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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Gröba

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: M. G.
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Titel: Gröba
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aus: Meissner Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 2, Seite 159–160
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Gröba,


sonst Greba, Groben genannt, verdankt seine Entstehung den Daleminziern, die zu den Sorben, so wie diese wieder zu den Slaven gehörten und um’s Jahr 534 v. Chr. auch die hiesige Gegend in Besitz genommen haben. Sie benannten ihre neuen Anbauungen nach Orten in ihren früheren Wohnsitzen. Und im Königreiche Bosnien, das eigentliche Vaterland der Daleminzier, giebt es ebenfalls einen Ort Greben. Der Wanderer, wenn er von Riesa aus, längs des linken Elbufers hin nach Strehla zu sein Ziel verfolgt, gelangt unterhalb der zur Leipzig-Dresdner Eisenbahn gehörenden Elbbrücke, und in ganz geringer Entfernung von derselben, in unser freundliches Gröba, welches in einem anmuthigen Thale liegt und auf der einen Seite von dem Döllnitzbache durchschnitten wird, der hier in die Elbe mündet.

Das bedeutende hiesige Rittergut mit Inbegriff eines Bauerfeldgrundstückes, das den Namen des Fraumuttergutes führt und früher seine eigenen Gebäude hatte, einer Schäferei, nebst Schäferwohnung u. dergl., wie auch mehrer Drescherhäuser und der im Jahre 1838 am Eisenbahnhofe bei Riesa diesseits der Bahn erbaueten geschmackvoll eingerichteten Restauration, welche im Jahre 1829 ein Stallgebäude erhalten und im Jahre 1840 durch einen Garten verschönert worden ist, stand bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation über die Orte Oberreussen, Forberg, Bobersen die Gerichtsbarkeit zu.

Nach Vertreibung der Daleminzier besassen Gröba die Bischöfe von Naumburg, von welchen es Kaiser Karl IV. käuflich an sich brachte und gleich Dahlen und andern Orten zu einem böhmischen Afterlehn machte. Die Kaiser besassen es noch im Jahre 1372. Im darauffolgenden Jahrhundert wird ein gewisser Albrecht von Ussk als darauf gesessen aufgeführt. Noch 1484 besass Gröba Valtin Debin, und von diesem kaufte es in demselben Jahre, unter dem Namen des Freigutes Groben, Günther von Nytsswitz oder Nitzschwitz. Die nachfolgenden Besitzer waren: Nicol von Nitzschwitz, welcher noch 1519 lebte; dann Nicol von Nitzschwitz, welcher 1561 hier starb und die Besitzung seiner Wittwe hinterliess, die es noch 1605 inne hatte; ihr folgte Günther von Nitzschwitz, welcher das Freigut bis 1629 besass; ihm succedirte Caspar von Nitzschwitz bis 1642, von welchem es an dessen Sohn, Nicol Heinrich von Nitzschwitz, kam, auf dessen Ansuchen unterm 6. Mai 1661 dem Gute von Kurfürst Johann Georg II. die Schriftsässigkeit der Güter Gröba und Oberreussen ertheilt wurde, jedoch ohne Auslösung auf den Landtagen.

Nach des letztern Tode übernahm die Güter dessen Sohn, Caspar Dietrich von Nitzschwitz, welcher 1684 mit Tode abging und seine Besitzungen seiner Wittwe, Sara Catharina, geborne von Starschedel, hinterliess. Kurze Zeit war dann Gröba im gemeinschaftlichen Erbe. Durch die verw. gewesene Osterhausen, geborne von Nitzschwitz, welche als zweiten Gemahl den königl. polnischen und kurfürstlich sächsischen Kammerherrn, Johann Georg von Arnim auf Planitz und Auligh, erkoren hatte, kam 1696 Gröba an die Familie von Arnim. Nach dessen Ableben übernahm der Sohn, Christoph Heinrich von Arnim auf Planitz und Voigtsgrün, das Erbe seines Vaters, welcher 1767 verstarb.

Der einzige Sohn erster Ehe des Christoph Heinrich von Arnim, der kurfürstlich sächs. Kammerjunker und Oberforst- und Wildmeister in Annaburg, besass dann Gröba mit Zubehör bis 1703. Von dem von Arnimschen Geschlechte erkaufte Gröba 1783 zu Michaelis Johann Carl Benedict Wacker, nachmals von Wacker, der bis 1813, seinem Todesjahre, im Besitze dieses Gutes blieb. Nach seinem Absterben blieb noch seine Wittwe, Maria Elisabeth, geborne Pfeiffer aus Abersdorf bei Zittau, welche sich den 14. Juli 1814 zum zweiten Male mit Adam Theodor Rüssing, herzogl. bergischem Rittmeister und Ritter der Ehrenlegion, verehelichte, Besitzerin von Gröba, und zwar bis zu ihrem Lebensende den 15. April 1828. Hierauf übernahm Gröba der letztgenannten Besitzerin zweiter Gemahl auf Hof und Reitzen, der sich den 12. März 1829 zum zweiten Male mit [160] Louise Pauline, der zweiten Tochter des Erb-, Lehen- und Gerichtsherrn Friedrich Schmalz auf Glossen und Schöps in der Oberlausitz, die ihm zwei noch lebende Töchter gaben, vermählte, und nach deren frühern am 4. August 1834 in Hof erfolgten Hinscheiden, den 2. Februar 1826[VL 1] zum 3ten Male mit dessen 3ten Tochter Emma Elisabeth sich verehelichte.

Herr Adam Theodor von Thielau Rüssing endlich überlies Gröba seinem Schwager Herrn von Kommerstädt, welcher solches zur Zeit noch besitzt.

Unter den Rittergutsgebäuden, die sich grösstentheils gleich am Ausflusse der Döllnitz befinden, wo im Winter die Elbkähne von Riesa liegen, verdient das mit einem Thurme versehene Schloss besondere Erwähnung, welches im Jahre 1707 von J. G. von Arnim erbaut worden ist. Dieses Schloss, wie es in der Abbildung zu sehen, ist in neuerer Zeit noch sehr verschönert worden. Die das Schloss früher umgebenden Wirthschaftsgebäude sind weggerissen und auf die Anhöhe gebracht. Die in den obern Theil des Schlosses führende Treppe von aussen, so wie der grosse Damm um dasselbe von der Elb- und Bachseite, um es so viel als möglich gegen das Eindringen des Wassers zu sichern, sind Bauten des vorigen Herrn Besitzers, welcher um so grösseren Anspruch auf Dank seiner Untergebenen zu machen berechtigt ist, da durch den zuletzt erwähnten Dammbau, auch Kirche und Schule mehr vor den Ueberschwemmungen geschützt worden ist.

Die Baumpflanzungen, die Alleen nach Riesa und Pausitz, die Zusammenlegung der Fluren sind lauter Werke des Herrn von Thielau-Rüssing.

In Gröba, zwischen Merzdorf und Riesa, ganz in der Nähe der Eisenbahn, giebt es auch eine von den sogenannten wüsten Marken, jenen Ueberresten, die sich meistentheils vom Hussitenkriege herschreiben. Sie wurde sonst nur als Hutung benutzt und hiess der Kuckelitz oder die Kuckelitzlehde. Im Jahre 1839 ist dieselbe getheilt worden, und der grösste Theil davon kam an das Rittergut. Die Pfarre und jedes grössere und kleinere Bauergut erhielt ungefähr 2½ Scheffel und die Schule und jedes Haus ungefähr 2 Metzen. Jetzt ist das beste Ackerland aus diesem wüsten Boden, wo früher ein Dorf stand, gezogen worden.

An der Strasse nach Riesa, nicht weit vom rechten Ufer der Döllnitz liegt ein Feldstück, das den Namen der Thorbrücke führt. Dieses hat seinen Namen auf alle Fälle von Thor, dem Donnergotte, den die alten Deutschen als einen Beschützer auf Reisen, einen Retter in Gefahren verehrten.

Ein Theil jenes Feldstückes gehörte bis zum Jahre 1837 zum Pfarrgute. In dem letzteren Jahre wurde er mit einem herrschaftlichen Stücke Feld auf dem sogenannten Galgenberge vertauscht.

Noch ist bemerkenswerth der unweit des Rittergutes, an der Elbe nach Riesa zu gelegene aus Granitstein bestehende sogenannte Kutzschenstein. Es ist dies ein Felsen, der für Gröba bei dem Andrange der Eismassen ein mächtiger Schutz ist, und dessen Name mit dem altsächsischen Worte Kutter, einem Orte, wo sonst in Kriegszeiten eine Wache hingestellt war, oder eine Schutzwehr.

In dem Kutzschensteine befindet sich ein grosser herrschaftlicher Keller und über diesem ein Pavillon, der aber nicht mehr benutzt wird. Auch erwählte sich hier auf dem Kutzschensteine die 1828 verstorbene Besitzerin von Gröba ihre Ruhestätte und eben da lies ihr in den Jahren 1835 und 1836 ihr zweiter Gemahl ein herrliches, aus Sandstein bestehendes und von dem Bildhauer Gareis in Ostritz bei Löbau verfertigtes Denkmal errichten. Vor einer grossen Pyramide, auf deren Rückseite ein Engel mit einer Urne angebracht ist, befinden sich drei grosse Figuren und ist die erste eine sitzende greise Pilgerin mit aufwärts gerichtetem Blicke, den Stab an ihrer Seite und den Hut zu ihren Füssen; die zweite die Hoffnung mit der einen Hand auf den Anker sich stützend und mit der andern nach oben zeigend; und die dritte etwas höher, die Religion mit niederwärts gerichtetem Auge, in der linken Hand ein Kreuz und in der rechten einen Kranz haltend. An der einen Seite der Pyramide erblickt man ein Füllhorn, einen Bienenstock und eine Weizengarbe als die Sinnbilder des göttlichen Sorgers. Der obere Theil der Pyramide trägt in vergoldeten bronzenen Buchstaben die Inschrift:

MARIA ELISABETH RUESSING AUF Gröba UND Hof, geb. Pfeiffer, geb. am 22. October 1748, gest. den 15. April 1828.

Eine am Fusse des Denkmals angebrachte Marmorplatte endlich enthält die Worte:

„Müde Pilgrin, leg’ ihn nieder,
     Deinen Stab, Du bist am Ziel!
Kehre zu der Heimath wieder
     Aus dem irren Weltgewühl.

Dort wird, was hier Nacht war, tagen,
     Was hier schmerzte, Wonne sein,
Was wir nimmer hier erjagen
     Nennst Du droben ewig Dein!“

Eine Kirche war in Gröba ebenfalls sehr frühzeitig. Denn 1168 schenkte der Bischof Udo zu Naumburg dieselbe dem bosanischen Kloster Riesa. Daher mag es auch gekommen sein, dass die Collatur über das hiesige Pfarramt früher dem ehemaligen Kloster und dann dem Rittergute Riesa zustand, welche erst im Jahre 1708 mit Bewilligung des damaligen Oberconsistorium von der damaligen Besitzerin von Riesa, einer gewissen Felgenhauer, an die Besitzer des Ritterguts Gröba verschenkt wurde.

Die jetzige Kirche ist von Grund aus im Jahre 1720 neu erbaut. Ihr Inneres ist einfach, hell und freundlich und bildet ein längliches Viereck. Tritt man durch den Haupteingang in dieselbe ein, so hat man daher den Altar mit der Kanzel über ihm. Hinter dem Altare ist die Sacristei, zu beiden Seiten desselben stehen der Beichtstuhl und der Kirchvaterstuhl und rechts und links vom Altarplatze befinden sich die Capellen der hierher eingepfarrten drei Rittergutsherrschaften und unter ihnen die früheren Erbbegräbnisse derselben. Ueber der Capelle der Gröbener Herrschaft erblickt man das Wacker’sche Wappen mit der Umschrift:

Johann Benedictus Wacker 1783.“

Ueber dem Beichtstuhle sieht man ein Epitaphium, welches Johann Christoph von Arnim seinen Aeltern und seinem einzigen Bruder widmete, sowie über dem Kirchvaterstuhle das Epitaphium, das dem obenerwähnten zweiten Nicol von Nitzschwitz und dessen Gemahlin gewidmet ist.

Die Pfarrgebäude liegen in einiger Entfernung von der Kirche, mitten im Dorfe; das Schulhaus, der Kirche gegenüber an dem Wege, der von dem Rittergute aus durch das Dorf führt. Die Erbauung derselben, im Jahre 1819, hat die damalige Besitzerin Frau Rittmeister Rüssing bewerkstelligt, welche sich sammt ihrem Herrn Gemahl ein bleibendes Andenken erworben hat. Zwei Denktafeln von der Zeit der Einweihung der Schule stammend, deuten auf die edlen Gesinnungen dieser Gerichtsherrschaft hin.

Eingepfarrt nach Gröba sind Oberreussen, Forberg, Mertzdorf und Pochra und Bobersen und Lossa jenseits der Elbe.

Ausserdem findet man in Gröba zwei Mühlen und 20 Bauergüter von verschiedener Grösse, 40 Häuser mit Einschluss zwei Armenhäuser, ein Spritzenhaus und einen früher zum Rittergute gehörigen Gasthof. Die Einwohner, deren Anzahl auf 500 sich beläuft, beschäftigen sich mit dem Ackerbaue, zum Theil aber auch mit gewöhnlicher Tagelöhnerarbeit oder mit Handwerken. Es giebt hier Stell- und Rademacher, einen Huf- und Waffenschmied, Schneider, Leinweber, Zimmerleute und Maurer. Gröba gehört jetzt zum Gerichtsamt Riesa, zum Bezirksgericht Meissen, zur Amtshauptmannschaft Meissen, zum Regierungsbezirk Dresden.

M. G.     



Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: 1836