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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Theisewitz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Theisewitz
Untertitel:
aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 221–222
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Theisewitz.


Ganz in der Nähe von Kreischa auf einem Vorgebirge über dem Priesgaer Bache im Abhange einer bedeutenden Höhe gelegen und in einer Entfernung von 2¼ Stunden von der Residenz.

Ein Nebenthal trennt es vom Rittergute Zcheckwitz; das Hauptthal aber im Norden von der Colberoder[VL 1] Höhe, von wo aus bei einer Höhe über der Meeresfläche zu 1098 Pariser Fuss die Dresdner Gegend sich ganz überschauen lässt.

Das Rittergut mit seinen schönen Gebäuden ist nicht uninteressant und von nicht geringem Betrage. Schriftsässig gehörte bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation ein Haus von dem Dorfe Heidenau zum hiesigen Rittergute.

Vor ungefähr 200 Jahren gehörte das Rittergut dem geheimen Kriegsrath und Generalzahlmeister Cammel und vor 150 Jahren dem Oberstlieutenant von Riegen. Später acquirirte das Gut ein Bürgerlicher, ein gewisser Heinrich, bei welcher Familie die Besitzung bis in die 40ger Jahre dieses Jahrhunderts verblieb.

Der damalige Besitzer ist Herr Funke, welcher grosse und vorteilhafte Verbesserungen mit dem Gute vorgenommen und die Ertragsfähigkeit ungemein erhöht hat.

Der Boden ist ergiebig und alle Getreidearten gedeihen bestens. Das beweist schon die Nähe der Colberroder Höhe, welche in der Slavischen Sprache so viel als Brod bedeutet, also eine Gegend, ein Land, wo des Brodes genug wächst.

Ausser dem Rittergute hat der Ort keine besonderen Gebäude aufzuweisen und zählt überhaupt nur einige 30 Einwohner.

Eine Kirche befindet sich auch nicht hier, vielmehr ist Theisewitz mit Börnichen, Wilmsdorf, Quohren, Welschhufe, Kleincarsdorf, Kleba, Bärenclause, Babisnau, Priesgen, Rippgen, Ripgien, auch Rüppgen genannt mit Hähnigen nach Possendorf eingepfarrt, welche Kirche unter der Collatur des Rittergutsbesitzer von Possendorf, des Herrn von Otto steht.

Der Thurm der Kirche ist sehr hoch und deshalb war bei Aufsetzung des Knopfes am 16. August 1699 Friedrich August, König von Polen und Churfürst von Sachsen als damaliger Collator mit dem ganzen Hofstaate und vielen Polnischen Fürsten zugegen.

Nicht weit von Theisewitz bei Welschhufe liegt der Göhligberg, welcher einen Umfang von 1¼ Stunde und eine Meeresfläche von 1139 pariser Fuss erreicht. Nächst seinem Gipfel liegen mehrere eingegangene und ein noch gangbarer Steinbruch, dessen Produkt aber keineswegs dem Pirnaischen zu vergleichen ist. Nur in Südwest bedeckt den Bergabhang ein Gehölz, welches mit dem Peissenwalde zusammenhängt und meist aus Kiefern besteht.

Die übrigen Seiten sind mit Feldfluren überzogen.

Die Strasse führt an einem westlichen Abhange hin; hingegen der Fusssteig geht gerade über den Gipfel hinweg und die Mühe des Steigens wird hier dem Wanderer durch die reiche, herrliche, umfassende Aussicht vielfältig belohnt.

[222] Sie umfasst nicht nur das ganze blühende Elbthal, von Pilnitz nach Keiditz mit seinen malerischen, immer neu gestalteten Bergwänden und mit der lustig schönen Residenz, sondern auch ferne Gegenden, bis unter Elsterwerde und Mückenberg hinab.

Am Fusse des Göhligs liegen noch Hänichen und Rippgen, welche ebenfalls zur Parochie Possendorf gehören.

Die ganze hiesige Gegend soll mächtige Steinkohlenlager halten, bis jetzt ist aber für deren Hervorbringung keine Hand angelegt worden, auch keine Actienunternehmer haben sich dazu gefunden; Vielleicht, dass es geschehen konnte, einen glücklicheren Griff hier zu thun, als mit manchem andern Actienunternehmen der Neuzeit.

Jetzt wird schwerlich noch ein solches von Erfolg sein, da die Mehrzahl den Glauben und das Vertrauen zu Actienspeculationen verloren hat.

Theisewitz ist nach Possendorf in die Schule gewiesen, für deren armen Schulkinder Oberhofprediger Dr. Weller ein Legat von 50 fl. legirt hat.

Dieser Oberhofprediger Dr. Weller besass 1633 das zur hiesigen Parochie gehörige Kleincarsdorf, von wo nun ein freundliches Thal nach Kreyscha und Lungwitz sich hinzieht, mit Felsen, Wiesen und Buchenwäldern abwechselnd, und gehört der Ort ebenfalls zu denjenigen, unter welchen Steinkohlenlager sich hinziehen sollen: Er ist blos ¼ Stunde oder wohl gar nur 10 Minuten von Theisewitz entfernt.

Zu Kleincarsdorf gehörten schriftsässig die Dörfer Börnichen, Brösichen und Kleba am Fusse der oben erwähnten Golberoder Höhe.

Theisewitz mit den übrigen Dörfern der Parochie sind Dörfer, wie man sie selten wieder findet. Die Lage, die Umgebung ist von der Art, dass überall das Auge gefesselt wird und man kann, ein Mal eingetreten in diese Gegend, nur schwer sich wieder trennen. Oft sucht man in der Ferne, was wir in unserem schönen Vaterlande so nahe haben.

Theisewitz gehört jetzt zum Gerichtsamte Dippoldiswalde.

(M. G.)     



Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: Golberoder