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Rosen-Monate heiliger Frauen/Symphorosa und ihre Söhne

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XXXV.
18. Juli
Symphorosa
und ihre sieben Söhne, Märtyrer.


 Im Jahre 117 bestieg der Spanier Hadrian, ein Verwandter und Adoptivsohn Trajans, den römischen Kaiserthron, ein Mann voll Kenntnisse und Gaben, fleißig, von vortrefflichem Gedächtnis, großem Scharfsinn u. s. w., aber auch voll Eitelkeit, Neid, böser Lüste und Grausamkeit, welches letztere er, namentlich am Anfang seiner Regierung auch gegen die Christen bewies, obwohl er im Jahre 124 die Verfolgung derselben verbot. Im Jahre 120 hatte er sich zu Tibur oder Tivoli einen prachtvollen Pallast gebaut, den er nun nach der Heiden Weise mit Opfern einweihen wollte. Die Priester fragten die Dämonen, welche die Opfer der Heiden wie Götter annahmen, nach Gewohnheit um Rath, bekamen aber nach der uralten Erzählung, welche man von diesem Vorgang| hat, die Antwort: „Die Wittwe Symphorosa mit ihren sieben Söhnen quält uns alle Tage mit der Anrufung ihres Gottes. Wenn diese ihr mit ihren Söhnen opfert, so versprechen wir euch alles, was ihr begehrt.“ Darauf hin brachte man die Wittwe mit ihren Söhnen zum Kaiser, der sie nun mit milden Worten zum Götzenopfer anhielt. Symphorosa antwortete ihm aber: „Getulius, mein Ehegemahl, und sein Bruder Amantius, ehemals deine Tribunen, litten um des Namens Christi willen den Tod, um nicht den Götzen opfern zu müßen, und besiegten deine Dämonen als gute Kämpfer, indem sie starben, denn sie zogen die Enthauptung der Verleugnung ihres Glaubens vor und litten den Tod, der ihnen zwar unter den sterblichen Menschen, weil er um Christi willen erduldet wurde, zur Schande gereichte, dagegen aber zur Folge hatte, daß sie nun unter den Engeln wallen, die Trophäen ihrer Leiden preißen und mit ihrem ewigen König im Himmel unvergängliches Leben genießen.“ Hadrian sagte darauf: „Opfere entweder mit deinen Söhnen den allmächtigen Göttern, oder ich bringe dich mit ihnen denselben zum Opfer dar.“ Symphorosa rief bei diesen Worten des Kaisers freudenvoll aus:| „Und woher kommt mir das große Glück, mit meinen Söhnen Gottes Opfer zu werden?“ Der Kaiser sprach zu ihr, in der Meinung, ihre Rede zu verbeßern: „Meinen Göttern werde ich dich opfern.“ Symphorosa antwortete: „Deine Götter können mich nicht als Opfer nehmen, sondern wenn ich für den Namen Christi meines Gottes verbrannt sein werde, werde ich durch diesen Namen die Feuerqualen deiner Dämonen um so größer machen.“ Hadrianus erwiederte: „Wähle dir aus den zweien eins, entweder opfere meinen Göttern oder du nimmst ein übles Ende.“ Die selige Symphorosa aber versicherte: „Du meinst, mein Sinn könne durch irgend einen Schrecken umgeändert werden, aber ich bin voll Verlangen, mit meinem Gemahle Getulius, welchen du um des Namens Christi willen umgebracht hast, die ewige Ruhe zu genießen.“ Darauf ließ sie der Kaiser in den Tempel des Herkules führen, sie zuerst mit Ohrfeigen bedienen und dann an den Haaren aufhängen. Da ihm das aber nichts half, befahl er, ihr einen großen Stein an den Hals zu binden und sie ins Waßer zu werfen. Ihr Bruder Eugenius, ein hervorragender Mann im Rathe von Tibur, ließ ihren Leichnam aus dem| Fluße nehmen und begrub ihn in der Nähe der Stadt.

 An einem anderen Tage ließ Hadrian die sieben Söhne mit einander vor sich rufen, und da er ihnen umsonst zusprach und drohte, sprach er ihnen ein Urtheil. Es mußten um den Tempel des Herkules sieben Pfähle eingeschlagen werden, und daselbst dehnte man ihre Glieder mit Winden auseinander. Endlich tödtete man die Unüberwindlichen. Crescens wurde am Halse durchbohrt, Julianus an der Brust, Nemesius am Herzen, Primitivus am Nabel, Justinus von hinten, Stracteus an der Seite, und der siebente, Eugenius, wurde von oben nach unten entzwei gespalten. Des andern Tages kam der Kaiser in den Tempel des Herkules und ließ die Leichname zusammen in eine tiefe Grube werfen. Als hernach die Verfolgung aufhörte, nahmen die Christen ihre Leichname heraus und begruben sie mit Ehren und großem Fleiß auf der Straße, die von Tibur nach Rom führt.

 Das ist die Geschichte einer heiligen Familie von zehn Gliedern, einem Vater und Oheim, einer Mutter und sieben Söhnen, die alle mit einander dem Vorgang der unter den Christen gerühmten makkabäischen| Mutter und ihrer sieben Söhne nachfolgten. Absichtlich haben wir alles in der kurzen nervösen Einfalt der uralten Erzählung wiedergegeben, und es dünkt uns, es brauche die ganze Sache weder der Erläuterung, noch einer Lobpreisung. Die Wittwen unter uns können sich fragen, ob sie den Kelch der edlen Symphorosa trinken können, und die Söhne unter uns, ob sie den Tod überwinden können, wie die sieben, die Familienväter aber, ob ihr Lebens- und Todesgang vermögend sein wird, ihre Wittwen und Kinder mit einem solchen Geiste leidensvoller Nachfolge zu erfüllen. Alle aber wollen wir einen Blick auf den Tod des Kaisers werfen, der diese Heiligen zu solchen Toden beförderte. Er starb etwa 18 Jahre nach Symphorosa. Sein lasterhaftes Leben hatte seine Gesundheit zerrüttet und in seinem Schloße zu Tibur fiel er nicht blos in schwere Leiden, sondern in den Jammer der Verzweiflung. Oftmals wollte er Gift nehmen, sich ermorden, Verzeihung, ja Belohnung denen geben, die ihn töden würden; niemand wollte daran gehen. Einer der Aerzte fürchtete sich, er möchte dem Kaiser zu Willen werden, und tödete sich daher lieber selbst. Ein Sclave nahm sich den Anlauf, dem Kaiser zu gehorchen, aber im| Augenblick der That entfiel ihm der Muth, und er entfloh. So blieb dem elenden Manne nichts übrig, als des Todes zu warten, den er endlich mit den Worten erlitt: „Der Troß der Aerzte hat den Cäsar umgebracht.“ Kurz vorher hatte er einen seiner vielen Verse gemacht und seinen elenden Tod besungen. Die Verse werden in einem Märtyrerbuche folgendermaßen übersetzt:

„Du flatterndes kosendes Seelchen,
Du Gast und Gefährtin des Leibes,
Wo wallst du, o Seelchen, nun hin,
Erblichen und nackt unter Schaudern?
Ach tändelnd in Scherzen nicht mehr!“

 Da vergleiche nun, wer da will, den Tod des Kaisers mit dem Märtyrertode der heiligen Familie Symphorosa’s, und werde schlüßig, was er lieber wählen wollte, den einen oder den andern. Willst du lieber unter Gottes Fluch trostlos, schaudernd das arme nackte Seelchen, dem der Scherz vergangen, in die dunkeln Orte der Verdammnis gehen laßen, und Verse machen auf die unabwendbare Verzweiflung der Ewigkeit, oder willst du unter Hymnen und Lobgesang, gestärkt vom heiligen Geiste, durch eine kurze Todesqual| in die sonnigen lichten Höhen des großen Königs wallen, der dem sinkenden Petrus die Hand reicht, nicht weniger aber dem kämpfenden Märtyrer, und Lohn und Kron bereit hält für die, welche überwinden? Eine Frage, die keiner Antwort bedarf. – HErr, gib uns, daß wir können, was wir sollen, und sollen, was wir können. Amen.




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