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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Oehna

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Textdaten
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Titel: Oehna
Untertitel:
aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 141–142
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854–1861
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Oehna
Oehna


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Oehna.


Oehna, wend. Hownow oder Howejow, ½ Stunde nordöstlich von Bautzen, auf einem Berge an der Spree gelegen.

Von Oehna aus geniesst man eine der herrlichsten Aussichten.

Der Ursprung vom Orte selbst dürfte ein weit in die Vorzeit hinausreichender sein. Sein wendischer Name Hownow oder Howejow soll von der Bezeichnung des Feuerscheines abzuleiten sein, welcher sodann sichtbar wurde, wenn die Priester des Gottes Flinz, dem in der unmittelbaren Nähe von Oehna ein Standbild errichtet war, zur Darbringung von Opfergaben aufforderten.

Flinz stand bei den Sorbenwenden in der Reihe der Gottheiten, die sie besonders in Meissen und in der Lausitz verehrten. Er galt als Gott der Verstorbenen und der Auferstehung.

Sein auf dem Höhepunkte des reizenden Spreeufers aufgestellt gewesenes Standbild hat nach den darüber vorhandenen Ueberlieferungen ein in einen weiten Mantel gehülltes Todtengerippe dargestellt, welches in der rechten Hand einen Stab mit einer brennenden Korngarbe, oder nach Anderen mit einer rauchenden Opferschale gehalten, während ein Löwe mit den hinteren Füssen auf seiner linken Hand, mit den vordern auf seinem Nacken geruht, so dass sein Kopf über das Haupt des Idols hervorgeragt hat. Der Löwe sollte die Wachsamkeit der Stunde andeuten, womit das Standbild Todte weckte. Die Lage hatte allerdings etwas Feierliches und eignete sich ganz zum Standorte eines Götzen. War aber einer hier, so kann er nicht Flinz oder Flins genannt worden sein. Vielmehr erhielt er diesen Namen erst von den Deutschen, weil sein Fussgestell oder er selbst aus Flins (Kieselstein) geformt war.

Die Zeit, wenn das Standbild Flinz (oder Flins) vernichtet worden ist – nach der allgemein verbreiteten Sage wurde es in die vorüberfliessende Spree gestürzt – wird verschieden angegeben.

Nach Einigen soll Adelgott Erzbischof zu Magdeburg mit dem Herzoge Lothar, nachmaligem deutschen Kaiser im Jahre 1126, nach Anderen Bischof Otto von Bamberg im Jahre 1124 das Bild des Flinz (Flins) zerstört haben. Es dürfte jedoch dessen Vernichtung bereits in die Zeit vor 1106 und wohl schon ins 10te Jahrhundert fallen, indem von da an die Kraft der Sorbenwenden allzusehr gebrochen war, um annehmen zu können, dass sich eines ihrer Götzenbilder über diese Zeit hinaus erhalten habe oder eine Wiederaufrichtung von ihnen sollte versucht worden sein.

Man hat in der früheren Zeit und noch im Jahre 1725 steinerne Platten mit 3 tiefen Löchern gezeigt, in welchen Letzteren das Götzenbild gestanden haben soll. Der damalige Besitzer, Dr. Brescius, lies auf dem von der Sage geheiligten Hügel und zu deren Andenken eine steinerne [142] Spitzsäule mit dem Anfangsbuchstaben seines Namens B. und der Jahreszahl 1725 bezeichnet setzen. Man hat es auch in früheren Zeiten nicht an Versuchen fehlen lassen, die in dem überaus tiefen Flussbette der Spree ruhenden Ueberreste des Götzenbildes, das über der Sage aus Gold geformt gewesen, zu Tage zu fördern.

Die durchaus massiv und seit dem im Jahre 1817 stattgefundenen Brande wieder neu hergestellten und später durch hinzugetretene Neubauten beträchtlich erweiterten Rittergutgebäude von Oehna entsprechen den Anforderungen der Neuzeit und machen auf das Auge durch die gewählten Verhältnisse einen wohlthuenden Eindruck.

Als der erste bekannte Besitzer dieses frühern Mannlehnguts Oehna erscheint Hans Hennig von Blankenfeld auf Weissensee, später Hofrichter zu Budissin, welcher das Gut 1650 erwarb. Es gelangte hierauf im Jahre 1698 an Franz Adolph von Nostiz, unterlag aber von da an öfters sich rasch wiederholenden Besitzveränderungen. Im Jahre 1741 wurde es in Erbe verwandelt und befindet sich gegenwärtig in den Händen des Herrn Theodors von Hennig, eines vortrefflichen, menschenfreundlichen Herrn gegen seine Untergebenen.

Die Kriegsereignisse des Jahres 1813 führten schwere Bedrängnisse für Oehna herbei.

Am verhängnissvollen 10. Mai, wo der Kaiser Napoleon bei der Schlacht von Bautzen auf einem hohen, von Linden (die noch jetzt den Namen der „Napoleonslinden“ führen) beschatteten Punkte des Spreeufers den Uebergang zweier Artillerieparks über die Spree beobachtete, auch kurz darauf das Dorf Oehna berührte, wobei er einige freundliche und trostbringende Worte an die geängstigten Dorfbewohner richtete, wurde der Rittergutshof nebst einem beträchtlichen Theil des Dorfes ein Raub der Flammen, ein Brandunglück das einen grossen Theil der Rittergutsgebäude am 25. März 1817 wiederholt traf.

Die Lage von Oehna, dessen südliche Grenze durch die in einem überaus pittoresken Thale (als „Oehnaer Thal“ weithin bekannt) dahin fliessende Spree gebildet wird, gehört zu den reizendsten der Lausitz.

Die Gegend ist, wenn auch hügelig, dennoch fruchtbar. Der Boden, die besseren Bodenklassen aufweisend, ist von lehmiger, milder Beschaffenheit.

Die an der Spree sich hinziehenden Wiesen gewähren reichen Ertrag, wie die besonders schönen trockenen Huthungsflächen dem Schaafzüchter leichterkennbare Vortheile bieten.

Die Nähe der Stadt fordert zu einem schwungvollen Betriebe der Viehwirthschaft auf, wie sie im Allgemeinen den Absatz aller Producte ungemein erleichtert.

Die Einwohner von Oehna, welche die wendische Nationalität treu bewahrt haben, besuchen die Michaeliskirche zu Bautzen.

Oehna hat ausser einer Mahlmühle, welche vermöge der ihr zu Gebote stehenden Wasserkraft besonders beachtungswerth ist, 14 Gartenwohnungen und 2 Häusler. Der Häusercomplex besteht aus 16 bewohnten Gebäuden mit 119 Einwohnern.

Einer Sage zu Folge, hatten in Oehna die Priester der Götzen an der Spree unterirdische Höhlen, wovon man noch in unsrer Zeit Ueberbleibsel bemerkt haben will.

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