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Rosen-Monate heiliger Frauen/Sophia und ihre Töchter

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XXIII.
15. Mai.
Sophia
und ihre Töchter Fides, Spes und Charitas.


 Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größeste unter ihnen,“ Wer kennt nicht diese feiernden Worte des heiligen Apostels Paulus, und in weßen Herz leben nicht die drei Namen Glaube, Liebe, Hoffnung? Diese drei Namen lauten auf lateinisch: Fides (Glaube), Spes (Hoffnung), Charitas (Liebe), und wir sehen also im Vergleich der Ueberschrift, daß die Mutter Sophia ihren drei Töchtern Namen gegeben hat, über welche einem das Herz hüpfen und lachen könnte. Und sie selbst, die Mutter, hieß Sophia, d. i. Weisheit, wie wenn damit gesagt sein sollte, daß Glaube, Liebe und Hoffnung wie Töchter von der Weisheit stammen, als von der Mutter. Ob nun eine jede von den vier Personen ihrem Namen durch Art und Weise entsprochen| hat, und gewesen ist, was sie hieß, das ist allerdings eine Frage, welche ich nicht zu beantworten vermag. Aber ohne Zweifel würde die Familie der Vier zusammen eine heilige Familie gewesen sein, wenn man das von ihr hätte sagen können; sie würde eine Verkörperung eines heiligen göttlichen Gedankens gewesen sein, die Gott und Menschen erfreuen könnte, ein Spiel der Weisheit Gottes bei den Menschenkindern. Diese Familie war aber auch abgesehen von den Namen eine heilige Familie. Die Mutter zog ihre Töchter in der Furcht Gottes und in der Liebe Jesu, des einigen Erlösers, auf, und als sie herangewachsen waren, und der HErr ihnen die Marterkrone darreichen wollte, war niemand eifriger im Zuspruch und in der Ermuthigung, als die Mutter Weisheit: ja sie konnte das Glück, das ihren Töchtern blühte, als eine wahre Mutter Weisheit so völlig fassen, daß sie ihre drei Töchter mit Freuden sterben sah. Da kam unter der Lobpreisung der Weisheit Fides (der Glaube) zum Schauen, Spes (die Hoffnung) zum Haben, und Charitas (die Liebe) zu ihrer Heimath und zu ihrem Ursprung. Sophia selber aber, die Mutter, vermochte es nicht bloß, ihre Töchter dem HErrn zu opfern, sondern auch ohne sie| zu leben und im Frieden nach der Menschen gewohnter Weise zu sterben. Das ist nun wieder einmal ein Lebenslauf, ja ein gevierter Lebenslauf, kurz, schön, reich und groß, wie man sie nur bei den Christen finden kann; voll Mahnung für diejenigen, die sich gerne mahnen laßen, und bei aller Kürze voll anziehender zur Nachfolge lockender Kraft. Er ist genug, liebe Leserin, eine Morgenlektion für dich zu sein. Gehe hin und lerne, was die drei Schwestern und die Mutter hießen, waren und konnten, dann wirst du ohne Zweifel in Zeit und Ewigkeit Freude und Ehre genug haben und machen.
 Anm. Man gedenkt der Töchter Fides, Spes und Charitas auch am 4. August.




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