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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Vielau

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Titel: Vielau
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aus: Erzgebirgischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 4, Seite 220–221
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: [1856]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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[220]
Vielau

In alten Urkunden Phila, Vhila, Philaw und Viela, ein Name sorbenwendischen Ursprungs.

Es ist ein Zubehör der alten Reichsgrafschaft Hartenstein, welche nachdem sie von den Burggrafen zu Meissen an die Herren von Schönburg übergegangen, seit 1450 unter sächsischer Oberlehnshoheit steht.

Die ältesten bekannten Besitzer des Rittergutes waren 3 Gebrüder von Ehrenberg, welche 1279 mit Genehmigung ihres Lehnsherrn des Burggrafen Meinher dem Grünheiner Kloster einen Theil des Dorfes schenkten, welcher seit der Secularisation des Klosters unterm Zwickauer Amte stand und 10 Güter und 3 Häuser umfasst.

Spätere Besitzer des Rittergutes waren 1402 Mülich von Neumarkt in Gemeinschaft mit Conrad von Rybinsdorf oder Reinsdorf, die letzten burggräflichen Vasallen, 1486–1516, Arnold Croh oder Krahe, 1516 Gregor Loss oder Looss, 1531 Michel Nake, 1541 Wolf Loss, 1546 Nicol von Ende und 1589 an die Brüder Ehrenfried, Wilhelm und Wolfgang von Ende, welche 1591 das Gut an Anarch Friedrich von Wildenfels verkauften, nach dessen erblichem Absterben im Jahre 1602 das erledigte Lehen an die Herren von Schönburg fiel, zugleich mit dem Rittergute Niederhaselau, das schon seit Anfang des 15. Jahrhunderts immer mit Vielau combinirt war.

Sechs Jahre später nun verkauften die von Schönburg Vielau ohne Niederhaselau nebst Gerichtsbarkeit, Kirchen und Schulpatronat für 4100 Fl. an den Zwickauer Rath, dem gegenwärtigen Besitzer.

Vom Rittergute Vielau hat ein altes ausgestorbenes Adelsgeschlecht seinen Namen entlehnt: dann 1270 kommt ein Ritter Conrad 1322 Steinbeck von Vielau vor.

Gegenwärtig umfasst die Jurisdiction des Ritterguts, das bei der Schönburgischen Gesammtcanzlei in Glauchau zu Lehn geht, das Dorf Vielau 89 Güter und Häuser mit 700 Einwohnern und die Dörfer Rosenthal und Niederhaselau.

Der Grundstückscomplex des Vielauer Ritterguts beträgt 119 Acker 18 Quadratruthen, wovon 55 Acker 242 Ruthen auf den in Nordost des Dorfes gelegenen Wald kommen.

Das Gut hat starke Brauerei und Branntweinbrennerei und einige Strich Fischerei in 8 Strichen.

[221] Das Dorf ist 1 Stunde von Wildenthal und eben so weit von Zwickau entfernt. Es zieht sich in einem anmuthigen Grunde, dessen obere Hälfte ziemlich flach, der unterste Theil aber tief eingeschnitten ist und einen wildromantischen Charakter annimmt, in einem Bogen von Südost nach Nordwest.

Der den Grund bewässernde Bach entspringt in dem mit Vielau festzusammenhängenden Dorfe Friedrichsgrün, die sogenannte Klutzschmühle und mündet bei dem Gasthofe zum Bornstein in die Mulde.

Die nordöstlichen Fluren des Dorfes, dessen Areal überhaupt 1009 Acker 233 Quadratruthen beträgt, berührt in der Nähe des obengedachten Vielauer Waldes die 1630 chaussirte Wildenthal-Zwickauer Strasse, an welcher in neuerer Zeit auf Vielauer Gebiet ein einzelnstehendes Wirthshaus, zum Dampfschiff (oder Weltkugel) genannt, erbaut worden ist.

Das Dort ist ½ Stunde lang und zählt überhaupt in 40 wohlgebauten Gütern und 70 Häusern 800 Einwohner. Nächst der nicht unergiebigen Landwirthschaft treiben die Bewohner meist Weberei und Strumpfwirkerei oder arbeiten auch in den nahen Hohndorf, Bockwaer Steinkohlengruben.

Auf der nach Bockwa zu ansteigenden Höhe bezeichnete sonst eine sogenannte Martersäule, bei welcher man vor der Reformation seine Andacht zu verrichten pflegte, die Grenze des Schneeberger Bergwerks.

Zur Parochie von Vielau gehören Niederhaselau, Rosenthal, Oberhaselau, endlich 7 Häuser nebst dem sogenannten Himmelhof und Friedrichsgrün.