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Schwarzwälder Forellen

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Textdaten
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Autor: Jakob Josef Hoffmann
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Titel: Schwarzwälder Forellen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 629, 644–647
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[629]

Frische Forellen!
Nach einer Originalzeichnung von P. Bauer.

[644] Nachdruck verboten.     
Alle Rechte vorbehalten.

Schwarzwälder Forellen.

Von J. J. Hoffmann.0 Mit Illustrationen von P. Bauer.

Sie wünschen?“ fragt der Ochsenwirt von Schapbach eine mit der Frühpost bei ihm angekommene Gesellschaft von Sommerfrischlern, welche sich für einige Tage bei ihm zu Gast gemeldet hatte.

„Zunächst eine kleine Stärkung, Wein mit etwas kaltem Aufschnitt, zum Mittagstisch jedoch eine tüchtige Portion frischer Bachforellen. Sie haben doch welche?“

„Gewiß,“ entgegnet der Wirt, „Forellen stehen dem Herrn Professor nach Belieben zur Verfügung, mein Vorrat wird täglich erneuert.“

„Nun, das ist ja köstlich, da werden wir von dem verlockenden Anerbieten wohl ausgiebig Gebrauch machen, nicht wahr, meine Lieben?“ und dabei wandte sich der Herr Professor zu einigen neben ihm stehenden Damen, welche sich unterdessen neugierig in der großen Gaststube umgesehen und verwundert bald die getäfelte Decke und die merkwürdigen Vögel rings an den niedern Wänden betrachtet hatten.

Der Professor war ein namhafter Gelehrter einer Hochschule, der alljährlich mit Frau und Töchtern einen Teil der Ferien in irgend einem schönen und stillen Fleckchen des Schwarzwaldes zu verbringen pflegte; heuer aber erstmals ins liebreizende Schapbacherthal gekommen war.

„Wenn der Herr Professor vielleicht selbst Liebhaber vom Angeln wären,“ wandte sich der Ochsenwirt wieder zuvorkommend an seinen Gast, „ich habe eigene Fischerei und —“

„Danke freundlichst,“ entgegnete dieser; „dieser Sport zählt gerade nicht zu meinen Liebhabereien, doch, wenn meine Töchter dem Vergnügen ihre freie Zeit widmen wollen – nun, wie meint Ihr, Meta und Ella?“

„Ach, Papa, das wäre herrlich!“

„Gut, gut!“ wehrte der Professor weiteren Freudenausbrüchen.

Aufbruch zum Fang mit dem Handnetz.

Dann zogen sich die Gäste auf ihre Zimmer zurück, um sich für die Dauer ihres Aufenthalts einzurichten.

An der Mittagstafel nahmen auch noch andere Fremde teil, und bald entspann sich eine lebhafte Unterhaltung über die verschiedenen Arten des Forellenfanges im Schwarzwald.

„Nach meinem Dafürhalten ist die Angelfischerei, wie solche nach dem jetzigen System fast allerwärts betrieben und namentlich vom bayrischen Fischereiverein nach Wilhelm Bischoffs Anleitung empfohlen wird, allen andern Methoden vorzuziehen,“ behauptete Mister Macdonald.

„Sie mag wohl manches für sich haben,“ entgegnete dem gegenüber Forstrat Lauterbach, „immerhin aber ist die Angelfischerei doch nur gewissermaßen ein Sport, eine Art Liebhaberei, und wenn unser Herr Gastgeber bei Erneuerung seiner Forellenbestände ausschließlich auf die Angel angewiesen wäre, so würde unsere Tafel in diesem Artikel oft sehr dürftig bestellt sein, nicht wahr, Herr Ochsenwirt?“

„Ganz richtig, Herr Forstrat,“ bestätigte der Gefragte, „auch würden unsere Fischpächter mit der Angelfischerei nur schwer zu ihrer Rechnung gelangen. Dies wissen dieselben recht wohl. Deshalb überlassen unsere einheimischen Fischer dieses Vergnügen den Fremden und verlegen sich hauptsächlich auf die sogenannte Raubfischerei. Dies füllt die Legel, die Fischtonne, und versorgt die Abnehmer jederzeit mit dem notwendigen Bedarf.“

„Wie? Raubfischerei?“ riefen betroffen etliche Stimmen zugleich aus der Tafelrunde. „Das wäre ja fast nicht glaublich!“

„Die Sache verhält sich ganz und gar nicht so schlimm, als die Herrschaften annehmen,“ entgegnete mit freundlichem Lächeln der Forstrat, „und von ,rauben‘ in schlimmerem Sinne ist dabei gar keine Rede. Es ist vielmehr ein Massenfang mit Hilfe verschiedenartiger, netzförmiger Geräte. Auch hierbei unterscheidet der Schwarzwälder ein doppeltes Verfahren. Hat er sofort eine Bestellung auszuführen, so bedient er sich beim Fange der sogenannten Watte oder des Handnetzes. Man nennt das sackförmige an zwei Stäben angebrachte Netz auch Hamen. Hat aber der Fischer zur Lieferung genügend Frist, so macht er sich’s bei diesem Geschäfte etwas bequemer, er wendet die Legnetze, die sogenannten Reusen an und läßt die Forellen von selber ins Garn schwimmen.“

„Ach, das ist ja sehr interessant,“ erwiderte da die Frau Professor, und zum Gastwirt gewandt, setzte sie noch hinzu: „würde sich nicht etwa Gelegenheit bieten, einem solchen Fang beiwohnen zu können?“

„Gewiß,“ gab der Ochsenwirt zur Antwort, „die Wattfischerei kann zu jeder Tageszeit vorgenommen werden, wenn sich die Herrschaften so sehr dafür interessieren, will ich gleich heute nachmittag ein Wattfischen veraustalten.“

„Bravo! Angenommen, Herr Ochsenwirt!“ schallte es zustimmend.

Während sich die Tafelgesellschaft noch über das bevorstehende Vergnügen unterhielt, schickte der Wirt einen seiner Jungen zum Müllerandres im Unterthal mit dem Auftrag, sich mit seinen Leuten nach 2 Uhr am Schappenwehr einzufinden.

Mehr braucht man dem Müllerandres nicht zu sagen, denn er weiß dann schon, um was es sich handelt. Mit emsiger Geschäftigkeit rüstet auch sofort Lisbeth, die schmucke Fischermaid, das erforderliche Gerät zusammen, Toni, ihr Bruder, wirft seine Bücher, über denen er sich gerade gelangweilt hat, etwas rascher als sonst in seinen Schulranzen, und bald befinden sich Vater, Tochter und Bruder auf dem Wege zum Wehr.

Jugendfrisch und heiter, wie der helle Sonnenschein, schreitet Lisbeth, die Fischtonne über die Schulter gehängt und die Wasserkelle in der Hand, ihren Begleitern rüstig voran, und dabei trällert sie ihr Liedchen, so froh und vergnügt, als wäre die ganze Welt nur zu Lust und Freude geschaffen und sie selbst darin die Glücklichste.

Lisbeths munterer Gesang lockt auch alsbald die Kurgäste im „Ochsen“ auf die Straße. Man schloß sich an und unter Sang [645] und Scherz in bester Erinnerung kam die Gesellschaft an der Bachschleuse an.

Am Wehr.

Während es sich die Herren und Damen nach Möglichkeit am Uferrande bequem machen, füllt Lisbeth ihre Tonne zur Hälfte mit Wasser, indessen der Fischer und sein Sohn die Watte in stand setzen. Die Watte, womit der Fischer die Forelle einfangen will, ist ein sackartiges Netz und in der Weise an zwei Stäben angebracht, daß sich die Oeffnung zwischen denselben befindet. Durch Nähern oder Auseinanderhalten dieser Stäbe kann die Oeffnung nach Belieben verengert oder erweitert werden.

Nun ist es eine eigene Sache mit der Wattfischerei, sie erfordert viel Geschick und Umsicht. Die Fische haben eben auch ihren Instinkt und wittern die Gefahr, die ihnen nicht nur von den Menschen, sondern auch von Feinden aus dem Tierreich droht. Deshalb halten sie sich bei hellem Tage meist unter Steinen verborgen, wo sie, von außen ungesehen, stundenlang still stehen. Je nach der Form oder Lage des betreffenden Steines muß der Fischer das Netz so vor den Schlupfwinkel bringen, daß es eine Art Trichter bildet. Durch eine zweite Person – hier in unserm Fall des Fischers Sohn – wird dann die Forelle entweder durch einen Stock oder mit den Händen in das Netz gescheucht. All diese Kunstgriffe sind nun dem Müllerandres längst kein Geheimnis mehr. Toni aber, der sich bei dieser Fangweise oft gar wichtig zu machen sucht, zeigt sich bei seiner Hantierung manchmal etwas übereifrig. So auch diesmal. Durch eine ungeschickte Bewegung hat er wider Willen dem bedrängten Fische zur Freiheit verholfen, und nun schneidet er über seine Heldenthat ein gar drolliges Gesicht, während sich Lisbeth in neckischer Weise über den armen Schelm lustig macht. Ein strenger Blick des Vaters ruft Toni aber wieder zur Sache. Dort unter jenem runden Steine hat der Flüchtling Unterschlupf gesucht, und jetzt heißt es aufgepaßt, daß er nicht ein zweites Mal dem Netze entwischt.

Vorsichtshalber legt Toni seinen Stock beiseite und greift diesmal mit den Händen zu, und richtig – ein kunstgerechter Griff, und die Forelle schießt wie erwünscht dem Vater ins vorgehaltene Garn. Triumphierend hält drauf Toni den schnalzenden Fisch in die Höhe. Es ist ein Prachtexemplar von bereits 11/2 Pfund. Dann trägt er den Gefangenen eilig zu Lisbeth, welche schon die Tonne zu dessen Aufnahme bereit gestellt hat. Höchst mißvergnügt schießt die Forelle im engen Behälter umher, wird aber zusehends ruhiger, als einige frische Wassergüsse aus der Kelle ihren Rücken kitzeln.

Fang mit dem Handnetz.

Während darauf Vater und Sohn ihr Geschäft mit günstigem Erfolge fortsetzen, versammeln sich die Kurgäste bei Lisbeth, um den schönen Fisch und dessen anmutige Bewegungen zu bewundern. Immer frische Gefangene bringt Toni herbei, einmal sogar zwei zugleich. Das Getriebe und Gezappel in der Tonne wird immer lebhafter und bewegter, so daß die Damen sich daran kaum satt sehen können. Endlich, nachdem so ziemlich das ganze Wehr abgesucht war, hielt der Fischer den Fang für genügend, denn ein paar Dutzend stattliche Forellen waren in der Tonne beisammen. Die Gesellschaft rüstete sich jetzt zum Heimgang. Lisbeth und Toni stritten sich zunächst darum, wer die Fische tragen dürfe. Inzwischen nahm aber der Vater die Last selbst auf den Rücken, während die Geschwister die Geräte zu tragen bekamen.

Vor dem Brunnengehäuse im Hofe des Ochsenwirts, im Fischweiher, wurde die Tonne ihres lebenden Inhaltes wieder entleert. Zehn der schönsten Fische aber wurden für den Abendtisch zurückbehalten.

Drinnen in der Wirtsstube fand sich die Gesellschaft wieder [646] zum Vesperimbiß zusammen. Auch der Fischer mit den Seinen mußte an der Tafel Platz nehmen.

Das Ausnehmen am Morgen.

Die Unterhaltung drehte sich natürlich um Fischerei und da der Müllerandres für den Rest des Tages nicht wohl mehr eine andere Beschäftigung in Angriff nehmen konnte, beschloß man, auf den Abend auch noch die andere Art des Forellenfanges praktisch kennenzulernen, die Fischerei mit Reusen oder Legnetzen. Diese Reusen sind länglich runde, um Reifen maschig geflochtene Körbe und so eingerichtet, daß die Fische durch die große Mündung hinein, aber nicht wieder heraus können, sie werden entweder durch Pfähle festgehalten oder durch Steine beschwert, an den geeigneten Stellen im Wasser versenkt. Meistens sind sie aus Holzreifen und Garn, manchmal aber auch aus Draht und Weiden hergestellt. Das Auslegen derselben geschieht bei Eintritt der Dunkelheit, da die Forellen im Sommer bei Nacht den Bach aufwärts wandern.


Nach der Verabredung mit dem Fischer sollten heute an zwei Stellen solche Reusen ausgelegt werden, und zwar im Prozeßbächle, hinten im Zinken Holdersbach, und dann im Wolfbach, unmittelbar bei der untern Mühle. Letzteres war der nähere Platz, und dahin begab sich auch die Gesellschaft vor Anbruch der Dämmerung. Ganz wie zufällig hatte sich auch der Fischer von Seebach eingefunden, und jetzt konnte es nicht fehlen, denn der „Seebenfischer“ gilt in der Fischerzunft für eine Autorität, deren Rat selbst der Müllerandres nicht zu verachten pflegt.

An Ort und Stelle wurde nun unter des Seebenfischers Anleitung zunächst mittels der verfügbaren Steine quer durch den Bach eine Art Damm hergestellt, in dem man aber einige Lücken ließ, durch welche die wandernden Fische den Oberlauf passieren könnten. Gerade bei diesen Lücken aber versenkten dann die Fischer die Reusen als Fallen für die Forellen, die beim Aufwärtsschwimmen dem Fischer nun geradeswegs ins Netz gehen mußten.

„Aber das ist doch gar zu hinterlistig, wie den lieben armen Tierchen da mitgespielt wird,“ meinte mitleidig Fräulein Ella.

„Ja, Fräulein Mamsell,“ entgegnete jedoch der weniger empfindsame Müllerandres, „deswegen sind’s halt Fisch!“

„Und wie lange bleiben diese Reusen eigentlich hier liegen?“ fragte Meta.

„Bis vor Tagesanbruch,“ antwortete der Seebenfischer; „dann nimmt man die Gefangenen heraus und legt die Reusen in entgegengesetzter Richtung wieder an dieselben Stellen, damit auch von den bachabwärts wandernden Forellen wiederum ein Teil uns zur Beute werde.“

Das Legen der Netze am Abend.

„Bei solchem Raubsystem muß doch natürlicherweise eine starke Abnahme des Fischbestandes eintreten,“ bemerkte Mister Macdonald, indem er rückhaltlos seine Mißbilligung zu erkennen gab.

„Dies ist durchaus nicht der Fall,“ entgegnete der Seebenfischer, „einmal vermehren sich die Forellen ohnedies sehr stark, sodann ist jeder Fischpächter gesetzlich angehalten, alljährlich einige tausend Brütlinge auf seiner Strecke einzusetzen, von denen freilich eine namhafte Anzahl den größeren zur Nahrung dient, denn die Forelle ist eben ein Raubfisch. Uebrigens währt die Forellenfischerei auch nicht das ganze Jahr über, sondern es besteht eine dreimonatige Schonzeit, vom 10. Oktober bis 10. Januar, während welcher Forellen weder gefangen noch feilgeboten werden dürfen.“

Eher als die Zuschauer erwartet hatten, waren die Fischer mit dem Auslegen der Reusen fertig geworden. Von einem weiteren Besuch am Holdersbach wurde für heute Abstand genommen.

Das Einbringen der nächtlicherweile gefangenen Fische besorgten andern Tags zu früher Morgenstunde der Müllerandres und sein Sohn allein.

Es ist dies immer ein Kapitalvergnügen für den Toni, zumal wenn der Fang gut ausgefallen ist.

Behutsam wird dann eine Reuse nach der andern aus dem Wasser gehoben und die gefangenen Fische werden durch ein im Bauche des Korbes befindliches Thürchen herausgenommen. Hat der Fischer einen größern Austrag auszuführen, so legt er, wie bereits angedeutet, die Reusen an die andere Seite der Durchlaßstellen des Dammes, um auch von den bei Tag bachabwärts wandernden Fischen sich ebenfalls seinen Teil zu holen.

Die Kurgäste im „Ochsen“ saßen noch beim Frühstück, als Lisbeth die mit den Reusen eingefangenen Forellen herbeibrachte und sofort im Fischweiher den Tags zuvor gefangenen beigesellte.

Neugierig drängte man sich hinzu, um sich, wie unser Bild S. 629 zeigt, an dem Geplätscher der behenden Tiere zu erfreuen. Da erscholl Peitschenknall von der Thalstraße her. Ein leichtes Gefährt mit einem großen Faß kam vom Dorfe herunter und hielt unmittelbar vor des Ochsenwirts Brunnen.

[647] Der Neuangekommene war der Fischhändler Huber von Haslach. Er hatte drüben im Kaltbrunn einen größeren Vorrat von Forellen geladen und war früh morgens von dort aufgebrochen, um vor Eintritt der heißen Tageszeit mit seiner feuchten Last noch zu Hause einzutreffen. Bis er dies Ziel aber erreicht, muß er noch eine bedeutende Strecke zurücklegen. Ein so weiter Transport ist aber den Forellen, welche an frisches, fließendes Wasser gewöhnt sind, nicht zuträglich, das Wasser muß deshalb von Zeit zu Zeit erneuert werden. Wie der Fischhändler dies bewerkstelligt, hat der Maler auf unserem nebenstehenden Bilde so anschaulich und naturgetreu dargestellt, daß eine weitere Erklärung nicht notwendig ist. Nur was man auf der Illustration nicht sehen kann, möge hier noch kurz erläutert werden. Während nämlich das Faß von oben mit frischem Wasser gefüllt wird, muß das matt und unbrauchbar gewordene durch einen Ablaß entfernt werden. Dabei hat aber der Fischhändler große Vorsicht zu beobachten, denn dem offenen Spundloch würden sich die Forellen sofort nähern und den Abfluß dadurch verstopfen. Deshalb treibt er ein keilförmiges Stück Holz in das Spundloch ein, so daß die Fische nicht unmittelbar vor die Oeffnung gelangen können.

Forellenhändler am Dorfbrunnen.

Die Aufmerksamkeit der Kurgäste wendete sich nun ausschließlich dem Fischhändler und seiner Hantierung zu. Und in der That, der kraftstrotzende Mann verdient vollauf das Interesse, welches ihm namentlich von den Damen zugewendet wurde, als der Ochsenwirt sie im Vertrauen versicherte, daß die Lebensgeschichte des Händlers wohl Stoff zu einem kleinen Roman gebe. Und dem allgemeinen Drängen gern nachgebend, erzählte er, wie der Mann als bescheidener aber intelligenter Schulgehilfe eines benachbarten Schwarzwalddörfchens einen Teil seiner Mußestunden der Forellenfischerei widmete. Regelmäßig brachte er seine Ausbeute nach Haslach. Eines Tages aber gelang dem jungen Mann ein ganz außerordentlicher Fang. In seinem Netze hielt er – einen Goldfisch? Nein, aber das Herz der bildhübschen Tochter des reichen Fischhändlers. Da aber eine schöne Fischerin ohne Herz nicht leben kann, so schenkte sie dem kühnen Fischer zu dem gefangenen Herz ihre Hand und der Vater dazu seinen Segen. Der solchermaßen beglückte Schulgehilfe hing nun den Bakulus an den Nagel und übernahm das Geschäft seines Schwiegervaters. Und wer in Haslach die freundliche Fischhändlerin gesehen, hat auch sofort die Ueberzeugung gewonnen, daß dieselbe ihre Wahl noch nie bereut hat, trotzdem sie gleich der Forelle ihrer schönen Heimat eine Beute des „Raubfischers“ geworden ist.