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Sagen (Alemannia XIV)

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Textdaten
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Autor: Anton Birlinger
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Titel: Sagen
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aus: Alemannia, Band XIV, S. 286–288
Herausgeber: Anton Birlinger
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Adolph Marcus
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Erscheinungsort: Bonn
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Quelle: Google-USA*, Commons
Kurzbeschreibung:
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[286]
SAGEN

1 HABSBURGER SCHILD IM KLOSTER WETTINGEN

Als ich in nechstvergangenen Meyen diß iares auch in demselbigen gotshuß war (Wettingen), da zögt mir ein priester einen alten Habsburger schildt, vß holtz geschnitten, so an einem pfeiler hanget, gleich ob der begrebniß der grauen von habßburg obgemelt, vnd saget mir, dz inerthalb zwenzig iaren die kirch gantz vnd gar wer verbrunnen vnd alles was von holtzwerck klein oder groß, Es weren bild, schilt oder anders nicht vßgenumen darinnen wer gesein als verbrunen were, vßgenumen der alt habsburger schilt [287] wer gantz vnd gar vnverletzet bliben, des sich yederman fast verwundert hat vnd nit vnbillich.

Keiserlicher vnd Hispanischer M. auch fürstlicher durchlüchtigkeit vnd aller hieuor Ertzherzogen vnd herzogen von Oesterreich. Darzu der fürstlichen grauen von Habsburg alt künglich harkumen mit Namen gar nahe wff zweitusent Jar durch Hieron. Gebweiller, freier künsten meister derzeit schulmeister zu Hagenav. Straßb. 1527. J. Grieninger Bl. 27b.


2 GOTTESLÄSTERER BESTRAFT

A. 1632. Ein Edelmann Albrecht Pericoszs schoß, als ihm in einer Nacht alles Vieh umkam, in die Luft: Wer mir mein Vieh getötet hat, der freß es auch! Bald fielen auch Blutstropfen vom Himmel, darauff wurd der Gottlästerer in ein schwarzen Hund verwandelt, fangt an zu bellen und zu heulen, macht sich hinder das Todtenaß deß verstorbenen Viechs, frißt dasselbe auf und büßt damit seinen Hunger. Der Author hab es von Leuthen die es sagen. Cluver in append. epit. histor. p. 38. DKM I 391.


3 SCHAZGRÄBER BETROGEN

Ist der Friede ein werther Schatz, so haben sich die Schatzgräber zu hüten, damit es ihnen nicht gehe, wie jenen thumkühnen Waghälsen, welche vorzeiten Anno 1535 in einem holen, tieffen, vngehewren Berg bey Amberg, sich hinabgelassen, in Meinung einen reichen Schatz zu finden, nichts aber anders als etliche leehre Plätze, vnnütze Bilder, scheutzliche Gespenste angetroffen vnd mit bleichen Nasen halb todt widerumb zurückkommen. D 79. Alem. 11, 150.


4 TODESBOTEN[1]

Joh. Hofmann war, als er von Gießen 1654 nach Trarbach berufen worden, schon verheiratet. Seine Schwigereltern nannten Trarbach nur Traurbach und ließen von diser Namensaussprache nicht ab, ebenso wenig der „Marpurger Bott“ der im auf seiner Reise biß Mainz herauf Gesellschaft leistete. An „Traurbach“ anknüpfend erzält H. eine sonderbare Geschichte, die in den Todesboten Kempfs oder eines Stockhausen, worinn vile änliche Dinge sten, gut hätten Plaz finden können. Hören wir: „Ob sich nun gleich alles bereits erwehnter massen glückhafft und wol bei mir angelassen, so hat sich doch zugetragen, da ich kaum bei anderthalb Jaren dort gewont, daß in der vorgehenden Nacht des Aposteltags Mathiae Morgens um 3 Uhr sich erstlich bey der vor meinem Ruhbett stehenden Wiegen, in einem gar kleinen Bezirck, dem ungefären Ansehen nach bey 50 blaulicht flammende Liechtlein haben sehen lassen, welche den angezündten Schwefel-fädemlin [288] nicht ungleich geschienen. Als ich mich aber im Bett aufgerichtet dieses Gesichte desto besser zu betrachten, wurde ich gewar, daß nicht allein zwei davon auf die Wiegen gefallen waren, sondern es hatte sich auch eines auf meine linke Hand und zwar an den also genannten Goldfinger, eben an dem Ohrt, da man die Ringe zu tragen pfleget, unversehens gehänget. Solches hat mir nun, als etwas Ungewöhnliches, endlich mehr Entsetzen dann vorhero, allmählich verursacht, daß ich nicht nur mit der Hand samt dem Liechtlein, sondern zumal mit dem ganzen Leib unter die Decke gefahren, worauf sich, da ich bald hernach wieder herfürschaute, alle solche Liechtlein gänzlich verloren. Welche Erzehlung gar kein Traum, sondern ein wahrhaftes Gesicht gewesen, indem ich völliglich gewacht und nach diesem weder selbsten noch meine mitwachende Seelig Ehfrau biß an den verlangten hellen Morgen uns einigen Schlaf in die Augen kommen laßen.“ JHofmann sprach mit Verständigen, mit Theologen darüber, allein deuten wollte ers gerade nicht. Den Sonntag darauf feierte er mit den Seinigen in Buße und mit Genuß des Abendmahles, fiel im aber nicht ein, daß das Vorzeichen, Todesboten seiner Frau und eines seiner zwei Kinder sei. „Aberglaub“ wär es, die Deutung selbst zu machen!


5[WS 1] SPUK IM HORNBERGER DIACONATSHAUSE

Friedrich Aug. Köhler, geb. 1759, der bekannte Altertumsforscher, † als Pfarrer in Marschalkenzimmern, war ein feinfülender Sammler und Kenner von Volkssagen. Er unterließ auch nicht auf eine Spukgeschichte zu verweisen, die wärend seinen ersten Lebenstagen dem 1. Vater zu schaffen machte. Diser pflegte biß Mitternacht zu lesen. Oft sei er gestört worden durch etwas, was in der Stube umherhuckte, aber beim hellsten Lichte nicht gesehen werden konnte. Er habe den Stock genommen und sei dem nachgegangen, es sei hinter den Ofen der Stube verschwunden, da wo der starke aus Eisendrat bestehende Haustür-Aufzug hinunterlief. Da fiel es durch eine winzige Oeffnung hinunter als obs ein schwerer Sack gewesen wäre. So gewönte sich Köhlers Vater an den Spuk und kümmerte sich zulezt gar nicht mer darum. Einmal habe deutlich gerufen, wie eine Kindesstimme: Deck auf! Die eben erwachte Mutter zog den Vorhang, deckte das Bogentuch der Wige auf, das Kind wachte, war erschrocken, lächelte aber gleich wider. Wie Schillers Wallenstein es als gutes Omen ansah, glückverheißend, daß er bei einem Fenstersturz zu Burgau mit heiler Haut davon kam, so unser Köhler. Einer Näherin gab eines Tages, als Besuch zu Hause war, die Mutter das einjärige Kind auf den Arm, es schellte unten an der Haustüre, sie will hinausschauen und wärend dessen jukte das Kind über die Arme, fiel 3½ Fuß hoch kopflings zu Boden: tat im aber nicht das geringste!

ABIRLINGER     

  1. Quelle Alem. XIV 102 Anmerkg. Hofmann, der das berichtet, ward von 1667 ab Rektor in Eßlingen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 4

Die einzelnen Sagen finden sich unter:

  1. Habsburger Schild im Kloster Wettingen
  2. Gotteslästerer bestraft (Clüver)
  3. Schazgräber betrogen
  4. Todesboten
  5. Spuk im Hornberger Diaconatshause