Sechstes Fragment
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Sechstes Fragment.
Sehet, so schlürft’ ich hinunter den Becher, himmlischer Liebe,
Bis geleeret der Kelch seeligen Händen entsank.
Liebliche Schwachheit folgte dem schnellentflohenen Rausche,
Und es sank mein Haupt ihr an die ruhige Brust.
So verhallet’ in uns, Leben, dein stürmischer Laut,
Süßer Schlummer befieng uns, es flatterten goldene Träume
Aus den Wolken herab uns um die Schläfe herum.
Bald vertrieb ein frohes Erwachen die gaukelnden Bilder,
Frohen Geschwätzes viel floß von den Lippen, und viele
Küsse verschlangen noch oft halb nur gesprochen das Wort.
[124] Mein auf ewig bist du, o theure Geliebte, und einzig,
Dein, Amanda, bin ich, ewig und einzig und ganz.
Beyde empfiengen wir, schenkten uns Liebe und Glück.
Alles bist du mir nun, auf dich beschränkt sich mein Leben,
Ewig leb’ ich in dir, ewig in besserer Welt —
Ja, hoch über den Sternen, die jetzt dem Liebenden winken,
Was die Vernunft mir verneint, bejaht mir jetzt die Empfindung,
Amor scheuchet mir jeglichen Zweifel zurück.
Ach, Geliebte, du kannst die ganze Liebe nicht fühlen,
Nicht begreifen, was tief mir in dem Busen sich regt,
Und Erstaunen füllt darum der Sterblichen Sinn ,
Aber könnt’ ich ganz mein innerstes Wesen enthüllen,
Zeigen die seelige Kraft, die mir Amanda verliehn,
Staunen sollten dann alle dem nie geahndeten Anblick,
Ja, ich fühl’ es, Amanda, was in mir lebet, ist einzig,
Aber einzig bist du, die mir dieß Leben geschenkt.
Deines Wesens Wohllaut vereinet die Fülle der süßen
Harmonieen , die nur einzeln die andern erfreun.
Jede Blume hervor, die noch der Boden verbarg.
[126] Mit des Lenzes Schmuck bekleidest du gern den Geliebten,
Jede Wolke zerstreut ihm dein allmächtiger Blick,
Daß ein fröhlicher Himmel ihn, den Beglückten, umlache,
Du entschließest dem Herzen die Pforte verborgener Zukunft,
Hebest den Schleyer, der ihm neidisch sein Wesen verbarg,
Und das Große wird ihm unendlich, das Kleine zum Großen,
Unbedeutendes ist nicht mehr im weiten Gefild.
Waltend veredelt ihr Geist, was sich dem Liebenden zeigt.