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Sechstes Fragment

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Textdaten
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Autor: Carl Streckfuß
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Titel: Sechstes Fragment
Untertitel:
aus: Gedichte,
S. 123–126
Herausgeber:
Auflage: 1
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1804
Verlag: J. V. Degen
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Erscheinungsort: Wien
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Quelle: Google und scans auf commons
Kurzbeschreibung:
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[123]

Sechstes Fragment.

Sehet, so schlürft’ ich hinunter den Becher, himmlischer Liebe,
     Bis geleeret der Kelch seeligen Händen entsank.
Liebliche Schwachheit folgte dem schnellentflohenen Rausche,
     Und es sank mein Haupt ihr an die ruhige Brust.

5
Wie der Glocke Ton in milden Lüften verhallet,

     So verhallet’ in uns, Leben, dein stürmischer Laut,
Süßer Schlummer befieng uns, es flatterten goldene Träume
     Aus den Wolken herab uns um die Schläfe herum.
Bald vertrieb ein frohes Erwachen die gaukelnden Bilder,

10
     Neu belebet kam Lieb’ uns und Wonne zurück.

Frohen Geschwätzes viel floß von den Lippen, und viele
     Küsse verschlangen noch oft halb nur gesprochen das Wort.
[124] Mein auf ewig bist du, o theure Geliebte, und einzig,
     Dein, Amanda, bin ich, ewig und einzig und ganz.

15
Fester verbindet die Wohlthat den Geber und den Beschenkten,

     Beyde empfiengen wir, schenkten uns Liebe und Glück.
Alles bist du mir nun, auf dich beschränkt sich mein Leben,
     Ewig leb’ ich in dir, ewig in besserer Welt —
Ja, hoch über den Sternen, die jetzt dem Liebenden winken,

20
     Find’ ich ein Seeliger einst auf den verschwisterten Geist.

Was die Vernunft mir verneint, bejaht mir jetzt die Empfindung,
     Amor scheuchet mir jeglichen Zweifel zurück.
Ach, Geliebte, du kannst die ganze Liebe nicht fühlen,
     Nicht begreifen, was tief mir in dem Busen sich regt,

25
[125] Vieles Große giebt es auf der unendlichen Erde,

     Und Erstaunen füllt darum der Sterblichen Sinn ,
Aber könnt’ ich ganz mein innerstes Wesen enthüllen,
     Zeigen die seelige Kraft, die mir Amanda verliehn,
Staunen sollten dann alle dem nie geahndeten Anblick,

30
     Staunen, daß mich so einzig die Götter beglückt.

Ja, ich fühl’ es, Amanda, was in mir lebet, ist einzig,
     Aber einzig bist du, die mir dieß Leben geschenkt.
Deines Wesens Wohllaut vereinet die Fülle der süßen
     Harmonieen , die nur einzeln die andern erfreun.

35
Eine Sonn’ erscheinst du, und rufst mit himmlischen Strahlen

     Jede Blume hervor, die noch der Boden verbarg.
[126] Mit des Lenzes Schmuck bekleidest du gern den Geliebten,
     Jede Wolke zerstreut ihm dein allmächtiger Blick,
Daß ein fröhlicher Himmel ihn, den Beglückten, umlache,

40
     Daß er die heitere Brust bad’ im ätherischen Duft.

Du entschließest dem Herzen die Pforte verborgener Zukunft,
     Hebest den Schleyer, der ihm neidisch sein Wesen verbarg,
Und das Große wird ihm unendlich, das Kleine zum Großen,
     Unbedeutendes ist nicht mehr im weiten Gefild.

45
Alles trägt die Spur der großen, ewigen Liebe,

     Waltend veredelt ihr Geist, was sich dem Liebenden zeigt.