Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Medingen
an der Röder, 3 Stunden von Dresden und 1½ Stunde von Radeburg gelegen, ist ein sehr früh erbauter Ort und mag vor alten Zeiten Medungen geheissen haben.
In den früheren Zeiten war mit dem dasigen Gute Balthasar von Arras beliehen. Kurfürst Christian I. liess es Christophen von Looss zum Tausch kauf- und erblich zukommen. Im Jahre 1550 begnadigte Kurfürst Moritz Christophen von Carlowitz mit den Obergerichten, der es nachher an Rudolph von Bünau zu Radeburg, und dieser wieder an [142] Christoph von Looss verkaufte. Hernach folgte als Besitzer Christoph von Spohr, welchen Kurfürst Johann Georg I. in Schriftsässigkeit gesetzt hat. Von Letzterem erhielt es der Oberjägermeister Loth von Bomsdorf, der mit seiner Gemahlin 29 Kinder erzeugte. Diesem folgte der Kammerrath Wilhelm Ernst Bernhardt Vitzthum von Eckstädt und darauf der Commissionsrath und Hofzahlmeister Jacob Gottfried Essenius, der es aber nur 19 Wochen besass, indem derselbe vom Schlage gerührt, in Warschau plötzlich starb. Der nächste Besitzer war der wirkliche geheime Kriegsrath Carl Friedrich von Teubern, welchem Curt Willibald Ganz Edler zu Puttlitz folgte. Nach diesem acquirirte diese Besitzung Peter Carl Wilhelm Graf von Hohenthal, von welchem es an Carl August Wilhelm von Bose kam. Dieser verkaufte es anderweit an Johann Gotthelf Manert, und dieser wieder an Carl Heinrich Kiessling. Dann wurde Maximilian von Oertzen damit beliehen, von welchem es in die Hände des Carl von Kraft, überging, dem Friedrich Gottlob Moritz Stoss folgte. Von Letzterem kaufte es die zur Bereitung baierischen Bieres zusammengetretene Actiengesellschaft, nach deren Auflösung es der dermalige Besitzer Herr H. C. Zürner acquirirte.
Medingen war schon früher durch seine Bierbrauerei berühmt. Hier wurde sehr gutes Bier, das sogenannte Gesundheitsbier gebraut, wozu das aus dem sogenannten Goldbrunnen kommende Wasser verwendet wurde.
Im Jahre 1836 hat sich hier eine Actiengesellschaft constituirt, um diese Bierbrauerei noch mehr zu heben und solche auf baierischen Fuss einzurichten. Diese Actiengesellschaft hat sich später wieder aufgelöst, nachdem verschiedene andere grosse Brauereien und derartige Etablissements in der Nachbarschaft entstanden waren, die Brauerei besteht noch und braut auch sehr gutes Bier.
Medingen hat herrliche Rittergutsgebäude und eine bedeutende Schäferei. Auch befindet sich im Orte ein Gasthof und eine Mühle. Medingens Einwohner nähren sich grösstentheils vom Ackerbau, theilweise auch vom Holzhandel.
Der hiesige Rittergutsbesitzer ist Collator über die dasige Kirche und Schule, der Filialort Grossdittmannsdorf steht unter der Gerichtsbarkeit des Ritterguts Boden, dem auch die Collatur über die dasige Schulstelle zusteht.
Die Kirche in Medingen, eine sehr alte Kirche, wurde im Jahre 1747 auf Veranstaltung des damaligen Collators, Herrn Kriegsraths von Teubern reparirt und vergrössert, auch mit neuem Altar und neuer Orgel versehen. Die beiden Glocken sind ebenfalls sehr alt. Die kleinere derselben enthält eine schwer zu entziffernde Umschrift.
In der frühesten Zeit war der dasige Pfarrer zugleich Schulmeister und Organist, wie wir dies noch in einzelnen Kirchdörfern Sachsens finden. Der erste bekannte Pfarrer war Partsch von Lummitzsch. Derselbe bittet höchlich:
- „Bei den eingepfarrten zu uerschaffen das er einen eignen Kirchendiener haben möchte, denn ihme bey der Communion zu schwer auch fast unmöglich seyn wollte, das er zugleich das Hochwürdige Sacrement austeylen und die Kirchengesenge selbst füren und halten sollte.“
Später wurde der Schulmeister zu Grossdittmannsdorf zugleich Schulmeister und Organist in Medingen.
Grossdittmannsdorf war früher nach Radeburg eingepfarrt. Ungefähr ums Jahr 1600 brachte es der damalige Besitzer von Radeburg und Medingen, Rudolph von Bünau, dahin, dass Grossdittmannsdorf von Radeburg ausgepfarrt und als Filial nach Medingen geschlagen wurde. Doch bekam der Pfarrer von Radeburg das Decemgetreide an 2 Malter Korn und 1 Malter Hafer, welches derselbe bis zur Ablösung dieses Decem von Grossdittmannsdorf abholen musste.
Die frühere wüste Capelle in Grossdittmannsdorf wurde durch die Herren Gebrüder Zeidler in eine bequeme Kirche umgewandelt und am 5. Mai 1605 feierlich eingeweiht. Der Pfarrer zu Medingen, Peter Sturz hielt damals die Weihpredigt.
Medingen ist der Geburtsort der als Orgel- und Instrumentenbauer zu Dresden berühmt gewesenen Gebrüder Wagner.
Medingen gehört jetzt zum Gerichtsamt Radeburg zum Bezirksgericht- zur Amtshauptmannschaft- zum Regierungsbezirk Dresden und zählt der Ort mit dem neuen Anbau 89 bewohnte Gebäude mit 115 Familienhaushaltungen und 542 Einwohnern.
In Medingen wird auch schon viel Haidegrütze erbaut, daraus polnische Grütze gefertigt und stark und weit verhandelt.