unter den Drangsalen des Schwedenkrieges die Kirchengemeinde das Vater Unser vor der Consecration des Brodes und Weines beim heiligen Mahle auf den Knieen beten, eine Anordnung, die seit 1706 zur Gewohnheit geblieben ist. In gleichem verdankt ihm das Anschlagen
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/169&oldid=- (Version vom 22.8.2016)