Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus | |
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lagen in einem halb vermoderten Bettuch eingewickelt; h)[1] darneben fand man hin und wieder zerstreute Gebeine und einen Hirnschedel, welche der Mönch besonders herausschaffen ließ. Nunmehr trug dieser auch kein weiteres Bedenken die übrigen Umstände seines nächtlichen Gesichts ausführlich zu erzählen, da sich dann auf fleißiges Nachsuchen die Ceßion und eigene Handschrift dieses unglücklichen Herrn, welche er im Kloster ausgefertiget hatte, unter vielen anderen Briefschaften antrefen ließ, und erhellete daraus, daß von derselben Zeit an bereits 87. Jahr verflossen wären. Die Gebeine des Kammermägdchen wurden an die verlangte Stelle gebracht, und zum Merkmaal mit einem viereckigten weissen Stein beleget, welcher den Reisenden noch heutiges Tages gezeiget wird. i)[2] Die übrigen Knochen hingegen sind unter einem Scheidwege ausser den Gränzen dieser Stadt begraben worden. Dem ungeachtet blieb das Schloß in dem vorigen Zustande, daß man auch das Gepolter wie vorhin von weiten vernehmen könnte; und war der Ort, wohin man die gestreuten Gebeiner verscharret hat, von unruhigen Zufällen nicht befreiet; denn ob gleich keine Landstrase darüber gieng, so mußten doch
- ↑ h) Wir werden gleich hören, daß über 87. Jahr der Körper in dem Brunnen gelegen seye, daß nach so langer Zeit noch Ueberbleibsel von einem Bettuch sich haben vorfinden können, da in diesem der Körper eingewickelt war, der völlig in Fäulung gegangen, und von diesem nur Bein und Knochen übrig waren, scheinet uns ganz unglaublich zu seyn. Noch besser wäre es gewesen, wenn die Hemder beider Körper nicht verfaulet wären, da das eine vorn, das andere hinten blutig ware, hätte man noch leichter aus diesen Anzeigen den Körper des guten und des bösen Geistes unterscheiden können.
- ↑ i) Auch der Stein in der Thurmkirche zu Magdeburg, und viele steinerne Rolandes Säulen werden in Sachsen gezeiget; man zählet aber dennoch die Geschichte des Rolands und Udo unter die Fabeln.
Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/113&oldid=- (Version vom 14.2.2021)