Schloß Burg an der Wupper
[692] Schloß Burg an der Wupper. (Mit Abbildung.) Wo der Eschbach, der so vielen Hammerwerken des nach ihm benannten Thals die Triebkraft seines Elementes spendet, in die hier scharf nach Nordwesten umbiegende Wupper fließt, liegt zur Hälfte im Thal und zur Hälfte auf einem waldreichen Höhenzuge das Städtchen Burg, und auf dem breiten, steil abfallenden Bergrücken hoch oben lagert sich in malerischster Weise das aus Schutt und Ruinen zu neuem Glanz erstandene Schloß Burg, die Stammburg der alten Grafen und Herzöge von Berg. Vor zehn Jahren waren hier nur die kläglichen Ruinenreste des gewaltigen Burgwerkes zu sehen, dessen Ursprung auf das 11. Jahrhundert zurückgeht. Als Graf Adolf I. seinen Sitz Altenberg dem Cistercienserorden überließ, verlegte er seine Residenz nach Burg (1133 bis 1160), das, mehrfach verändert und erweitert, auch noch ein Lieblingsaufenthalt der bergischen Grafen und Herzöge blieb, als sie um 1300 in dem neuerstandenen Düsseldorf ihren dauernden Wohnort genommen hatten. Das Andenken bedeutsamer geschichtlicher Ereignisse und manche Sage haften an dieser bergischen Landesburg. Hier saß 1288 nach der Schlacht bei Worringen (vgl. S. 507 des laufenden Jahrgangs der „Gartenlaube“.) der gefangene Erzbischof Siegfried von Westerburg in ritterlicher Haft. Im Dreißigjährigen Kriege wurde Schloß Burg, welches hessische Besatzung hatte, durch den kaiserlichen Obersten Sparr mit Kanonen und Brandkugeln zur Uebergabe gezwungen und dann 1648 bei dem Abzug der kaiserlichen Truppen zerstört. Nach der Wiederaufrichtung des deutschen Kaisertums hat der pietätvolle Sinn und werkthätige Eifer des bergischen Volksstammes in freiwilliger Arbeit die Wiederherstellung des alten großartigen Bauwerkes in Angriff genommen.
Es bildete sich unter dem Vorsitz von Julius Schumacher in Wermelskirchen ein besonderer Verein zur Erhaltung der Schloßruine. Unter der Leitung des Baumeisters G. A. Fischer in Barmen, der mit feinsinnigstem und gründlichstem Verständnis bei seiner Rekonstruktion vorging, ist innerhalb dieser letzten verflossenen zehn Jahre ein Teil des Schlosses nach dem andern wieder erstanden. Nur der auf unserer Ansicht so stark hervorragende Wartturm ist noch im Bau begriffen. Die Kosten des Gesamtbaues belaufen sich auf etwa 400000 Mark. Viel ist auch bereits für die künstlerische Ausschmückung im Innern gethan worden und mehr wird noch gethan werden. Dank seiner landschaftlichen Lage und seinem historischen und künstlerischen Charakter wird das eigenartige romantische Schloß einen wichtigen Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr bilden. H. M.