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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Breitingen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: O. M.
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Titel: Breitingen
Untertitel:
aus: Leipziger Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band I, Seite 71–72
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons = SLUB Dresden
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Breitingen.


Das schöne grosse Dorf Breitingen liegt eine Stunde südwestlich von der Stadt Borna in einer fruchtbaren Aue am linken Ufer der Pleisse in kaum viertelstündiger Entfernung von dem Städtchen Regis. Es besteht ausser dem Rittergute aus hundertvierundzwanzig Häusern, hat ein eigenes Brauhaus, ein stattliches Gasthaus und zählt über siebenhundert Bewohner, die grösstentheils wohlhabend sind und auf den trefflichen Feldern vielen Gurken- und Camillenbau treiben. In südöstlicher Richtung von Breitingen befinden sich eine Anzahl Teiche, von denen mehrere zum hiesigen Rittergute, die wichtigsten aber, namentlich der sogenannte Breitinger See, zu dem Altenburgischen Gute Haselbach gehören. In kurzer Entfernung von Breitingen beginnt der grosse Altenburgische Kammerforst und in nördlicher Richtung zieht sich die Strasse hin, welche von Lucca über Frohburg nach Dresden führt.

In alter Zeit wohnten die Herren des hiesigen Rittergutes auf dem Schlosse des Städtchens Regis, wo sich damals das Hauptgut befand. Nach einer noch im Stiftsarchive zu Naumburg befindlichen Urkunde schlossen die Gebrüder Markgraf Friedrich mit dem Biss und Markgraf Dietzmann nach der blutigen Schlacht bei Lucca mit Kaiser Albrecht auf der Burg zu Regis einen Waffenstillstand. Die Schlacht geschah am 31. Mai 1307 und kostete sechstausend markgräflichen aber doppelt soviel kaiserlichen Streitern das Leben; denn die Erbitterung der hiesigen Landleute gegen die Kaiserlichen war so heftig, dass eine grosse Anzahl der Letzteren von den Bauern auf der Flucht niedergemacht wurden, ja eine alte Frau zu Lucca, die acht Flüchtlinge in einem Backofen entdeckte, dieselben mit einer Ofengabel erstach. In demselben Jahre bestätigte Kaiser Albrecht in einer auf der Burg Regis ausgestellten und im Staatsarchive zu Altenburg vorhandenen Urkunde dem Augustinerkloster zu Altenburg seine Besitzungen und späteren Erwerbungen. Noch jetzt heisst eine Wiese von siebenunddreissig Ackern, die zum Rittergut Breitingen gehört, die „Burg“ und es ist somit wahrscheinlich, dass dieselbe einst hier gestanden habe. Zu welcher Zeit und durch welche Umstände das Schloss zu Regis seinen Untergang fand ist unbekannt.

Schon in sehr früher Zeit war Regis und Breitingen Eigenthum des Bisthums Naumburg-Zeitz, denn bereits 1355 verpfändete der Bischof Rudolph, ein geborner Schenk von Nebra, beide Orte für sechshundert Schock Prager Groschen an das Naumburger Kapitel „zu seinem und seines Gotteshauses Nutzen“. Im Jahre 1404 erkaufte Bischof Ulrich II. von Rülken von Holleuben und Hansen von Landsberg einige Wiesen, Weidigte und Hölzer zu Regis und 1407 erwarb er hier noch sieben Acker Wiesen von dem Altenburger Geistlichen Johann Bomgart. Nach der Reformation gehörte Breitingen, das damals schon Hauptgut war, als Kammergut dem Landesherrn, später den Herren von Schweinitz, in Urkunden auch Schwentz genannt, von denen Hans von Schweinitz 1580 und Nikol von Schweinitz 1589 genannt werden. Nikol von Schweinitz überliess „das Aemtchen“ wie das vereinigte Regis und Breitingen genannt wurde, Hansen von Bünau, der 1612 dem Hauptamte Zeitz ein Ritterpferd stellen musste. Im Jahre 1851[VL 1] gehörte Breitingen dem steinreichen Obersten und Amtshauptmann zu Zwickau, Carolus Bosen, welcher es von einem Herrn von Starschedel gekauft hatte, und nach seinem Tode einem Sohne dritter Ehe, Carl Haubold Bosen, hinterliess, der auch Frohburg und Elsterberg besass und sich mit Anna Sophie von Einsiedel auf Scharfenstein, nach deren Tode aber mit Hedwig von Bünau auf Lauenstein vermählte. Breitingen blieb im Besitze der von Bosenschen Familie bis zum Jahre 1822, wo es durch Kauf (141,000 Thaler) an Friedrich Gottlob Hartwig gelangte, der es 1834 seinem Sohne, Herrn Friedrich Gottlob Hartwig, als Erbe hinterliess. [72] Dem Rittergute Breitingen steht das Patronatsrecht zu über die Kirchen zu Breitingen und Regis. – Regis ist ein Vasallen-Städtchen, das erst seit 1834 eine städtische Verfassung und seit 1836 ein neues Rathhaus besitzt, weder Thore noch Ringmauern zeigt und durch den Hackgraben von der Ober- und Untervorstadt, durch die Pleisse aber von der Wasservorstadt getrennt ist.

In welchem Jahre die Kirche zu Breitingen erbaut wurde ist unbekannt, auf jeden Fall aber hat sie ein hohes Alter. Im Jahre 1699 wurde sie durch Fürsorge des damaligen Rittergutsbesitzers Heinrich Haubold von Bose bedeutend verlängert, erhöht und im Innern ausgeschmückt. Bei einem Brande schwebte die Kirche in grosser Gefahr, indem bereits der Thurm zu brennen begann, es gelang indess den rüstigen Männern des Dorfes ihr Gotteshaus vor der drohenden Vernichtung zu schützen. Auf dem mit Obstbäumen bepflanzten Kirchhofe befindet sich ein Erbbegräbniss der Familie von Bose, doch wird derselbe jetzt nicht mehr zur Bestattung von Leichen benutzt, indem schon seit langer Zeit ein Friedhof vor dem Dorfe besteht, auf welchem sich unter verschiedenen trefflichen Denkmälern das des 1834 verstorbenen Rittergutsbesitzers Hartwig auszeichnet. Die Schule zu Breitingen, in welcher auch die Kinder des eingepfarrten Dorfes Haselbach unterrichtet werden, besuchen gegen zweihundert Kinder, die ganze Parochie besteht aus etwa tausend Personen.

O. M.     



Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: 1651