Zum Inhalt springen

Rosen-Monate heiliger Frauen/Euphemia

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Pulcheria Wilhelm Löhe
Rosen-Monate heiliger Frauen
Alphabetisches Namensverzeichnis
Hildegard »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
XLV.
16. September.
Euphemia,
Jungfrau, Märtyrin.


zu Chalcedon, etwa um das Jahr 307 in der diocletianischen Verfolgung, in welcher auch Afra, Agnes, Anastasia, Barbara, Dorothea, Hilaria, Margaretha den Zeugentod der christlichen Kirche starben.

 Der Name Euphemia ist von der ältesten Zeit her, namentlich auch in der morgenländischen Kirche, hochgefeiert. Viele Kirchen wurden nach ihm benannt. Als die Kirchenversammlung von Chalcedon im Jahre 451 die Irrthümer des Eutyches verwarf, war sie in der berühmten Euphemienkirche dieser Stadt versammelt, und die versammelten Väter glaubten den Sieg, den sie über den Irrthum feierten, der Fürbitte der seligen Märtyrin zuschreiben zu sollen. So sehr hatte sich schon damals in der Kirche der Glaube an die Fürbitte der Heiligen verbreitet. Wer ist diese gefeierte| Märtyrin und wie ist sie zu dem hohen Ruhme in der Kirche gekommen? – Sie war eine römische Jungfrau, eines Senators Tochter, Christo dem HErrn von ganzer Seele zugethan. Als sie die armen Christen zu Chalcedon in ihren Leiden und Martern sah, ermahnte sie nicht blos die Dulder zur Treue und Beständigkeit, sondern es ergriff sie auch eine heilige Lust, mit ihnen zu leiden und zu sterben. Ueberlaut rief sie, sie sei eine römische Jungfrau, eines Rathsherrn Tochter, warum man ihr denn andere vorziehe, es gehöre sich, daß sie vor den fremden Leuten allen zuerst zu Christo geschickt werde. Da geschah ihr der Wille. Man warf sie ins Gefängnis, sie aber pries den Namen des HErrn, der sie würdigte, zum heilsamen Zeugnis zu leiden und die Marterkrone zu empfangen. Da man hernach ihre Mitgenoßen in der Trübsal gebunden auf den Markt zur Marter führte, sie aber ledig daher gehen ließ, beklagte sie sich höchlich, daß man des Kaisers Wort übertrete, und sie, eine Bekennerin wie die anderen, nicht auch gebunden führe. Durch die laute Aeußerung ihres Verlangens wurde der kaiserliche Beamte vermocht, ihr zu willfahren, und auch der HErr im Himmel gönnte ihr der Martern| viel. Man erstaunt über das Verzeichnis ihrer Leiden. Schläge, Geißeln, Feuerqual, glühende Instrumente, viele verschiedene Pein hatte sie bereits siegreich auf Befehl des Proconsuls Priscus überwunden, als man sie endlich ins Theater führte, um sie den Thieren vorzuwerfen. Da rief sie den HErrn an, daß er ihre Seele nun hinnehmen möge, der HErr aber verschaffte, daß eines von den Thieren ihr den tödtlichen Biß versetzte, während ihr die übrigen lammfromm die Füße leckten. So gab sie ihre Seele dem HErrn zum Opfer und fand das Leben, indem sie es ließ. Eine unverwüstliche Heiterkeit und Freudigkeit geleitete sie von Marter zu Marter bis in den Tod hinein. Der Bischof von Amasea in Pontus, Asterius, beschreibt ein Gemälde, auf welchem ihre Leiden dargestellt werden, so wie es in seiner Kirche zu finden war. Da zieht ihr ein Soldat den Kopf rückwärts, ein anderer schlägt ihr die Zähne ein, aus dem Munde strömt Blut und überrinnt Angesicht, Haare und Kleider. Da wird sie zum Feuertode verurtheilt, da besteigt sie den Scheiterhaufen. Da kann man müde werden, ihre Qualen aufzählen und vorstellen zu sehen. Sie aber ward nicht müde zu leiden. Euphemia heißt auf deutsch| „die Wohlberühmte“; der Name trifft ein. Man könnte sie aber auch die Lebensfrohe, die Todeslustige, die fröhliche Siegerin nennen und ihr Ende voll untadelichen und unwandelbaren Zeugnisses sieht gerade aus, wie wenn sie der Spruch Matth. 5, 12. durchdrungen hätte: „Freuet euch und jauchzet, denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.“ An ihrem Ehrentage können sich daher alle schämen lernen, die vor jedem kleinen Leid um Christi willen beben, als würde dadurch das Leben vergällt und seine Absicht zernichtet. O wie eine seltene Sache ist Euphemienart bei den Dienerinnen Jesu in unseren Tagen! Sie freute sich wie die Apostel, daß sie würdig erfunden wurde, um des Namens willen Jesu Schmach und Marter zu leiden: Du gehst zum Bekenntnis wie eine Verbrecherin und bebst wehleidig vor dem feinsten und kleinsten Dornenkranze Jesu, als hättest du ein böses Gewißen. Berufen den Weg der Ehren zu betreten, scheust du die Schmach der Welt, und verleugnest Jesum, nicht um dreißig Silberlinge, sondern um ein saures Gesicht, das dir die Welt anwirft. Schlage an deine Brust, bitte um Gnade und Stärke, schau Euphemiens Ende an und folge ihrem Glauben nach.




« Pulcheria Wilhelm Löhe
Rosen-Monate heiliger Frauen
Hildegard »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).