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Runen (Fritz Döring)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Fritz Döring
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Titel: Runen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 468
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[468]
Runen.
(Zu dem nebenstehenden Bilde.)

Weißt du noch, die Finken schlugen
Und vom Feld die Sensen klangen,
Mit dem Sommerhut am Arme
Bist du still zum Wald gegangen.

All die tausend frohen Sänger
Lockten dich mit süßen Lauten,
Tönend lief es durch die Wipfel
Und du grüßtest die vertrauten.

Scheu ein Lächeln in den Blicken
Und den Abglanz erster Träume,
Also warst du sacht gekommen
An den liebsten deiner Bäume.

Runen trug der Stamm der Eiche,
Fest verquollen schon seit Jahren,
Mancher grub in seine Rinde,
Der hier Lieb’ und Leid erfahren.

Ach, die waren deine Freunde,
Diese Zeichen halb verwittert,
Hast auch heute sie gelesen,
Sie gelesen und gezittert:

Denn zu all den wohlbekannten
Tief hinein in Stammesmitten
War von jungen Burschenhänden
Noch ein frisches Herz geschnitten!

Und die Züge, die es kündet,
O dein Herz – es konnt’ sie deuten,
Was du scheu dir selbst verhehltest,
Sprach der Wald zu allen Leuten!

Bräutlich lag’s in deinen Augen,
Als du langsam heimgegangen,
Und dir war, als ob von droben
Hochzeitsglocken dich umklangen.
 Fritz Döring.

[469]

Runen.
Nach dem Gemälde von A. v. Neogrády.