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Seidenwaarenfabrik von Behr & Schubert

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Seidenwaarenfabrik von Behr & Schubert
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 2, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 2, Seite 42–43
Herausgeber: Louis Oeser
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
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Erscheinungsort: Neusalza
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Seidenwaarenfabrik von Behr und Schubert in Frankenberg.

[42] Von den Etablissements Frankenbergs wählen wir zu näherer Besprechung vorerst die


Seidenwaarenfabrik von Behr & Schubert,


gegenwärtig in Besitz der Herren A. A. Behr, C. G. Schubert und E. A. Behr.

Das Fabrikgebäude, zugleich als Wohnung dienend, befindet sich auf der sogenannten Neustadt; es ist in geschmackvollem Styl erbaut und ist das ansehnlichste und schönste Gebäude Frankenbergs. Ein Garten schließt sich an dasselbe, und ist bestimmt, zum Anbau weiterer Fabrikgebäude zu dienen.

Das Etablissement beschäftigt sich allein mit der Fabrikation von Seidenwaaren, und seine Haupterzeugnisse sind: Tapeten, Meubles-, Wagen- und Kleiderstoffe, welche ihren Absatz nach Deutschland, Amerika, England und Dänemark finden.

Von Ausstellungen wurden die in Mainz, Leipzig, Altenburg und Dresden beschickt und es erhielt die Fabrik

in Altenburg die silberne Medaille,
in Dresden 1837 Belobungsdecret, 1840 die große silberne Medaille, und 1845 die große goldene Medaille.

In dem Etablissement sind nur Jacquard-Maschinen von 400 bis 2600r, alle zur Handarbeit, in Gebrauch, die Zahl der fortwährend beschäftigten Leute beträgt 50 bis 60, zeitweise noch mehr.

Von Messen werden nur die in Leipzig beschickt.

Im Jahre 1834 stellte Herr A. A. Behr, welcher damals in Limbach bei Chemnitz die dasigen Artikel führte, versuchsweise ein Paar Seidenwirkerstühle auf und machte zuerst glatte Kleiderstoffe und sodann Plüsch, sah sich indessen, da ihm das Fach ganz fremd war und er sich selbst erst hinein arbeiten mußte, veranlaßt, im folgenden Jahre einen Werkführer in Berlin zu suchen. Hierin war er glücklich indem er in dem Seidenwirker F. A. Schmidt einen sehr tüchtigen Mann engagirte; er richtete nun mehrere Stühle ein, erbaute 1836 ein Fabrikgebäude in Frankenberg und siedelte gegen Ende des Jahres dahin über. – Dadurch, daß Behr es durchsetzen wollte, nur Frankenberger Arbeiter zu benutzen, die von Seidenwirkerei kein Verständniß hatten, und deren Einübung, sowie die ganze Einrichtung, unerwartete Schwierigkeiten darbot, hatte er mehrere Jahre großen Schaden. Behr lieferte seine Fabrikate meistens an leipziger Häuser, mußte aber Vieles als Ausschuß verkaufen und litt durch übermäßige Anstrengung an seiner Gesundheit.

Am 1. Septbr. 1841 trat Herr C. G. Schubert, welcher 8 Jahr in einer Seidenwaaren-Handlung zu Leipzig conditionirt hatte, als Theilhaber in das Geschäft, welches von da an die Firma Behr und Schubert führte. Durch den Besuch der Messen und durch Reisen des Letztgenannten wurde vortheilhafterer Absatz gefunden, und während Herr Behr sich vorzugsweise der Fabrikation, Herr Schubert der Unterbringung der gefertigten Waaren widmete, gedieh das Geschäft mehr und mehr.

[43] Bald beschränkte sich die Fabrikation nicht mehr auf Kleider- und Westenzeuge, sondern ging nach und nach auf Tapeten, Meubles- und Wagenstoffe in Lyoner Art über, so daß diese Artikel jetzt hauptsächlich gemacht werden, wie schwierig es auch sein mag, in einer ganz isolirten Stellung Vorzügliches zu leisten.

Am 1. August nahmen die Herren Behr und Schubert einen Sohn des Ersteren, Herrn E. A. Behr als Theilhaber in das Geschäft auf, und da vor einigen Jahren durch einen Anbau die Fabrikräume erweitert wurden, ist zu erwarten, daß bei günstigen Conjuncturen der Fabrikbetrieb noch einige Erweiterung erfahren werde.