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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Schloditz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Schloditz
Untertitel:
aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 92–93
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB DresdenCommons
Kurzbeschreibung:
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Schloditz.


Schloditz, wozu auch Jucheh gehört, liegt 11/2 Stunde von Plauen, 1 Stunde von Voigtsberg am alten Schönecker Wege, sehr hoch und rauh.

Schloditz in den Urkunden Slotitz, nannte man wohl von der Göttin Slota, die auch Zelota Baba hiess und eine Göttin der Lutizierwenden war. Schloditz ist demnach sehr alten Ursprungs. Im 12. Jahrhundert gehörte es unter die Dobenauer Herrschaft. Eigentlich wird es Ober- und Unterschloditz genannt, obschon das Rittergut stets vereinigt in den Urkunden vorkommt, auch blos ein Schloss existirt. Das Gut hat 335 Acker 175 □Ruthen mit 4962 Steuereinheiten, 170 Einwohner mit 34 Haushaltungen und 27 Gebäuden. Das Rittergut und Dorf ist nach Theuma eingepfarrt, welches sammt dem ersteren im Jahre 1633 durch Krieg und Krankheiten viel zu leiden hatte. Durch Krieg und Pest kam es auch, dass ein unfern Theuma gelegenes und ebenfalls mit Schloditz dahin eingepfarrtes Dorf, Namens Frösseg dergestalt verheert wurde, dass jetzt davon blos noch geringe Spuren vorhanden sind. Die Felder und Wiesen, welche zu diesem Dorfe gehörten, sind der Pfarre und dem Diaconate zu Theuma, sowie dem ebenfalls eingepfarrten Dorfe Grossfriessen zugefallen. Theuma ist überhaupt eine der grössern Parochieen des Voigtlands. Ausser den genannten Ortschaften sind auch noch Zschokau und Mechelgrün, Obermarxgrün, Altmannsgrün, Lottengrün, Drosdorf und Tirpersdorf, in welchem letzteren Orte vom Diaconus zu Theuma alle 14 Tage Nachmittagsgottesdienst gehalten wird, wogegen die Taufen und Trauungen in der Hauptkirche stattfinden. Ausserdem gehören zur Theumaer Parochie 4 Schulen, 1) Theuma, 2) Grossfriessen, 3) Zschokau mit Mechelgrün, 4) Tirpersdorf mit Lottengrün.

Die Collatur über die Kirchen und Schulstellen der Parochie stehen dem Superintendenten zu Plauen zu.

Die geistlichen Gebäude in Theuma sind sehr alt, aber geräumig; die Schule ist seit dem Jahre 1829 reparirt.

Die Kirche von Theuma war vor dem Jahre 1834 sehr finster. Seit dem gedachten Jahre ist solche durch die milde Stiftung eines gewissen Chirurg Fuchs verschönert und restaurirt worden. Dieser Chirurg Fuchs, der zu seiner Zeit sehr berühmt durch seine Kuren gewesen ist und dadurch sein grosses Vermögen erworben hat, sich auch um die Armen sehr verdient gemacht, welche mit den jährlichen Zinsen eines Capitales von 2000 Thaler unterstützt werden. Sowie der hiesige Schullehrer beauftragt ist, am Jahrestage des Todes des verewigten Fuchs mit den Theumaischen Chorknaben vor seinem damaligen Wohnhause zu singen; sowie Sonntags darauf am Schlusse des Vormittagsgottesdienstes eine Gedächtnissrede vom Pastor gehalten wird.

Der jetzige Pastor ist Herr Mag. Börner welcher früher in Elsterberg als Diaconus fungirte und der Bruder des Herrn Pastor Börner in Zwenkau, welcher in den frühern Jahren als Diaconus zu Theuma angestellt war. Letzteres Amt wird jetzt von einem Sohn des frühern Rector Wimmer in Plauen, Emil Wimmer verwaltet. In dem Zeitraume von 350 Jahren hat Theuma überhaupt 18 Pastoren und 32 Diaconen gehabt. Im Jahre 1533 wurde der Praemissarius abgeschafft, an dessen [93] Stelle 1565 das Diaconat trat. Die Schulstelle in Theuma gehörte von jeher zu den besten im Voigtlande. Herr Lehrer Vogel früher in Strassberg, hat hier sein 50jähriges Amtsjubiläum gefeiert, dessen Schwiegersohn G. Hallbauer sein Nachfolger geworden ist. Die Zahl der Schulkinder beläuft sich jetzt beinahe auf 250. Schloditz schickt seine Kinder ebenfalls dahin in die Schule. Theuma hatte vor der neuen Gerichtseintheilung verschiedene Gerichtsbarkeiten. Ein Theil gehörte unter das Patrimonialgericht von Mechelgrün, der andere Theil sogar nach Reusa und der dritte Theil nach Schloditz, die übrigen Bewohner aber unter das Amt Plauen. –

Zu Schloditz gehörten auch einige Häuser von Drosdorf, Obermarxgrün und Thiergarten. Schloditz hat, wie Theuma, eine bedeutende Viehzucht und viel Ackerbau, welcher leider der hohen Lage wegen nicht sehr ergiebig ist. In den neueren Zeiten findet man in Schloditz und Theuma die meisten Näherinnen für Plauens Fabrikanten und die Frauenzimmer dieser Orte finden daher Jahr aus Jahr eine hinreichende und lohnende Beschäftigung.

Die einige Minuten über Schloditz liegende Jucheh ist ein sehr schöner Punct zur Fernsicht über einen grossen Theil des Voigtlandes und weiter hinaus. Im dasigen Wirthshause finden sich zu schöner Jahreszeit von Nah und Fern viel Gäste ein und gestärkt durch ein gutes Glas Bier, nach angenehmer Unterhaltung zieht ein Jeder am Abend befriedigt von dannen.

Im 16. Jahrhundert besassen die Herren von Rabe das Gut, dann kam es an die Familie von Tettau.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Herr Kaufmann Uebrig damit belehnt, welcher es nicht lange besessen hat, da ihm viel Unglück traf, wodurch er in Schulden gerieth und das Gut seinen Gläubigern überlassen musste. Arm und verlassen von allen Freunden musste derselbe im Auslande einen Aufenthalt sich aufsuchen. Doch scheint die Vorsehung über gute Menschen, wozu Herr Uebrig zu zählen ist, immer ihre Hand zu halten: Derselbe gewann im hohen Alter noch 10,000 Thaler in der Lotterie. Er verlebte die letzten Jahre seines Lebens froh und heiter im Familienkreise seiner Tochter, der verehel. Frau Pastor Neidhardt in Pausa. Im Jahre 1826 besass Schloditz Herr Golle, von welchem es an den dermaligen Besitzer Herrn Adler übergegangen ist, einen ausgezeichneten Oekonomen, der viel zur Verbesserung des Rittergutes Schloditz aufgewendet hat.

Oberhalb von Schloditz, unmittelbar an der Jucheh geht die von Reichenbach nach Oelsnitz und weiter nach Böhmen hin führende Chaussee vorüber, eine Strasse, die vor dem Baue der Sächsisch-Baierschen Eisenbahn sehr belebt war, weil alle Badereisende, alle Frachtfuhrleute dieselbe befuhren, da solche weniger Steigerungen hatte, als die Reichenbacher-Plauen-Oelsnitzer Chaussee. Die früher durch Schloditz nach Schöneck führende Strasse ist gänzlich liegen geblieben, da der Weg über Voigtsberg vorgezogen wird.

M. G.