Sanct Sebastian (Gemälde der Dresdener Gallerie)
In diesem bewunderten Gemälde Correggio’s kömmt die innige Lieblichkeit, deren der Meister mächtig war, an einer Composition zur Erscheinung, die oft, was Reichthum der Phantasie und harmonische Anordnung betrifft, als seine vollendetste beurtheilt wurde. Hoch oben, von lichter Glorie umgeben, thront die Madonna mit dem Christuskinde auf lichten Wolken, und Engelknaben schlingen um ihre Knie sich zum lieblichen Reigen. Die Gottesmutter erscheint dem Bischof und Schutzpatron von Modena, dem heiligen Gimignani, welcher anbetend niedersinkt und begeistert den Beschauer zur Anbetung aufzufordern scheint. Rechts ist der heilige Rochus, ermüdet von seiner Wanderung, um die Pestkranken zu heilen, in tiefen Schlaf gesunken; aber sein träumerisch ausgestreckter Arm zeigt, daß er derselben Vision, als der Bischof und Sanct Sebastian gewürdigt ist. Der letztere erscheint als blühender Jüngling, mit den Händen an einen Baum gebunden, den bittern Todespfeil in der Brust, wie er in heiliger Ekstase seine Seele der Jungfrau entgegenhaucht. Das Kind zu seinen Füßen, bekannt unter dem Namen der „kleinen Modeneserin“ hält ein Modell, vermuthlich von der Kirche, für welche das Gemälde bestimmt war. Die Beleuchtung, vom tiefen Tone der Wolken bis zu der lichten Himmelsregion, ist von magischem Effect und weicht an vollendeter Kunst kaum derjenigen von Correggio’s „heiliger Nacht“.