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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Ober-Burkau

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Textdaten
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Autor: Moritz Grimmel
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Titel: Ober-Burkau
Untertitel:
aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 205–206
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Ober - Burkau
Ober - Burkau


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Ober-Burkau


Der Ort Burkau liegt 4 Stunden von Bautzen, aber nur 1 Stunde von Bischofswerda, 21/2 Stunde von Kamenz und zieht sich ungefähr 1 Stunde von Westen nach Osten hin, weshalb es auch 3 Rittergüter hat und in Ober-, Mittel- und Unter-Burkau eingetheilt ist.

Burkau hat seinen Namen wahrscheinlich daher, dass es die Aue an der Burg war. Es soll nämlich auf demjenigen der südlichen Berge, welche im Munde des Volks Gnass’s Kessel genannt wird, eine Burg gestanden haben, welche das Thal beherrschte. Auch findet man dort wirklich noch Spuren von Gemäuer.

In Communalangelegenheiten macht dieser grosse Ort mit seinen 3 Collatoren blos eine Gemeinde aus und hat daher nur einen Gemeinderath.

Die von Stauchnizsche Familie war lange Zeit im Besitze des Gutes. Unter den nachherigen Besitzern von Ober-Burkau ist vorzüglich Carl Friedrich Wilhelm Freiherr von Braun und Wartenberg zu erwähnen. Derselbe hat nämlich im Jahre 1754 ein auf den Rittergütern Ober- und Nieder-Burkau als eiserner Stamm haftendes, zu 2 und resp. 5 Proc. zu verzinsendes Kapital von 300 Thlr. dergestalt legirt, dass ein Theil der jährlichen Zinsen bei einen zu Ehren seiner im Jahre 1753 verstorbenen Gattin jedesmal am Feste der Reinigung Mariä als an ihrem Geburtstage abzuhaltenden Trauergottesdienst, der andere zu Unterstützung der hiesigen, allerdings sehr armen Kirchkasse, und der dritte zu Vertheilung an 9 arme alte Weiber verwendet wird.

Später kam das Gut an Carl August Brückner und Consorten zu Pulsnitz[WS 1]. Und dann an Carl August Menzner. Nach dessen Tode es von seinen Erben übernommen wurde.

Der derzeitige Besitzer ist Herr Kielau.

Das Rittergut Ober-Burkau ist von mittlerer Grösse, hat aber schöne Gebäude und wohleingerichtete Wirthschaftsräume, die Fluren sind nicht unfruchtbar, obschon sie nicht der besten Bodenclasse angehören.

Zum Rittergute gehört auch eine starke Brauerei und Branntweinbrennerei, auch eine Ziegelei ist eingerichtet.

Zu den grössern Besitzungen in Burkau gehört aber das Lehngericht, welches ebenfalls die Menznersche Familie mit dem Gute besass und jetzt noch besitzt.

Ziemlich in der Mitte des Dorfes, doch etwas weiter nach oben steht auf dem Kirchhofe die Kirche, deren Inneres geräumig und hell ist.

Das Collaturrecht über diese Kirche so wie über die Schule steht wechselweise dem Kloster Marienstern und dem Besitzer des Rittergutes Nieder-Burkau zu.

Die südlich an der Kirche ganz in der Nähe derselben befindliche und an dem Eingange in den Kirchhof nur durch die Dorfstrasse getrennte [206] Pfarrwohnung, ist zwar schon im Jahre 1687 erbaut, hat aber seitdem manche Veränderungen erlitten, namentlich im Jahre 1824 durch einen neuen Anbau.

Die im Jahre 1823 erbauten Wirthschaftsgebäude sind massiv und geräumig. Unmittelbar an den bei der Pfarrwohnung befindlichen Garten stossen nach Süden sich hinziehend, die zum Pfarrlehn gehörenden Fluren, deren pflugbares Land früher von einem Pfarrbauer bestellt werden musste.

Seit dem Jahre 1837 sind diese Dienste abgelöst und in eine Geldrente verwandelt.

Sehr schön präsentirt sich das ebenfalls der Kirche ganz nahe gelegene und in Westen derselben mit seinen Nebengebäuden an die Kirchhofmauer anstossende Schulgebäude.

Es ist erst im Jahre 1823 massiv gebaut und enthält ausser den Wohnungen für 2 Lehrer 2 grosse Schulstuben, deren jede durch 9 hohe Fenster ihr Licht empfängt.

Links an der Kirche steht ein zum Rittergute Ober-Burkau gehörender Schuppen, der mit einer Pforte zusammenhängt, von wo herab Stufen auf den Fussweg leiten, welcher nach der Dorfstrasse hinüberführt.

Burkau stand, wie oben schon erwähnt worden, vor Einführung der neuen Gerichtsorganisation unter 3 Gerichtsbarkeiten, unter der des Rittergutes Ober-Burkau, der des Rittergutes Nieder-Burkau und der des Klosters Marienstern oder Mittel-Burkau.

Doch waren die unter diese 3 Herrschaften gehörigen Besitzungen, nicht der Localität nach von einander geschieden, sie lagen vielmehr unter- und durcheinander.

Das Kloster Marienstern zählte die meisten zugehörigen 21 Bauern 10 Gärtner, 124 Häusler. Weniger das Rittergut Nieder-Burkau 4 Bauern 15 Gärtner, 36 Häusler. Das Rittergut Ober-Burkau 13 Bauern 9 Gärtner, 44 Häusler.

Ausser diesen Rittergütern giebt es in Burkau noch eins, Klein-Burkau genannt, dessen, auf der nördlichen Seite Burkaus in das Feld hinausgesetzte, Gebäude in der Mitte zwischen Ober- und Nieder-Burkau gelegen sind.

Es hat gar keine Gerichtsuntergebene mehr gehabt und ist seit dem Tode Herrn Leskes parcellirt worden.

Im Ganzen besteht das Dorf also aus 3 Rittergütern, 1 Lehngericht, Pfarre und Schule, 28 Bauergütern, 31 Gartenwohnungen und 204 Häuslerwohnungen.

Die Einwohnerzahl beträgt an 1600 Seelen, welche zusammen jetzt dem Gerichtsamte Bischofswerda zugewiesen sind.

Die Beschäftigung der Bewohner ist zum grössten Theil Leinwandweberei, sie stehen deshalb mit den benachbarten Dorfschaften, namentlich aber mit Budissin in einem bedeutenden Verkehr.

M. G.     

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Puslnitz