Schön-Margret und Lord William
„Leb wohl, meine süße Margret!
Ich hab eine stolze Braut,
Morgen mit dem frühsten
Werd ich ihr angetraut.
Ich freie die stolze Maid,
Am Kleide trag ich Hochzeit,
Im Herzen trag ich Leid.“
Es kam der Hochzeitsmorgen,
Schön-Margret saß am Fenster
Und strählte ihr blondes Haar.
Sie sah die Braut in Seide,
In Sammet den Bräutigam,
Den elfenbeinernen Kamm.
Sie schritt zum Strom hinunter
Und brach ein Blümlein da,
Das Blümlein war sie selber; –
Ueber dem Hochzeitshaus,
Musik ist längs verklungen,
Die Lichter loschen aus.
Die stolze, die braune Maid; –
Da horch, was rauscht vorüber
In weißem, wallendem Kleid?
Was stellt sich ihm zu Füßen
Was flüstert ihm zu: „lieb William,
Leb wohl, ich liebe Dich doch!“ –
Aufblitzt die Morgensonne,
Die Vöglein singen vom Baum,
Ich hatt’ einen bösen Traum.
Ich sah zwei rothe Rosen,
Und die eine liebt’ ich heiß,
Und als ich brach die andere,
Lord William steigt zu Rosse,
Seine Diener reiten mit,
Er weiß nicht, soll er jagen
Oder soll er reiten im Schritt.
Keine Margret dran zu sehn,
Er tritt in Haus und Halle, –
Da wußt er, was geschehn.
Noch blinken Wassertropfen
In ihrem goldnen Haar.
„Ich liebte Dich im Leben,
Ich liebe Dich im Tod, –
Bis daß sie wieder roth.“
Da murrten die sieben Brüder,
Und der älteste sprach laut:
„Lord William, willst Du küssen,
„Wenn meine Braut ich küsse,
Küss’ ich nach Recht sie nur, –
Ich brach Euer Schwester Herze,
Doch brach ich keinen Schwur.
Die Tafel blinkt von Wein,
Morgen mit dem frühsten
Soll neu gedeckt sie sein.“
Wohl war sie neugedecket
Schön-Margret starb aus Liebe,
Lord William starb aus Gram.
Er ward im Chor bestattet,
Und siehe, Schön-Margret auch;
Ihrs einen Rosenstrauch.
Und reichten sich da die Hand,
Kein Auge sah die Beiden
Der Küster hieb sie nieder
Und warf sie in die Flamm,
Sie aber wuchsen wieder: –
Treue Liebe kommt zusamm.