Das vorliegende Schriftchen will nichts als eine Erweiterung und nähere Begründung meiner Recension des v. Engelhardt’schen Werkes über Justin in der „Literarischen Beilage zur Allg. Ev.-Luth. Kirchenzeitung“ Jahrg. 1879, Nr. 47 sein. Es ist aus eingehendster Beschäftigung mit diesem Werke und der Justin’schen Frage überhaupt erwachsen. Ich gestehe, daß die erwähnte Schrift mich von Anfang nicht blos sehr anzog, sondern mir auch in manchen ihrer Resultate nicht wenig imponirte. Je öfter ich aber das Buch las und je mehr ich die einschlägige Literatur einem sorgfältigen Studium unterzog, in desto stärkerem Grade erwachte mein Widerspruch. Wie ich höre, erging es Andern ähnlich, vor Allem einem sehr bedeutenden, nun heimgegangenen Theologen. Es befestigte sich in mir mehr und mehr die Ueberzeugung, daß die gewöhnliche Ansicht über Justin, was dessen Stellung zu Christenthum und Kirche betrifft, in der Hauptsache die richtige ist, so sehr der Forschung über untergeordnete Punkte noch großer Spielraum gelassen ist. Unschwer könnten für jene Ansicht auch noch weitere Vertreter aus jüngster Zeit außer den in meiner Schrift bezeichneten angeführt werden. Es dürfte mit der hier vorliegenden Frage wie mit so vielen anderen auf theologischem Gebiete gehen, daß man nämlich nach umfassendster Untersuchung des Allgemeinen und Besonderen, durch welche Vieles berichtigt oder in neues Licht gestellt wurde, doch am
Adolf von Stählin: Justin der Märtyrer. Dörffling und Franke, Leipzig 1880, Seite -1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_Justin_der_M%C3%A4rtyrer.pdf/3&oldid=- (Version vom 11.5.2019)