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Schreiben des Herrn. Wilh. Tempel an den Herausgeber

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Ernst Wilhelm Leberecht Tempel
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Titel: Schreiben des Herrn Wilh. Tempel an den Herausgeber
Untertitel:
aus: Astronomische Nachrichten, Jahrgang 54, 1861, S. 285
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Entstehungsdatum: 1860
Erscheinungsdatum: 1861
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Quelle: Scan, siehe Bild
Kurzbeschreibung: Beobachtung und Bahnbestimmung des Kometen C/1860 U1 (Tempel)
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Schreiben des Herrn Wilh. Tempel an den Herausgeber.




Ich erlaube mir hiermit Ihnen die Elemente des Cometen IV. 1860 nach den zwei Beobachtungen von mir und einer dritten von Paris, von Herrn Valz berechnet, zu übersenden.

Durchgang durch das Perihel Sept. 16, 178 m. Mars. Zt.
Periheldistanz 0,8443
Länge des Perihels 133°40′
Länge des ☊  96 2
Neigung  45 25
Retrograde.
Meine zwei Beobachtungen sind:
Oct. 23  16h 30m ☄ AR. = − 6s u. δ = −28′ 50″ * 19837 Lal.
24  15 6 ☄ AR. = −3m 15 u. δ =  7 13 * 23 Leo. min.

     Herr Valz wurde durch eine schmerzhafte Krankheit seit mehr als einem Monat verhindert, die letzte Correction an seine Berechnung anzubringen.

     Ich hoffte, nach dem Mondschein den Cometen leicht wieder aufzufinden, da sein Lauf dem Nordpole zuging. Es gelang mir aber nicht am 7ten u. 8ten November, den einzigen reinen Nächten nach dem Mondschein. Er muss für mein Instrument zu schwach geworden sein, obgleich sich die Erde ihm noch näherte. Sein Aussehen, von nur 3 bis 4 Minuten Durchmesser, hatte nicht ein gleichmässiges Licht, sondern etwas gesprengeltes, wie ein kleiner Sternhaufen von

 

ganz feinen Sternen, was mich eine Stunde vor meiner ersten Beobachtung zweifelhaft machte, ab es ein Comet sei, obgleich ich nach meiner Karte sicher war, dass dort kein Nebel sei. Ich sah ihn nur mit 24 mal. Vergrösserung.




     Vielleicht ist die Mittheilung von Interesse, dass ich voriges Jahr in Venedig, nachdem ich ein halbes Jahr die Plejaden nicht mehr beobachtet, am 19ten Oct. über Merope (AR. 3h37m40s, Decl. +23°23′) einen grossen hellen Nebel fand, den ich im ersten Augenblicke für einen schönen grossen Cometen hielt, mich aber den folgenden Abend, den 20sten, von seinem Feststehen überzeugte. Ich habe ihn hier wiederholt beobachtet und viele Personen, auch Herr Valz, haben ihn mit meinem Fernrohr gesehen. Ich sah vor einiger Zeit deutlich einzelne Sternchen in diesem Nebel pulsiren und er ist auf einer Stelle etwas heller. *)

     Herr Valz theilte mir soeben mit, dass die Elemente des Cometen IV. Ähnlichkeit hätten mit dem von Pons entdeckten 1822 ( 135, verz. im Littr. Kalender 1855), welcher ebenfalls nur sehr kurze Zeit beobachtet wurde. Die zwei andern ähnelnden Elemente von 1799 und 1818 sind lange genug beobachtet und gut berechnet worden, als dass es eine Übereinstimmung sein könnte.

     Marseille 1860 Dec. 23. Wilh. Tempel.     



*) 1860 Dec. 31 bei leidlich guter Luft wurde dieser Nebel im 6 füss. Fernrohr des hiesigen Äquatorials, jedoch nur mit Mühe, von Dr. Pape und mir wahrgenommen. Er findet sich in keinem Kataloge.

P.