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Sagen und Aberglauben aus Lenzkirch

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: L. B.
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Titel: Sagen und Aberglauben aus Lenzkirch
Untertitel:
aus: Alemannia, Band XIX, S. 132–134
Herausgeber: Fridrich Pfaff
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: P. Hanstein
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Erscheinungsort: Bonn
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA*, Commons
Kurzbeschreibung:
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[132]
SAGEN UND ABERGLAUBEN AUS LENZKIRCH.
GESPENSTISCHES WEIB.

Sisch emol ame Sundig en junge Bursch, en Mussigant vo Raitheboach[1], ins Lenzkirch heimgange, un wia er am Kohlplatz vorbikunt, sieht er uf eimol e alts Wible vorem her renne. Swar scho no de Zwölfe Nachts; er hettem aber nit fürcht, dann der Mo het heiter gschunne. No het er dem Wible greaft: Halt, Alte, i gang au mit! Wia ärger er aber [133] gloffen isch, wia ärger ischs Wible grennt. Schliaßli isch er falsch worre un het greaft: Wart, du alte Hegz, dich kreage scho! un het agfange springe, un die Alt als vorem her; hets aber nit verwischt. No het er Stei ufghebt un het ems welle awerfe, hets aber nit troffe. Ein Stei isch ganz no am Hoat vorbei, shet nemli so an gele Strauzilinder ufgha. Wia er aber doch emol fast binem gsi isch, uf eimol isch es über die Weg abe und hesch me gse un nimme. No het er em aber so gfürcht un isch so gsprunge, dass er, woer heimku isch, ganz nass gsi isch vor lutter Schwitze un het zitteret am ganze Lib. Un vo do a het er an Geister glaubt.


SCHATZ.

An andere Geist isch im Schloss Urach.[2] Do soll e Kiste Gold vergraba si un dia wird vome große schwarze Hund ghiatat, un do het emol en Taglöhner vo Lenzkirch de Hund beschwöre welle, das er dia Kiste Geld kriagt het; sisch im aber nit glunge. So soll au e alt Wibli mit so eme gele Strauhoat si Undade drübe ha. An andere mit Namens Pflüger wollt au die Geldkiste ha un het nograbe zwische elf un zwölf Uhr Nachts un het de Hund au beschwore mit ere Roata. Sisch im aber später undersagt worre vom Amt us.


MOASANNELE.[3]

Wieder an andere Geist isch uf de Hölzlibruck[4] bim Posthüsle, de heißt Moasannele. Des het jede, wenn einer Nachts über sell Brückle isch – sisch nemli früher kei Stroß über de Bach gange, sonder nur so en Steg – ins Wasser abezoge un wäschte emol ganz ghörig. So isch au emol e Postbot znacht über des Brückle gange nach Neustadt un hat en aus Moasannele gwäsche un sisch im Winder gsi. Wia er heimku isch, het er zittert un gschlottert am ganze Lib, un do henn sine Anghörige froget was er denn hebb, un dano het ers verzählt: Moasannele hettn gwäsche, un do het er si Kindsmoatter verfrört.


KUTERWIBLI.

Uf de Fürsatzhöfe zwische Neustadt un de Viertäler hust au eine mit Namens Kuterwibli. Des ging immer ohne Kopf rum un nebe de Lite her. So ging emol e Bur vo Benedinge[5] [134] über de Wistannehöh[6] no Eckbach,[7] uf eimol stellt sich vorem a schwarze Wand uf un lote gar nit dure. Er brobirts mehrmol, schliaßli got er wieder zruck in die Wirtschaft zum heilige Brunne[8] un blibt dort über Nacht. Un der Geist isch au später no vo viele gsehe worre in alle Gstalte.


GESPENSTISCHER HUND.

Sisch au ime kleine Dörfli uf em Schwarzwald en Ma gstorbe un der het immer so viele arme Lit bdroge. Un wia er emol tot war, so isch au en schwarze Hund immer um des Hus rum gloffe. Do henn e bar junge Bursch dem Hund emol ufbasst un henne welle verschiaßa, henne au gesehe, henn ufa gsehosse aber nit troffe, un der Hund het immer no si Unwesse triebe. Deno henn dem Verstorbene sini Verwante zwische dem Betzitlite e Kriz ufrichte lau un sin e bar mol wahlfahre gange, un sit dem hört mer nit me von dem Hund.


ABERGLAUBEN.

Ufem Schwarzwald isch en alte Burehof, 300 Johr alt, do hen die alte Lit, wenne a Ross krepirt isch, de Kopf devo in Kuch oder Schirr ghängt, un des het no dafür helfe solle, dass des andere Vieh vo der Kranket bewohrt bliebe isch.

So sin au in alle Ställ un Keller so ganz kleine Bündele an Bühne ufe ghängt un do sin so Gebete un Sprüch ibunde für so verschiedene Krankheite vom Vieh, au het mer vor de Stalltür so a Bündele vergrabe mit so eme Sege das kein böse Geist ans Vich ku isch, wia z. B. Schröttele.

Shet emol en Bur e Magd gha un dia isch jede Nacht uf gstande un het gor kei Roa gha. Do het sie emol der Bur gfroget, was sie denn hebb, un do het sie gsait, wenn sie im derf da größte Ochs tot drücke, wo er im Stall het, no hebb si Roa. Der Bur het natürli glachet un het er es verloubt. Un wia er am Morga in Stall ku isch, do isch da Ochs tot doglege un sie ufem obe gesesse. Von der Zit a het sie aber Roa gha vorm Schröttele.

So soll es au nо en Sege gege Schrötteli gebe wia folgt. „Wenn alle Hagstecke spitscht un alle Berg durgrabst un alle Bäch durwatst, nochher kannst kumme, wenn du willst.“ Un die drei höchste Name un das dreimol sage. Damit kann mer Schröttele verbanne.

L. B.     

  1. Raithenbuch an der Straße Altglashütten-Lenzkirch.
  2. An der Straße Mühlingen (Saig) – Lenzkirch.
  3. Vgl. B. Baader, Neugesammelte Volkssagen aus dem Lande Baden. Karlsruhe 1859. S. 16, Nr. 23.
  4. An der Straße Titisee – Neustadt.
  5. [134] Benediktenhof in der Schildwende?
  6. Zwischen Breitnau und Jostal.
  7. Westliches Seitental des Jostals.
  8. Südlich der Weißtannenhöhe.

Anmerkungen (Wikisource)

Die Einzeltexte der Sagen sind verfügbar unter: