(Buschizy), Neupuschwitz (Nowe Buschizy), Guhra (Hora), Lausske (Lussz), Neulausske (Nowa Lussz), Jessnitz (Jassonza), Neujessnitz (Nowa Jassonza), Doberschitz (Dobroschitzy), Kasslau (Kosslow), Eytrich (Jitk), Niesendorf (Niza Wess), Zescha (Scheschow), Kommerau (Kommerow), Luga (Luh), Neubuga (Nowy Luh), Milkwitz (Mitkezy)[WS 1], Grossbrösern (Wulki Pschjesdrjen), Kleinbrösern (Maly Pschjesdrjen), Niederruhne[WS 2] (Delny Hunjow), Dreikretscham (Hasslow), Weidlitz (Wutowczizy), Pannewitz (Bahnezy), Loga (Lahow) und Saritsch. Die Seelenzahl in allen diesen Ortschaften zusammen beträgt ungefähr 3800, die theils wendischer, theils deutscher Abkunft sind – doch bilden die Deutschen bei Weitem die Mehrzahl – weshalb an jedem Sonn- und Festtage der Gottesdienst in beiden Sprachen stattfindet. Die hauptsächlichste Beschäftigung der Bevölkerung besteht in Acker- und Feldbau, doch fehlt es, namentlich in Neschwitz, auch nicht an den nöthigen Handwerkern. Sämmtliche evangelische Schuljugend der Parochie beläuft sich auf etwa 600 Köpfe.
Bei dem wichtigen Einflusse, welchen die slavischen Volksstämme auf die Entwickelung unserer vaterländischen Cultur ausübten, dürfte es am Orte sein, der Beschreibung des wendischen Radibor, wo vor vielen Jahrhunderten sich ein Rathshof oder eine Gerichtsstätte befand, eine kurze Schilderung des Slavenvolkes vorauszuschicken. Die Slaven kamen schon mehrere Jahrhunderte vor Christo aus Asiens ungeheuren Steppen nach Europa und nahmen ihren Wohnsitz im jetzigen Galizien und Slavonien, von wo bis zur Ostsee hinab sie sich nach und nach ausbreiteten. Als bei der grossen Völkerwanderung unübersehbare Tartarenschwärme nach dem Westen flutheten, und alle Völkerschaften, auf die sie trafen, mit sich fortrissen, wurden auch die Slaven gezwungen, ihre bisherigen Wohnsitze zu verlassen, und zum Theil nach Norden, zum Theil nach Westen zu ziehen. Aufgemuntert durch die Einfälle der Deutschen in Italien, verliessen zuerst die Wenden, einer der mächtigsten Slavenstämme, ihr bisheriges Gebiet – das jetzige Polen und südwestliche Russland bis an die Grenze Asiens hin, nebst dem Lande jenseits der Weichsel – um von den verlassenen deutschen Fluren Besitz zu nehmen. Dieses theils unabhängige theils unter Herrschaft der Gothen stehende Volk drang zu Anfang des sechsten Jahrhunderts in Deutschland ein, breitete sich im Laufe der Zeit bis an die Elbe und Saale aus, und setzte sich ebenso in Böhmen und Mähren fest. Bald folgten andere slavische Stämme dem Beispiele der Wenden; auch sie suchten neue Wohnsitze und nahmen von den Ländern, wo sie sich niederliessen, und von den Seen und Flüssen, an denen sie Wohnungen erbauten, ihre Namen an.
Die Sorbenwenden sind der erste slavische Volksstamm, welcher in der Geschichte Deutschlands genannt wird. Sie theilten sich in Daleminzier, Miliener, Obotriten und andere Nebenstämme ein, und nahmen nach und nach von allen an der Elbe, Saale, Mulde und Elster gelegenen Ländern Besitz. Namentlich setzten sie sich um das Jahr 530 in dem östlichen Theile des Meissnerlandes fest, dessen Bewohner, die Sachsen – welche dieses Land von den Franken, als Belohnung für ihre Hülfe gegen die Thüringer, erhalten hatten – viel zu schwach waren, um die ungebetenen Gäste mit Gewalt zu vertreiben. Die Wenden aber hielten mit den Sachsen gute Freundschaft. Sie gaben ihnen Etwas von ihren Erzeugnissen ab und waren selbst dann noch ihre treuen Bundesgenossen, als die Franken beide Völkerschaften unterjocht hatten. Von den Sorbenwenden bekam der Theil des Meissnerlandes, welchen sie bewohnten, den Namen Sarabia oder Zyrbia, ein Ausdruck, der noch im spätern Mittelalter häufig gebraucht wurde.
Ein anderer sorbenwendischer Stamm hauste in der heutigen Lausitz, die ihren Namen von dem wendischen Worte Luza (Sumpf) erhalten haben soll. In Böhmen und Mähren suchten sich die Czechen festzusetzen; sie wurden aber von den Avaren, einer gleichfalls asiatischen Nation, bewältigt, und zur Zahlung eines Tributs gezwungen. Da jedoch die Sieger mit barbarischer Härte gegen die unterdrückten Czechen verfuhren, verbanden sich diese mit andern stammverwandten Völkern, schüttelten das schmachvolle Joch von sich und erhoben ihren Anführer Samo zum König, dessen Reich jedoch nur kurze Zeit bestand. Die Wanderungen der Slavenvölker hörten seit dieser Zeit auf, und im siebenten Jahrhundert treten Böhmen, Mähren und Schlesien bereits historisch als geschlossene Staaten auf. Nach Osten hin wohnten die Lechen oder Polen, und noch weiterhin die zahlreichen Slavenstämme, welche später den gemeinschaftlichen Namen Russen erhielten. An den östlichen Küsten des baltischen Meeres sassen die Porussen oder Preussen, an den westlichen die Pomeranen: im heutigen Mecklenburg die Obotriten, an der Mündung des Elbstroms die Polaben, auf den Inseln des baltischen Meeres die Rugier, und von der Oder bis jenseits der Elbe die Wilzen. Mit dem neunten Jahrhundert mussten die Slaven sich wiederum vor der überwiegenden Tapferkeit und Kriegskunst der Franken und übrigen Deutschen beugen, und geduldig mit ansehen, wie die Sieger die Bildsäulen ihrer Götter zerschmetterten und die heiligen Haine niederschlugen; aber kaum fühlten sie sich wieder etwas
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ ł in Miłkecy wurde hier fälschlich als t statt als l wiedergegeben
- ↑ Niederuhna (Delni Wunjow), vgl. auch den Eintrag im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
G. A. Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Leipzig 1859, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)