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Seite:Adolf von Stählin - Mein Bekenntniß beim Abschied 1866.pdf/9

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rettende, erlösende Liebe, die den verlorenen Sohn ans Vaterherz zurückführen, aus Sündern Gottes Kinder, aus Gebundenen des Todes Erben des ewigen Lebens machen will.

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 Jede Predigt soll nun, Geliebte, den Ton dieser ewigen Liebe anschlagen, soll ein Lobgesang sein auf Christi ewige Herrlichkeit, soll seine Liebes- und Lebenskräfte ausströmen. Nun bekenne ich ja gerne, daß ich oft genug mit dem zermalmenden Gefühl der Armuth dessen, was ich gegeben, von dieser heiligen Stätte herabkam, aber gleichwohl habe ich das tröstende Bewußtsein, daß es das Evangelium unsers Herrn Jesu Christi gewesen ist, und nichts anderes, was ich euch gebracht. Dieses Evangelium wollte ich euch mit dem Ernst der Wahrheit, mit der ganzen Inbrunst und Gluth der Seele verkündigen. Zugleich darf ich sagen, daß all mein Streben und Ringen, mein Beten und Flehen, mein Arbeiten und Studiren den einen Zweck verfolgt, das Evangelium unsers Herrn Jesu Christi wie in seiner Schlichtheit und Einfalt, so in seiner göttlichen Kraft, Schöne und Herrlichkeit euch vor Augen zu malen. Jedem wollte ich es nahe bringen; den glaubenden stärken und befestigen, dem suchenden und zweifelnden zeigen, wie es seinem eigenen innersten Bedürfniß und Verlangen entspricht. Und wenn ich stets geneigt war, alles wirklich Gute, Edle und Großartige in den Strebungen unserer Zeit anzuerkennen, so habe ich mir zugleich selbst fort und fort die Einreden eines verkehrten Zeitgeistes vor Augen gestellt, der von einer Offenbarung Gottes in Jesu Christo nichts wissen will, das Wunder der Erlösung, die göttliche Würde des Heilands und zuletzt den lebendigen Gott selbst leugnet, um ihnen innerlich zu begegnen, um immer neu gewappnet und neu gerüstet mit dem rechten Zeugengeiste euch das Evangelium zu verkünden. Gerne, gerne habe ich in diesem schönen Gotteshaus das Wort der Wahrheit verkündet. Schwer wird mir der Abschied von demselben. Aber gerade scheidend möchte ich nochmals in freudigster Entschiedenheit mich zu meinem Herrn und seinem seligmachenden Evangelium bekennen und euch allen zurufen: Haltet